Historical Saison Band 19
sie vollkommen zu beruhigen. Miss Frayne versicherte ihr, dass sie gern die gesamte Weihnachtszeit hier bleiben könne. Dann hat sie sich neben ihr Bett gesetzt und ihr eine ermüdende Passage aus Gibbons ‚Verfall und Untergang des Römischen Imperiums‘ vorgelesen, die ein ganzes Regiment eingeschläfert hätte. Tante Hester war bereits im Reich der Träume, bevor unsere Gastgeberin mit dem ersten Absatz fertig war.“
„Ja, Miss Frayne ist ein entzückendes Mädchen, und ja, ich mag und bewundere sie sehr. Dennoch werde ich ihr gewiss keinen Heiratsantrag machen, wenn du mir diese Entscheidungsfreiheit zugestehst, meine liebe Schwester? Beantwortet das die Fragen, die dir auf der Zunge liegen, Dina?“
„Zumindest zu einem Großteil, obgleich es jammerschade ist. Miss Frayne würde eine bezaubernde Countess an deiner Seite abgeben, und ich denke, du könntest dich glücklich schätzen, wenn sie dich heiratete.“
„In der Tat könnte ich mich sehr glücklich schätzen, aber sie verdient einen besseren Ehemann, als ich es ihr sein könnte.“
„Du liebst Sophie Bonet noch immer“, stellte Edwina nüchtern fest.
Peter konnte diese Aussage nicht einfach im Raum stehen lassen.
„Nein“, widersprach er so gelassen wie irgend möglich, obgleich er die Leugnung am liebsten laut herausgeschrien hätte, damit sie sich echter anfühlte. „Aber ich habe sie einst so sehr geliebt, dass mich die Erinnerung daran hindert, der leidenschaftlich liebende Gatte zu sein, den Miss Frayne verdient. Sie wird ihn eines Tages finden, wenn sie ein wenig älter ist und etwas mehr über die Welt weiß als jetzt. Was mich betrifft, verspreche ich, mir in der kommenden Saison mehr Mühe zu geben, eine Frau zu finden, die ich achten und in Ehren halten kann. Wenn ich Glück habe, wird dies die Übereinkunft, auf deren Basis wir eine Familie gründen können. Ich glaube nicht mehr ernsthaft an Liebe, Dina.“
„Und ich glaube, dass du noch immer derselbe Dummkopf bist wie eh und je, Bruderherz“, sagte sie mit einem traurigen, aber liebevollen Lächeln. Dann tätschelte sie ihm die linke Wange, schob ihn in Richtung Treppe und flüsterte: „Gute Nacht, mein unverbesserlicher Bruder. Wir sollten uns jetzt lieber hinlegen.“
„Ich frage mich, ob Sophie mir ein Gegenmittel gegen törichte Liebe brauen könnte, und einen Trank, der mich vergessen lässt, dass ich ihr je verfiel, wenn ich sie freundlich darum bitte“, murmelte Peter, als er sein Zimmer erreicht hatte und seine gequälte Miene in dem eleganten alten Spiegel erblickte. Er trank die Hälfte des Kräuteraufgusses, den sie für seine Tante gebraut hatte, und legte die geliehenen Kleider ab.
Während die Aufgewühltheit der Schläfrigkeit wich, schämte er sich ein wenig für seine mordlustigen Gefühle gegenüber dem abwesenden Hausherrn, dessen Gastfreundschaft er in vielerlei Hinsicht in Anspruch nahm. Es schien nicht richtig, den Besitzer des Gehrocks töten zu wollen, den er gerade sorgfältig über die Stuhllehne im Ankleidezimmer legte. Dennoch war er froh, dass wenigstens das gestärkte Krawattentuch, das er sich vom Hals zog, von einem der Söhne des Hauses stammte, und auch die Pantalons einem schlankeren Mann gehörten, als es Gutsherr Frayne wahrscheinlich war. Noch immer stellte sich Peter mit Befriedigung vor, wie er Sir Gyffard einen Kinnhaken versetzte, und nur widerwillig nahm er von der Idee Abstand.
Wenn er herumlief und alle Männer schlug, die klug genug waren, eine Frau, die so jung, hübsch und sinnlich wie seine Sophie war, zu begehren, würde er sich alsbald die Fäuste blutig schlagen und sich im nächsten Gefängnis wiederfinden.
Nein, er musste seine Eifersucht gegenüber dem ahnungslosen Hausherrn zügeln und das Leben annehmen, wie es war. Und wenn er recht bei Verstand war, löste er sich von den verruchten Fantasien, eine herrlich ungestüme und hingebungsvolle Sophie in das breite alte Bett zu tragen und die Bettvorhänge zu schließen, damit die Welt um sie herum versank.
Erschöpft aufseufzend ließ er sich auf die mit Daunen gefüllten Kissen sinken und wartete darauf, dass es sich unter den Decken warm und bequem anfühlte. Das Zimmer war mit aller Sorgfalt geheizt worden. Doch da er Sophie vermisste, fröstelte er, und es kam ihm so vor, als wären die Kissen und Plumeaus mit abgelegten Hufeisen gefüllt. Dann holte ihn die Wirkung von Sophies Schlaftrunk ein, und er schloss die Augen. In seinem Traum, in dem er sich
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