Historical Saison Band 19
beschützend und besitzergreifend an Sophies zierlichen Körper schmiegte, fühlte er sich endlich durch und durch warm und zufrieden. Er spürte ihre seidigen dunklen Haare auf der Haut, und ihr einzigartiger Duft stieg ihm in die Nase, während er sie festhielt, als wollte er sie nie wieder loslassen. Nie würde er riskieren, sie loszulassen, jetzt, wo er sie wiedergefunden hatte.
Nachdem sie gehört hatte, dass Sophie auf ihr Zimmer zurückgekehrt war, klopfte Imogen und fragte: „Rosie, Sie sind mir doch nicht böse, wenn ich ein paar Minuten hineinkomme und mit Ihnen rede, oder?“
Wie konnte sie die Bitte von sich weisen? Imogen würde nicht einschlafen können, wenn sie keine Bestätigung erhielt, dass sie in der ungewohnten Rolle als Gastgeberin in Abwesenheit des Vaters eine gute Figur machte.
„Ich weiß wirklich nicht, wie wir alle bei Laune halten sollen, bis die Wege wieder passierbar sind und unsere unerwarteten Gäste nach Hause fahren können. Was meinen Sie, wie lange sie gezwungen sind, hierzubleiben?“, flüsterte Imogen besorgt, nachdem Sophie die Tür geöffnet hatte.
„Komm nur herein, meine Liebe. Es wäre keine gute Idee von uns, deine Schwestern aufzuwecken, da sie endlich eingeschlafen sind“, antwortete Sophie und bemühte sich, der jungen Freundin ein beruhigendes Lächeln zu schenken. Dann fuhr sie fort, sich die Haare zu bürsten, als ob unten in der Küche nichts Aufwühlendes mit Peter vorgefallen wäre. Doch ihre Hände zitterten, als sie versuchte, unerschütterlich wie eine Säulenheilige zu wirken.
Imogen zog die Hausschuhe aus und schlüpfte unter Miss Roses Bettdecken, um nicht zu frieren.
„Die Beantwortung deiner letzten Frage hängt wohl ganz vom Wetter ab und entzieht sich daher unserer Kontrolle.“
„Cordage meint, es würde noch weiter schneien, und dass wir eine sehr fröhliche Weihnachtszeit hätten, wenn nur Lord Sylbourne und seine Schwester zu Gast wären, ganz so als hätten wir sie von Anfang an für die Feiertage eingeladen.“
„Das geht mir ein wenig anders“, widersprach Sophie zaghaft, doch glücklicherweise war Imogen so in Gedanken versunken, dass sie die Anspannung ihrer ehemaligen Gouvernante nicht bemerkte und weiter von ihren eigenen Sorgen sprach.
„Es sind Mrs Garret-Lowden, Livia und dieser schreckliche Mr Wroxley, die es uns gewiss allen schwer machen werden“, klagte Imogen und schaute stirnrunzelnd auf die Tagesdecke, die sich über ihren angezogenen Knien türmte. Nun wirkte sie wieder mehr wie das Schulmädchen, das sie noch kürzlich gewesen war, und weniger wie die selbstbeherrschte junge Gastgeberin, deren Rolle sie am Abend gut ausgefüllt hatte. „Aber wie soll man es bewerkstelligen, Menschen bei Laune zu halten, die sich eindeutig gegen jede Art von Zerstreuung sträuben, Rosie?“
„Hast du in Betracht gezogen, dass sie sich möglicherweise am liebsten damit unterhalten, missgestimmt zu sein?“, fragte Sophie trocken. „Obgleich ich annehme, dass wir uns einfach auf die Wirkung des Weihnachtsfestes verlassen sollten. Jeder, der es in dieser Jahreszeit ablehnt, ein wenig glücklich zu sein, lebt eindeutig im falschen Land und sollte besser in eine fremde Gegend ziehen, in der die Geburt Christi nicht gefeiert wird. Selbst der unangenehmste Gast muss sich in einer so freudigen Zeit wenigstens den Anschein von Frohsinn geben, oder nicht? Sicher wollen unsere Gäste nicht unchristlich erscheinen. Daher sollten wir morgen und am ersten Weihnachtstag auf den festlichen Rahmen vertrauen. Währenddessen bleibt uns nichts anderes übrig, als darauf zu hoffen, dass es taut, sodass sie am Stephanstag abreisen können, und wir uns um ihre Gemütsverfassung nicht länger sorgen müssen.“
„Es ist schon etwas wert, wenn wir uns nicht mehr mit Mr Wroxleys unverhohlener Übellaunigkeit abgeben müssen. Allerdings frage ich mich, ob die Garret-Lowdens vorhaben, hierzubleiben, bis die Posaunen des Jüngsten Gerichts erklingen“, vertraute Imogen ihr missmutig an. „Glauben Sie, dass Mrs Garret-Lowden ein Auge auf Papa geworfen hat, Rosie?“
Sophie hielt dies durchaus für wahrscheinlich, konnte diesen Verdacht aber nach dem Antrag von Sir Gyffard ihr gegenüber schlecht bestätigen. Imogen war zwar rührend bemüht, sie mit egal welchem ansehnlichen Gentleman aus ihrem Bekanntenkreis zu verheiraten, doch ihr eigener Vater befand sich bestimmt nicht auf der Kandidatenliste. Sophie konnte nur hoffen, dass Imogen nie von
Weitere Kostenlose Bücher