Historical Saison Band 19
nur versichern, dass du bei skrupellosen Schurken durchaus die schlimmsten Absichten hervorrufen kannst – selbst wenn sie sich durch all den erbärmlichen Stoff kämpfen müssen“, sagte er auf ihre mausgraue Aufmachung anspielend.
„Du musst es ja wissen“, erwiderte sie, ohne nachzudenken und sah, wie sein Zorn erneut aufloderte und er dann doch mit einer Selbstbeherrschung, die er in jungen Jahren nicht besessen hatte, die Fassung wahrte.
Ja, anders als der Peter Vane von damals, wusste sich dieser stärkere und reifere Mann zu beherrschen.
Er blickte sie fest an. „Wer ist der Mann, der dir den Antrag gestellt hat, Sophie?“
„Das ist unerheblich. Mein Entschluss steht längst fest.“
„Wer ist es?“, hakte er unerbittlich nach, lehnte sich gegen die schwere Eichentür und verschränkte die Arme vor der Brust, als ob er die ganze Nacht Zeit hätte.
„Der Herr dieses Hauses, Sir Gyffard, hat mich gebeten, eine reine Vernunftheirat mit ihm in Erwägung zu ziehen, bevor er nach Irland aufgebrochen ist.“ Als sie merkte, dass er erneut in Wut geriet, hob sie beschwichtigend die rechte Hand. „Er hat mir zunächst eine platonische Ehe angetragen, wenn du es unbedingt wissen musst“, erläuterte sie vielleicht ein bisschen zu spöttisch, denn seine Augen funkelten noch immer so zornig wie zuvor.
„Da er als Vater eines fünfundzwanzigjährigen Sohns mindestens doppelt so alt wie du sein muss, macht das die Sache keinesfalls besser. Was zum Teufel hast du dir dabei gedacht, bei diesem Altersunterschied überhaupt über den Antrag nachzusinnen, Sophie?“
„Weil er guten Grund für seinen Vorschlag hatte.“
„Guten Grund, dir eine Farce von einer Ehe anzutragen? Dich aufzufordern, dich lebenslang an einen Mann zu ketten, dem es sogar an der grundlegenden Neigung mangelt, dich in seinem Bett haben zu wollen? Was verleitet ihn zu der Annahme, eine hoffnungsvolle junge Frau wie du könnte auch nur im Traum daran denken, du würdest ihn zum Gatten nehmen, während dir noch immer alle Türen offen stehen, um einen Mann, der deinem Alter viel näher ist, zu begegnen und mit ihm eine richtige Ehe zu führen? Was für ein Mann ist dein Sir Gyffard Frayne, dass er es wagt, einem so einzigartigen Wesen wie dir ein solches Trauerspiel vorzuschlagen?“
„Er ist ein ehrenwerter Mann – einer, der sich in allererster Linie um seine Familie sorgt. Er möchte verhindern, dass seine Töchter in eine Situation geraten, wie ich sie seinerzeit erleben musste, als Tante Hermione starb und dein Vater sich mit ihrem Tod von seinem Versprechen entbunden sah, sich um mich zu kümmern. Sir Gyffard ist ein aufrichtiger Mann, der seine Frau sehr geliebt hat. Nur weil ich unvorsichtigerweise äußerte, dass ich gerne Kinder hätte, hat er eine echte Ehe in Erwägung gezogen.“
„Wie edelmütig von ihm! Das muss ja wirklich eine furchtbare Last für einen solchen Mann sein, mit einer jungen und entzückenden Person wie dir das Bett zu teilen!“
„Ja, da er mich nicht liebt und mich auch nicht begehrt, wie du ihm offenkundig um jeden Preis unterstellen willst. Und das ist der wesentliche Grund, weshalb ich seinen Antrag nicht annehmen werde. Allerdings sollte ich das eigentlich mit ihm und nicht mit dir besprechen. Er wird einen anderen Weg finden, um die absehbaren Probleme zu lösen, wenn er zurückkommt.“
„Diese ‚Probleme‘ sind wahrscheinlich Mrs Garret-Lowden und ihre allzu hörige Tochter, nehme ich mal an?“
„Das geht dich nichts an“, wehrte sie ab.
„Ich darf doch immerhin Vermutungen anstellen, oder etwa nicht? Wenn Sir Gyffard seine verstorbene Frau nicht noch immer so liebte, hättest du seinen Antrag ernsthafter in Erwägung gezogen, nicht wahr?“
„Eventuell“, log sie.
„Bei solchen Angelegenheiten gibt es keine Eventualitäten. Du willst Kinder haben, und es scheint dich nicht besonders zu scheren, wer der Erzeuger ist, solange ich es nicht bin.“
„Das ist eine böswillige Unterstellung. Du drehst mir das Wort im Munde herum.“
„Dann beweise es mir, Sophie. Heirate mich, und lass mich der Vater der Kinder werden, die du dir so sehr wünschst. Ich bin ohnehin für die Liebe verdorben und nicht fähig, eine andere Frau so zu lieben, wie ich dich einst geliebt habe.“
„Unter solchen Bedingungen könnte ich dich niemals heiraten“, erklärte sie. Denn mit ihm das Bett zu teilen und seine Kinder zur Welt zu bringen in dem Wissen, dass er ihr nie vergeben und ihre
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