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Historical Saison Band 19

Historical Saison Band 19

Titel: Historical Saison Band 19 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanna Fulford , Louise Allen , Elizabeth Beacon
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gewesen!
    Da sie kaum Zeit gehabt hatte, auf seine Reisekleidung zu achten, konnte sie über seinen heutigen Modestil wenig sagen. Doch wenn sie sich die Nüchternheit des mit schlichter Eleganz gebundenen Krawattentuchs und die schlichte einfarbige Weste vor Augen führte, die er bei seiner Ankunft getragen hatte, wurde ihr um so deutlicher, wie jung er damals gewesen war. Lord Sylbourne würde gewiss zusammenzucken, wenn man ihm unterstellte, einst ein Dandy gewesen zu sein, doch sie entsann sich, von diesem herausgeputzten Studenten ebenso geblendet gewesen zu sein wie er selbst.
    Damals hatte sie sich Hals über Kopf in diesen prachtvollen jungen Lord verliebt, doch er hatte sie beinahe ebenso wenig wahrgenommen wie in den Jahren zuvor. Allerdings hatte sie nicht zugelassen, dass er sie gänzlich übersah. Sie hatte in seiner Gegenwart auf Schritt und Tritt übertrieben aufgeseufzt und war in romantischer Verwirrung durch die zunehmend heruntergekommenen Räume von Holm Park geschlendert. Sie hatte das Haar hochgesteckt und ihr Bestes gegeben, um Tante Hermiones außergewöhnlichste Kleider ihrer viel kleineren und noch nicht voll entwickelten Figur anzupassen. Spöttisch hatte er sie angesehen, wenn er es nicht vermeiden konnte, und hatte sein Leben fortgesetzt, als ob sie ein Teil davon wäre, den er lieber vergessen würde, wenn sie ihn nur ließe.
    Sophie hatte ihm heimlich vom Schulzimmer aus hinterher gesehen, als er am Ende des Sommers fortritt, und ihr war klar geworden, dass es Zeit wurde, erwachsen zu werden. Sie hatte sich daran gewöhnt, ganz nach eigenem Belieben und ohne die Aufsicht einer Gouvernante oder eines anderen Erwachsenen, der sie zum Lernen anhielt, in Holm Park herumzulaufen. Ihr wurde bewusst, dass sie sich wie eine Heldin aus einem Schauerroman verhielt und sich in die eigenen Leidenschaften und Träume hineinsteigerte, bis sie wahr wurden – wenngleich nur in ihrer Fantasie. An diesem Tag hatte sie sich vor ihrer verstorbenen Tante Hermione für ihr kindisches Verhalten geschämt. Ihre verzerrte und dumme Selbstwahrnehmung als Mittelpunkt eines eigenen Melodrams machte aus ihr eine Witzfigur. Das musste sich dringend ändern. Also hatte sie die Damen der Umgebung um Rat gebeten und nach und nach, langsam und mühevoll gelernt, sich wie eine Dame zu verhalten.
    Das hatte ihre Beliebtheit enorm gesteigert und dazu geführt, dass sie – trotz Onkel Hartleys wachsender Armut und Bedeutungslosigkeit – in die Gesellschaft des nächsten Städtchens eingeführt wurde. Die Tochter des örtlichen Vikars, eine freundliche und pragmatische junge Frau, von der Sophie viel gelernt hatte, half ihr einige von Tante Hermiones dezenteren Kleidern ordentlich abzuändern, und lehrte sie mehr durch das eigene Beispiel denn durch Kritik an ihrer ungestümen Art den Wert von Selbstdisziplin. Wie sehr sich Sophie wünschte, sie hätte mit ihr in Kontakt bleiben können!
    Als Peter die lästige Nichte seiner verstorbenen Stiefmutter das nächste Mal zu Gesicht bekam, erschrak er sichtlich über ihre Veränderung. Ungläubig hatte er sie angestarrt und immer wieder hingesehen, um sicherzugehen, dass er nicht träumte. Sie hatte gelächelt und war insgeheim stolz gewesen, dass seine grauen Augen sich gar nicht vom Anblick ihres eleganten Batistkleides und der gebändigten Locken hatten lösen können. Es war, als ob er die Veränderung gar nicht hätte fassen können.
    Und dabei hatte sie sich durchaus nicht um seiner bewundernden und jugendlich feurigen Blicke willen verändert. Sie hatte sich einfach weiterentwickelt und war erwachsener geworden. Onkel Hartley hatte das Familienvermögen leichtfertig verspielt, und es war klar, dass sie für ihn nichts als eine Belastung darstellte. Möglicherweise erinnerte sie den Onkel auch zu schmerzhaft an die zweite Frau, die er verloren hatte. Wegen der fehlenden Geldmittel würde es also keine glänzende Saison für sie geben, der eine standesgemäße Hochzeit folgte.
    Jede Zukunft, die sich vorstellen ließ, musste sie sich selbst gestalten, und bis Peter mit seinen vormals prachtvollen Gehröcken heimkehrte, die ein wenig schäbig geworden waren, und mit Hemden, die deutliche Spuren von Abnutzung und zu viel Plätten aufwiesen, hatte sie sich eingeredet, mit einer halbwegs anständigen Partie glücklich zu werden. Sie hätte dabei ihre Herkunft, ihre familiären Beziehungen, ein hübsches Gesicht und ihren Verstand eingebracht, und ihr Gatte hätte ihnen

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