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Historical Saison Band 19

Historical Saison Band 19

Titel: Historical Saison Band 19 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanna Fulford , Louise Allen , Elizabeth Beacon
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nach einer Weile das Wort ergriff: „Ich vermute, dieses Wetter ist ein großer Kontrast zum indischen Klima, das Sie gewohnt sind, Sir.“
    Er nickte leicht. „In der Tat, Madam.“
    „Vermissen Sie die Hitze nicht?“
    „Genau genommen finde ich die Aussicht auf unterschiedliche Jahreszeiten sehr viel angenehmer“, antwortete er lächelnd.
    „Das ist sehr interessant …“
    Während sich die beiden unterhielten, versuchte Vivien, ihre Fassung wieder zu gewinnen. Innerlich schalt sie sich, weil sie einen Akt schlichter Freundlichkeit derart wichtig nahm. Nicht wegen ihr hatte er sich ihnen angeschlossen, sondern wegen Tante Winifred. Wie es sich für einen wahren Gentleman geziemte, hatte er sich unter den gegebenen Umständen verpflichtet gefühlt, der Verletzten beizustehen. Und da er ihrer Tante Hilfe angeboten hatte, konnte er sie natürlich nicht ignorieren, auch wenn er das wollte.
    Diese Erkenntnis rückte die Sache wieder in die richtige Perspektive. Allerdings fiel es ihr nicht leicht, ihm so nahe zu sein … nahe genug, um seine Wärme zu spüren und seine Kraft. Sein Gespräch mit ihrer Tante gab ihr Gelegenheit sein Profil zu studieren, den Schwung seiner Lippen, wenn er lächelte. Die Art, wie sich sein Haar um seine Ohren kräuselte. Jeder Nuance seiner Stimme zu lauschen. In diesen Dingen zumindest hatte er sich nicht verändert.
    „… denken Sie nicht auch, Lady Hastings?“
    Erschrocken schaute Vivien auf. „Oh, ich bitte um Verzeihung. Ich habe nicht …“
    In dem Funkeln seiner grauen Augen erkannte sie Belustigung. „Wir haben uns über die Vorzüge von Gänse- und Rinderbraten zu dieser Jahreszeit unterhalten. Nach unserer Ansicht ist der Gänsebraten vorzuziehen. Was meinen Sie?“
    „Oh, äh, ganz gewiss ist mir der Gänsebraten auch lieber.“
    „Dann sind wir alle einer Meinung.“
    Sie setzte ein Lächeln auf. „Ich muss zugeben, diese Unterhaltung macht mich hungrig.“
    „Auf uns wartet sicherlich bereits ein vorzügliches Mahl.“
    „Das hoffe ich doch sehr.“
    Wieder verfielen sie in Schweigen und Vivien fühlte sich erleichtert, als sie endlich das Haus erreichten. Sie war sich ziemlich sicher, dass es Max ebenso erging, obwohl er natürlich zu höflich war, um sich das anmerken zu lassen.
    Viviens Vermutung traf tatsächlich zu. Max war nicht entgangen, dass sie nur zögernd seinen Arm ergriffen hatte und sich nur widerstrebend von ihm ins Gespräch ziehen ließ. Er hatte sich ihr keineswegs aufdrängen wollen, sondern aus einem spontanen Impuls heraus gehandelt, als er ihre Tante stolpern sah. Zu spät war ihm bewusst geworden, dass es der Anstand gebot, nun auch Vivien seinen Arm anzubieten, was sie beide in eine unangenehme Situation gebracht hatte.
    Mehr als unangenehm, denn ihre Nähe erweckte in ihm Gefühle, die er nicht genauer erkunden wollte. Es war ganz offenkundig, dass sie nicht mehr Zeit als nötig in seiner Gesellschaft verbringen wollte. Er konnte es ihr nicht einmal verübeln. Allerdings festigte dies seinen Entschluss, Oakhurst baldmöglichst zu verlassen.
    Nachdem sich Vivien und ihre Tante von Max verabschiedet hatten, gingen sie nach oben, um sich in ihrem Zimmer für das Festmahl umzuziehen. Kaum waren sie außer Hörweite, vertraute Tante Winifred ihrer Nichte an, dass sie Max Calderwood für einen wahren Gentleman hielt.
    „Es war sehr freundlich von ihm, uns seine Hilfe anzubieten“, stimmte Vivien zu.
    „Sehr freundlich, in der Tat. Und so unerwartet.“
    „Ja.“
    „Ich muss gestehen, ich hätte nicht gedacht, dass er ein solch angenehmer Mensch ist, aber er verfügt wirklich über glänzende Manieren.“
    Vivien lächelte bitter. „Ja, diese ‚glänzenden Manieren‘ hatte Mr Calderwood schon immer …“
    Tante Winifred warf ihr einen fragenden Blick zu, ging jedoch nicht weiter auf diese Bemerkung ein.
    In ihrem Zimmer tauschte Vivien ihr Tageskleid gegen eine hellviolette, zarte Robe aus Seidenflor und richtete sich das Haar. Beim Blick in den Spiegel überflog sie ein leichter Hauch der Unzufriedenheit. Der schlichte Schnitt und die gedeckte Farbe waren eine nachdrückliche Mahnung an ihren Status. Eine Mahnung, die sie allmählich leid wurde. Unwillkürlich wanderte ihr Blick zum Kleiderschrank.
    Aus einem Impuls heraus hatte sie einige Kleider in anderen Farben eingepackt, weil sie das Gefühl hatte, es sei womöglich an der Zeit, die Trauerkleidung zur Seite zu legen und der Welt zu verkünden, dass sie wieder an ihr

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