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Historical Saison Band 20

Historical Saison Band 20

Titel: Historical Saison Band 20 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marguerite Kaye , Joanna Fulford
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Moment lang war er versucht, ihr die Antwort zu verweigern. Er ließ sich nicht gern an die Vergangenheit erinnern. Allerdings war Claudine ihm gegenüber auch offen gewesen.
    „Ursprünglich befand ich mich mit Wellington in Spanien“, sagte er also, „aber dann wurde ich verwundet und konnte nicht mehr im aktiven Dienst eingesetzt werden.“
    Vor seinem inneren Auge erschien wieder das Feldlazarett nach der Schlacht von Vittoria, wo er auf einem behelfsmäßigen Operationstisch im Zelt des Arztes gelegen hatte. Die Luft war erfüllt gewesen von dem Gestank nach Blut und Schweiß und Furcht. Damals hatte er ein Auge und sein halbes Gesicht verloren, und Unmengen von Blut aus den Wunden an seiner Schulter und seinem Arm. Sie hatten die Blutung gestoppt und ihn so gut es ging zusammengeflickt. Zunächst hatte er seinen linken Arm kaum bewegen können; erst nach sorgfältiger, langwieriger Übung war er wieder zu gebrauchen gewesen. Doch es hatte das Ende seiner Karriere auf der Iberischen Halbinsel bedeutet.
    „Fehlt es Ihnen?“, fragte Claudine. „Der aktive Dienst, meine ich.“
    „Damals war es ein großer Schlag für mich, aber es hat keinen Zweck, etwas zu betrauern, das sich nicht ändern lässt.“
    Eine maßlose Untertreibung. Die Trennung von seinen Kameraden und von dem Leben, das er geliebt hatte, war ihm wie eine Art Exil vorgekommen. Dass er seitdem mit Männern wie Genet umgehen musste, half ganz bestimmt nicht, darüber hinwegzukommen. Aber was blieb ihm anderes übrig? Die Rückkehr nach England, zu seiner Familie? Unter den gegebenen Umständen glaubte er nicht, dass er dort willkommen wäre. Und es war viel zu spät, um gewisse Unstimmigkeiten auszubügeln.
    Claudine konnte seine Gedanken zwar nicht erraten, spürte jedoch seine innere Anspannung und versuchte, das Thema zu wechseln.
    „Haben Sie Verwandte in England?“
    „Ja, wenn ich sie auch seit Jahren nicht mehr gesehen habe.“
    „Das muss sehr schwer sein.“
    „Wir brachten uns nie besondere Zuneigung entgegen, besonders mein Vater und ich nicht. Außerdem ist er jetzt tot, und meiner übrigen Verwandtschaft wird meine Abwesenheit sicher nur wenig Kummer bereiten.“
    Sein Ton klang sachlich, aber Claudine spürte noch immer diese innere Anspannung, die sie davor warnte, sich weiter auf dieses gefährliche Gebiet hinauszuwagen.
    „Familien sollten zusammenhalten, obwohl ich natürlich weiß, dass das nicht immer so leicht ist.“
    „Haben Sie Geschwister?“, fragte er.
    „Nein. Sie sind alle schon im Kindesalter gestorben.“
    „Umso kostbarer müssen Sie für Ihre Eltern gewesen sein.“
    „Meine Mutter starb, als ich acht war. Mein Vater stellte eine Gouvernante ein und meinte, damit seine väterlichen Pflichten erfüllt zu haben. Erst als ich älter wurde, begann er, sich für mich zu interessieren, und auch dann nur, um mich auf dem Heiratsmarkt feilzubieten.“
    „Er arrangierte eine Partie für Sie?“
    „Ja. Wobei meine Meinung nicht gefragt war.“
    Duvals Neugier wuchs. Es gab so vieles, was er sie fragen wollte, aber jede dieser Fragen war aufdringlich. Was ging ihn ihre Geschichte an? Vernunftehen waren gang und gäbe, und ein Paar konnte sich glücklich schätzen, wenn es sich nach der Hochzeit auch ineinander verliebte. Wenn nicht, fand es sich in der neuen Situation zurecht, so gut es eben ging. Das wusste er nur allzu gut.
    „Und Ihr Mann?“
    „Wurde so wie ich von seiner Familie zu dieser Ehe gezwungen.“
    Die Geschichte ähnelte seiner eigenen so sehr, dass es schon verblüffend war. Doch trotz ihrer Offenheit und unglückseligen Gier nach Abenteuern durfte es kaum einen Mann geben, der sich darüber beschweren würde, Claudine als Frau zu bekommen. Es sei denn, er wäre bereits an eine andere gebunden … Duval dachte lieber nicht weiter darüber nach. Schlafende Hunde sollte man nicht wecken. Andererseits fühlte er mit ihr. Seltsamerweise schienen sie sehr viel gemein zu haben.
    „Ich glaube nicht, dass er Sie freiwillig verlassen hat.“
    Sie errötete. „Er ging, ohne mich eines Blickes zu würdigen. Ich denke, er konnte es kaum erwarten. Oh, gewiss schrieben wir uns ab und zu, so wie es die Pflicht verlangt. Und kein einziges Mal hat er angedeutet, dass er bald zurückkehren wollte.“
    „Das tut mir leid.“
    „Das braucht es nicht. Er führt sein Leben und ich meins.“
    Wieder erinnerten ihre Worte ihn zu sehr an sein eigenes Schicksal. „Haben Sie sich nie einsam

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