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Historical Saison Band 20

Historical Saison Band 20

Titel: Historical Saison Band 20 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marguerite Kaye , Joanna Fulford
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kein Zeichen von Duval, und Anthony musste jeden Moment ankommen. In diesem Augenblick wünschte sie beide Männer zum Teufel.
    Vor dem Haus hörte sie plötzlich Hufgeklapper und das knirschende Geräusch von Kutschrädern auf Kies. Momente später erklangen männliche Stimmen in der Halle. Eine gehörte Walker, die andere musste Anthonys sein. Einen Moment lang schloss Claudia die Augen und fasste sich. Hinter ihr wurde die Tür geöffnet und dann geschlossen. Claudia drehte sich um in der Erwartung, den Butler vor sich zu sehen, doch dann stockte ihr der Atem.
    „Duval.“
    Der hochgewachsene Mann vor ihr war unverkennbar Duval, doch nichts an ihm erinnerte heute an den Abenteurer. Er trug einen marineblauen Gehrock von feinster Qualität, ein makellos weißes Hemd und eine cremefarbene Satinweste, an der eine goldene Uhr hing. Blassgelbe Hosen und glänzend polierte Schaftstiefel vervollständigten einen Aufzug, der schlicht und gleichzeitig ausgesprochen elegant wirkte und die Geschmeidigkeit des männlichen Körpers aufs Beste betonte. Die dunkle Lederklappe, die sein verletztes Auge bedeckte, verlieh ihm eine verwegene Ausstrahlung und verstärkte nur noch die Aura von Stärke und Macht, die Duval ebenso mühelos trug wie seine Kleidung.
    „Guten Tag, Mylady.“
    Er verbeugte sich knapp und betrachtete sie ruhig, sodass ihm keine Einzelheit ihrer Erscheinung zu entgehen schien. Ob sie seine Zustimmung fand oder nicht, konnte sie nicht sagen, aber seine Musterung war entsetzlich aufreibend. Claudia spürte, wie ihre Hände zu schwitzen begannen. Streng sagte sie sich, dass sie sich jetzt keine Empfindsamkeit erlauben durfte. Was zwischen ihnen vorgefallen war, würde sich niemals wiederholen. Warum hatte er nur darauf bestanden, zu ihr zu kommen? Um das Gespräch so schnell wie möglich hinter sich zu bringen, kam Claudia sofort zum Punkt.
    „Ich hoffe, Ihr Besuch in London hat sich als befriedigend erwiesen.“
    „Ja, danke.“
    „Sie haben Genet getroffen, nehme ich an.“
    „Das stimmt.“
    „Darf ich fragen, was er gesagt hat?“
    „Offenbar sind zwei weitere Agenten – Lebrun und Saunière – rechtzeitig gewarnt worden, sodass sie aus Paris fliehen konnten.“
    „Das freut mich zu hören. Dennoch wird Genet sein Agentennetz von Neuem aufbauen müssen, und das wird nicht einfach sein.“
    „Nein, das wird es gewiss nicht, aber es wird ihm gelingen. Männern wie ihm gelingt immer alles.“ Er hielt kurz inne. „Wie auch immer, Genet ist nicht der Grund für mein Kommen.“
    „Oh.“ Sie spannte sich unwillkürlich an. Jetzt war es also so weit. „Und was ist der Grund?“
    „Weißt du es nicht, Claudia?“
    Sein Ton war leise, sogar sanft, aber die vertrauliche Weise, mit der er sie ansprach, ließ sie schlucken, obwohl er sie schon vorher beim Vornamen genannt hatte. Schließlich waren die Umstände jetzt ganz andere. Die Intimität, die es zwischen ihnen gegeben hatte, war vorbei. Daran durfte er nicht den geringsten Zweifel haben.
    „Nein“, antwortete sie. „Vielleicht sind Sie so gut und erklären es mir.“
    Seine Miene zeigte fast so etwas wie Verwunderung. „Ist das wirklich nötig?“
    „Ja, selbstverständlich. Was ist es, das Sie mir sagen wollen?“
    „Nicht sagen, sondern zeigen.“ Unter ihrem verwunderten Blick schritt er durch das Zimmer und blieb vor dem Kamin stehen. Dann drehte er sich zu ihr um. „Sieh mich an, Claudia. Sieh aufmerksam hin.“
    Sie betrachtete ihn atemlos, dann glitt ihr Blick wie gegen ihren Willen von ihm zu dem Porträt dahinter. Mann und Abbild standen kurz nebeneinander, dann schienen sie ineinander zu verschmelzen, die beiden Gesichter wurden eins. Claudia klopfte das Herz bis zum Hals.
    „Nein“, flüsterte sie, „das ist nicht möglich.“
    Allmählich begannen die vielen zusammenhanglosen Einzelheiten ihrer früheren Gespräche Sinn zu ergeben. Sie wurde blass.
    „Anthony?“
    „Ja.“
    Nicht sicher, dass ihre Beine sie noch tragen konnten, ließ sie sich auf das Sofa sinken und versuchte, die Neuigkeit zu begreifen. Ihr Mann runzelte die Stirn. Sie hörte leises Klirren, und gleich darauf war er bei ihr und drückte ihr ein Glas in die Hand.
    „Trink das.“
    Es war Branntwein, und recht großzügig bemessen. Claudia trank nur selten Alkoholisches. Schon der erste Schluck brannte in ihrer Kehle und trieb ihr die Tränen in die Augen. Doch schon bald ließ das Zittern nach, und sie wurde sich der männlichen Nähe umso mehr bewusst.

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