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Historical Saison Band 20

Historical Saison Band 20

Titel: Historical Saison Band 20 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marguerite Kaye , Joanna Fulford
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fehlten, um sie ins Lazarett zu schaffen? Weil erfahrene Ärzte fehlten, um sie dort zu versorgen? Was wussten Kinsail und seinesgleichen von den Schmerzen und dem Leiden, die Folge ihrer Pfennigfuchserei waren, weil sie in ihrer Ignoranz Kriegsgerät vor Stiefel, Wasser und Verbandszeug stellten?
    Fluchend öffnete Elliot seine verkrampften Fäuste. Selbst jetzt noch, sechs Jahre später, verfolgte ihn Henrys schmerzverzerrtes Gesicht. Aber was wussten Kinsail und seinesgleichen schon davon? Nichts. Überhaupt nichts. Und selbst wenn er ihnen irgendwie das Bild ausmalen könnte, wären sie nur einen kurzen Moment betreten. Da war es viel besser, sie zu treffen, wo es ihnen wehtat – ihnen etwas Wertvolles zu nehmen und damit wirklich Wichtiges zu finanzieren. Kinsail, dieser geizige Mistkerl, würde nie erfahren, dass mittels seines Edelsteins Wiedergutmachung für seine Kriegsverbrechen geleistet wurde.
    Wie stets hatte Elliot nach dem, was er gern als erfolgreiche Mission bezeichnete, die Zeitungen auf Nachrichten über seinen Raubzug durchforstet. Doch was kaum überraschte: Lord Kinsail hatte seinen Verlust nicht öffentlich eingestanden. Zum vielleicht hundertsten Mal seit jener Nacht fragte Elliot sich, was Lady Kinsail über ihre Begegnung hatte verlauten lassen. Und vielleicht zum tausendsten Mal huschte ungebeten die Erinnerung daran, wie er seinen Körper an ihren gepresst hatte. Der leise, heisere Klang ihrer Stimme. Ihr Gesicht – der forschende Ausdruck, ihre großen Augen, in denen nicht ein Fünkchen Furcht gestanden hatte.
    Er hätte sie nicht küssen sollen. Als er den Tatort verließ, glaubte er noch, sie hätte seinen Kuss erwidert, doch inzwischen war er zu dem Schluss gekommen, dass es sich nur um reines Wunschdenken handelte. Sie war einfach nur zu verdutzt gewesen, um ihn abzuwehren. Letztendlich war er, soweit es sie betraf, nur ein Dieb.
    Aber warum hatte sie nicht um Hilfe gerufen?
    Ab Covent Garden wurde die Beleuchtung immer schäbiger. Statt den hellen Gasleuchten der Pall Mall warfen nun Fackeln ihr unruhiges Licht auf die schmutzigen Straßen und Gässchen, in denen jämmerlich hagere Dirnen auf Kunden warteten.
    Der extreme Gegensatz zwischen den Villen der Gentlemen, die die privilegierten Clubs in St James besuchten, und den elenden Unterkünften der Londoner Huren, die von eben jenen Gentlemen anschließend aufgesucht wurden, machte ihn wütend. Im Ausland hatte er ärmere – und kränkere – Menschen gesehen, doch hier, hier war seine Heimat, das Land, dem er fast sechzehn Jahre gedient hatte. Hier sollte es nicht so sein. Sollte das etwa das Ergebnis des fast zwanzig Jahre dauernden Krieges sein?
    Im äußersten Winkel des Platzes erspähte er etwas, das ihm immer wieder das Herz brach. Es war nur ein Mann in einem Hauseingang, verkrochen unter einer schäbigen grauen Wolldecke, doch die leeren Hosenbeine und der flache Karren, der neben ihm stand, sprachen für sich. Zusätzlich zu den vernarbten Brandmalen wiesen seine Hände bestimmt auch rissige Schürfwunden auf, weil er sich damit, auf einem provisorischen Karren hockend, abstoßen musste.
    „Möge Gott, wenn es ihn denn gibt, milde auf dich herabschauen, alter Kamerad“, flüsterte er, nachdem er sich dem Mann genähert hatte.
    Behutsam, um den Veteranen nicht im Schlaf zu stören, schob er ihm eine Goldmünze in die Tasche, zusammen mit einer Karte, auf der eine Nachricht und eine Adresse vermerkt waren. Für viele dieser Männer war Mildtätigkeit die schlimmste Beleidigung, aber ein Versuch schadete nicht. Elliot gab nie auf.
    Da er müde geworden war, eilte er in Richtung Bloomsbury, wo er ein Haus erworben hatte. „Am Rand der Gesellschaft“, hatte Cunnigham gesagt, „nur Bürgerliche leben hier …“ Er konnte Elliots Widerstreben, sich in Mayfair niederzulassen oder zumindest Räume in der vornehmen Albemarle Street zu mieten, einfach nicht verstehen. Doch Elliot verlangte es weder nach Umgang mit dem ton , noch danach, eine Familie zu gründen … Obwohl das seine Pflicht sei, wie seine Schwester Elisabeth mit schöner Regelmäßigkeit sagte.
    Sie waren sich erstaunlich ähnlich, seine Schwester und er. Beinahe zwölf Jahre jünger als er, war sie noch ein bloßes Kind gewesen, als er zur Armee ging. Als der Vater stetig dahinsiechte, pflegte sie ihn und schulterte außerdem nach und nach die gesamte Verantwortung für die Verwaltung des Familienbesitzes. Da sie wusste, wie viel ihrem Bruder seine

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