Historical Saison Band 20
wollte! Doch als sie ihn ansah, war sie zu überwältigt von seiner Gegenwart, um ihre Gedanken ordnen zu können. „Sind Sie wirklich der Pfau?“
Ein Wort nur von ihr in das richtige Ohr, und er würde am Strick baumeln. Wenn sie auch, wie sie behauptete, bisher geschwiegen hatte. „Ja“, erwiderte er dennoch, „ich bin wirklich der Pfau.“
„Als Jacob die Feder vorzeigte, konnte ich es kaum glauben.“
Die Bank war schmal. Als er sich ihr zuwandte, um ihr ins Gesicht zu sehen, stießen seine Knie an ihre Beine, und es durchfuhr ihn wie mit glühenden Funken. Er erinnerte sich des Gefühls, als sie unter ihm gelegen hatte. Erinnerte sich der Dinge, die sie in seinen Wachträumen seither mit ihm getan hatte, und betete, dass sie es nicht an seiner Miene ablesen konnte. Er durfte nicht vergessen, dass sie verheiratet war. Verheiratet! In England war das von Bedeutung.
„Warum?“, fragte er abrupt. „Warum haben Sie Ihrem Gemahl nichts gesagt?“
„Den haben Sie schon bei unserer ersten Unterhaltung erwähnt – sofern man das Unterhaltung nennen konnte.“ Deborah runzelte die Stirn. „Sie sagten sinngemäß, Ihren Einbruch in Kinsail Manor müsste ich ihm anlasten. Was muss ich ihm anlasten? Was hat Jeremy damit zu tun?“
Jeremy! Es war ihm entfallen, doch nun fiel ihm wieder ein, dass sie Kinsail mit Jeremy betitelt hatte. „Sie meinen Jacob, nicht wahr?“ Nun zog auch Elliot die Stirn kraus. „Jacob, Earl of Kinsail. Ihr Gemahl.“
Verblüfft riss sie die Augen auf. Dann lachte sie perlend, mit überschäumendem Vergnügen, brach aber unvermittelt ab, als wäre ihr der Klang ganz ungewohnt. „Ich bin nicht die derzeitige Lady Kinsail. Jacob, der Cousin meines verstorbenen Gatten, ist der fünfte Earl. Jeremy war der vierte.“
„Was? Sie sind Witwe?“ Sie ist Witwe?
„Seit gut zwei Jahren“, antwortete sie.
„Ich kann gar nicht sagen, wie gern ich das höre“, platzte er heraus, ehe er sich zurückhalten konnte.
„Ich bezweifle gewaltig, dass Ihre Freude über meinen Witwenstand größer sein könnte als die meine.“
„Und diese Worte sind, wenn Sie mir die Bemerkung erlauben, noch verräterischer als meine.“
Deborah errötete schon wieder. „Dessen bin ich mir bewusst.“
„Dann war es wohl keine Liebesheirat?“
„Nein. Doch. Ich dachte es damals. Ich war gerade achtzehn, als wir uns kennenlernten – hatte lauter romantische Ideen im Kopf, so töricht und weltfremd, wie man nur denken kann – und Jeremy war … schien für mich so … nun, ich fand ihn umwerfend. Er eroberte mich im Sturm, um meine damaligen Worte zu benutzen.“ Deborah lächelte gequält. „Als er um mich anhielt, dachte ich, ich wäre im siebten Himmel. Mein Onkel, der auch mein Vormund war – meine Eltern starben, als ich noch sehr klein war – war nur zu froh, mich loszuwerden, und so wurden wir drei Monate später getraut. Ich hielt mich für wahnsinnig verliebt, doch von Jeremys Seite war es nur Heuchelei. Er war nur an meinem Geld interessiert. Erbärmlich, nicht wahr? Ich weiß nicht, warum ich Ihnen das alles erzähle, aber Sie haben gefragt.“
„Ich finde, es ist traurig, nicht erbärmlich. Waren Sie sehr unglücklich?“
Deborah zuckte die Schultern. „Ich war sehr naiv und ganz versessen darauf, ihn zu heiraten. Und im Endeffekt litt nicht nur ich darunter. Ich hätte ihn nicht heiraten dürfen. Ach, das ist alles ganz langweilig. Wenn es Ihnen nichts ausmacht, wechseln wir besser das Thema.“
Es klang, als wäre ihr Ehemann ein mieser Schuft gewesen. Doch so gern er mehr erfahren hätte, hielt er sich dennoch zurück. Sie hatte wieder ihre verschlossene Miene aufgesetzt. „Tut mir leid“, sagte er, „ich wollte Sie nicht verstimmen.“
„Sie haben mich nicht verstimmt.“ Deborah hob trotzig das Kinn.
Für diese kleine Geste hätte er sie am liebsten geküsst. Genau genommen hätte er sie auch davor schon gerne geküsst …
„Also, Sie sehen überhaupt nicht wie eine Witwe aus“, meinte Elliot leichthin. „Nicht ein graues Haar, kein schwarzgerändertes Taschentuch, kein stärkendes Riechfläschchen, und weit und breit keins von diesen abscheulichen Schoßhündchen. Die Dowager Duchess of Kinsail.“ Er schüttelte den Kopf. „Nein, das sind Sie einfach nicht.“
Ein schwaches Lächeln war sein Lohn. „Ich mag den Titel nicht. Ich bin einfach nur Deborah Napier. Und dass ich nicht wie eine Witwe aussehe … Sie sehen doch auch nicht wie ein Einbrecher
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