Historical Saison Band 20
ihr gestorben!“
„Ich hatte meine Pistole dabei.“
„Glaubst du allen Ernstes, diese Spielzeugpistole hätte dich gerettet?“, knurrte er. „Diese Menschen sind skrupellos, Claudia. Lieber Himmel, wie sehr muss ich dich noch davon überzeugen, dass es zu gefährlich für dich ist?“
„Ich … ich habe nicht richtig darüber nachgedacht.“
„Nein, verdammt, so viel ist klar.“
Sein Zorn war fast greifbar, und das Wissen, dass er recht hatte, bedrückte sie noch mehr. Auch der Gedanke an Madeleine quälte sie sehr. Hatte die arme Frau geschrien, sich gewehrt? Ihr Magen rebellierte.
„Ich wollte nicht so dumm sein, aber ich musste doch helfen.“
„Indem du dich selbst in Lebensgefahr begibst? Hast du völlig den Verstand verloren?“
„Es tut mir leid.“
„Das sollte es auch.“
Das Übelkeitsgefühl nahm zu. Entsetzt erkannte Claudia, was es bedeutete. „Halte die Kutsche an.“
Er wollte sie schon nach dem Grund fragen, doch dann sah er, wie bleich sie war. Sobald der Wagen gehalten hatte, sprang Anthony hinaus und half ihr herunter. Schwer atmend stützte sie sich auf das Hinterrad und erbrach sich jämmerlich.
Anthony wartete bestürzt. Als er Madeleine so hatte daliegen sehen, hatte er sich vorgestellt, dass Claudia sehr leicht dasselbe Schicksal hätte ereilen können. Und sie war sich der Gefahr überhaupt nicht bewusst gewesen. Seine unendliche Erleichterung, sie unverletzt wiederzufinden, hatte sich sofort in Zorn verwandelt. Leider war er so mit seinen eigenen Gefühlen beschäftigt gewesen, dass er nicht überlegt hatte, wie sehr es seine Frau mitgenommen haben musste.
Als sie sich erholt zu haben schien, reichte er ihr ein Taschentuch und legte ihr einen Arm um die Schultern.
„Geht es dir besser?“
Sie nickte. „Ein wenig.“
„Komm, mein Liebling. Lass uns nach Hause fahren.“
Er half ihr zurück in die Mietskutsche. Claudia lehnte sich in eine Ecke und schloss die Augen. Obwohl sie sich beruhigt zu haben schien, war ihre Blässe noch immer beunruhigend. Voller Ungeduld wartete er darauf, dass sie endlich die Rue de Namur erreichten.
Einige Minuten später waren sie da. Anthony bezahlte den Kutscher und trug Claudia ins Haus. Rasch erteilte er den erstaunten Dienern einige knappe Befehle und brachte seine Frau dann direkt auf ihr Zimmer, wo er sie aufs Bett legte, ihr Hut und Schuhe auszog und sie zudeckte. Gleich darauf kam ein Dienstmädchen mit Riechsalz und Tee, und gemeinsam machten sie es ihrer Patientin gemütlich.
Anthony zog einen Stuhl ans Bett und beobachtete ängstlich, wie sie ganz langsam wieder Farbe bekam. Eine ganze Weile sagten sie nichts. Es gab so viel, das ihm auf dem Herzen lag, aber er würde warten.
„Wie fühlst du dich?“
„Ein bisschen besser.“ Sie zögerte. „Anthony, entschuldige …“
Er legte ihr einen Finger auf die Lippen. „Still. Es ist gut. Du bist unverletzt, und nur das zählt. Wir unterhalten uns später. Jetzt musst du dich ausruhen.“
„Ich bin wirklich ziemlich müde.“
Ein sanftes Lächeln umspielte seine Lippen. „Dann schlaf ruhig, meine Süße.“
Sie erwiderte sein Lächeln matt. „Bleibst du bei mir, bis ich einschlafe?“
„Natürlich. Wenn du es möchtest.“
„Ja, bitte.“ Sie nahm seine Hand, und seine starken Finger schlossen sich um ihre. Mit einem Mal ließ die ganze Anspannung nach, und sie schloss die Augen. Endlich war sie wirklich in Sicherheit.
Ganz kurz darauf war sie eingeschlafen, aber Anthony blieb noch lange bei ihr sitzen, ohne den Blick von ihr zu nehmen.
20. KAPITEL
C laudia schlief bis zum nächsten Morgen. Als sie erwachte, stellte sie fest, dass sie noch ihre Kleidung von gestern trug. Dann fiel ihr wieder ein, was geschehen war. Madeleine war tot. Was hatte sie ihr nur mitteilen wollen? Was konnte so wichtig gewesen sein, dass jemand sie dafür für immer zum Schweigen gebracht hatte? Nun sah Claudia ein, welcher Wahnsinn es gewesen war, allein zu der Wohnung zu gehen. Und sie hatte nicht nur sich selbst in Gefahr gebracht. Schuldbewusstsein vermischte sich mit Reue. Unwillkürlich legte sie eine Hand auf ihren Bauch.
„Es tut mir so leid“, flüsterte sie.
Sie schluckte bedrückt und rappelte sich auf. Nachdem sie sich gewaschen und umgezogen hatte, fühlte sie sich ein wenig besser. Entschlossen straffte sie die Schultern. Es war Zeit für das unvermeidliche Gespräch mit Anthony.
Er saß am Fenster im Salon, doch als sie hereinkam, erhob er sich, um auf sie
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