Historical Saison Band 20
den Kopf. „Es geht hier nicht um einen Erben. Es geht um ein Kind, unser Kind. Dabei ist es mir gleichgültig, ob es ein Junge oder ein Mädchen ist.“
„Es würde dir nichts ausmachen, wenn es ein Mädchen wäre?“
„Ich wäre in jedem Fall außer mir vor Freude.“
„Mein Vater wusste mit Mädchen nichts anzufangen, und deiner auch nicht.“
„Vergiss sie.“ Er drückte ihr einen Kuss auf das Haar. „Wir reden jetzt von uns. Unsere Zukunft haben wir selbst in der Hand.“
Claudia schluckte mühsam. Wie sehr wollte sie ihm glauben! Aber es gelang ihr nicht, alle ihre Ängste zu vertreiben.
Als Claudia zwei Tage später Sabrina besuchte, die ihr eine liebe Freundin geworden war, empfing diese sie im Garten und begrüßte sie sofort herzlich.
„Es ist ein so wundervoller Tag, dass ich es schade fände, ihn im Haus zu verbringen, also dachte ich, wir nehmen unseren Tee hier draußen.“
„Eine sehr gute Idee.“
Ein Tisch war im Schatten eines alten Apfelbaumes gedeckt worden. In einiger Entfernung saß ein kleines Kind auf einer Decke und spielte unter der wachsamen Aufsicht seines Kindermädchens mit einem Holzpferdchen.
Claudia lächelte. „Was für ein süßer kleiner Junge.“
„Sie würden das nicht sagen, wenn Sie wüssten, was er manchmal anstellt“, meinte Sabrina.
„Colonel Falconbridge muss sehr stolz sein.“
„Ja, das ist er. Als John geboren wurde, hätte man meinen können, es hat auf der ganzen Welt noch nie ein Baby gegeben. Robert war ganz närrisch vor Glück. Er verbringt so viel Zeit wie nur möglich mit dem Kind. Tatsächlich verwöhnt er uns beide.“
Sie schien so glücklich, dass es fast greifbar war. Natürlich freute Claudia sich für sie, empfand aber auch ein wenig Neid. Dass sie eines Tages eine so liebevolle Beziehung mit Anthony haben könnte, schien ihr wie ein unerreichbarer Traum. Bis vor Kurzem war ihr nicht einmal bewusst gewesen, wie sehr sie sich danach sehnte. Hastig verdrängte sie jeden weiteren Gedanken daran und schaute wieder zu dem Jungen hinüber. „John sieht seinem Vater sehr ähnlich.“
Sabrina lächelte stolz. „Oh, er ist in jeder Hinsicht Roberts Sohn. Ein richtiger kleiner Schlingel.“
„Aber Sie möchten ihn nicht missen.“
„Auf keinen Fall. Ich hoffe vielmehr, dass er mit der Zeit Geschwister bekommt.“
„Wirklich?“
„Ja, ich hätte gern eine große Familie.“
Claudia atmete tief durch. „Ich erwarte auch ein Kind.“
„Oh, ich gratuliere! Was für wundervolle Nachrichten.“
„Anthony findet das auch, und das ist es wohl auch … Es ist nur …“
Sabrina betrachtete sie mitfühlend. „Sie haben gemischte Gefühle?“
„Ja.“
„Das ist nur natürlich.“
„Ist es das? Ich weiß nicht. Ich sollte mich freuen, und das tue ich ja auch irgendwie, aber …“
„Aber Sie fürchten sich auch ein wenig.“
„Ja, genau.“
Sabrina lächelte verständnisvoll. „Lassen Sie uns unseren Tee trinken, dann unterhalten wir uns mal darüber, meine Liebe.“
Beim Abendessen plauderte Claudia vom Ball der Duchess of Richmond, der bald stattfinden sollte. Es gab Gerüchte, dass Wellington höchstpersönlich versprochen hätte zu kommen. Sie sah besser aus als vorher, aber er spürte, wie viel ungesagt blieb, während sie von solch oberflächlichen Dingen redete. Sie gab sich große Mühe, fröhlich zu sein, und genau aus diesem Grund fehlte plötzlich die gewohnte Ungezwungenheit. Anthony sehnte sich nach dem spöttischen Geplänkel, das sonst zwischen ihnen herrschte, oder sogar nach einem Streit, in dem sie jede seiner Überzeugungen infrage stellte. Doch ihr zuliebe beteiligte er sich an der belanglosen Unterhaltung, bis sie sich in den Salon zurückzogen.
„Möchtest du etwas für mich spielen?“
„Ja, natürlich. Was würdest du gern hören?“
Er trat ans Pianoforte, sah die Notenblätter durch und wählte dann eines aus. Claudia versuchte, sich auf ihr Spiel zu konzentrieren, war sich aber jeden Moment der Nähe des Mannes an ihrer Seite bewusst. Immerhin war es eine Erleichterung, nicht mehr reden zu müssen und stattdessen die Musik für sich sprechen zu lassen.
Auf diese Weise verging die folgende Stunde recht angenehm, bis die Zeiger der Uhr schließlich auf zehn deuteten. Da nahm Claudia die Hände von den Tasten und erhob sich vom Klavierschemel.
„Das war sehr schön“, bemerkte er. „Du bist talentiert.“
„Du Schmeichler.“
Er nahm ihre Hand und führte sie an die Lippen, und
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