Historical Saison Band 20
aufreizend lächeln? Und warum, da sie doch beschlossen hatte, ihn endgültig zu vergessen, war sie so überaus erfreut, ihn zu sehen?
Sie umklammerte das Teebrett mit ihren Händen. „Wie um Himmels willen sind Sie hereingekommen?“ Der Schock, ihn hier vorzufinden, als wäre er gerade Bellas Geschichte entsprungen, bewirkte, dass sie aggressiver klang, als beabsichtigt … doch besser das, als ihm zu zeigen, wie verheerend er auf sie wirkte.
„Wollen wir nicht beim Du bleiben? Und welch Armutszeugnis für den Pfau, wenn er nicht in ein Haus mit derart dürftigem Schloss einbrechen könnte?“, entgegnete er breit grinsend und nahm ihr das Tablett ab, sodass ihr nichts anderes übrig blieb, als ihm in ihren eigenen Salon zu folgen.
„Ich hatte nicht mit einem Wiedersehen gerechnet.“ Deborah vermied vorerst eine Anrede. Sie hockte sich auf die Kante eines Sessels. Gerne hätte sie sich einen Tee eingegossen, doch sie fürchtete, ihre Hände würden zu verräterisch zittern.
Elliot hob eine Braue. „Aber bestimmt wusstest du doch, dass ich vorsprechen würde?“
„Wir sagten letzte Nacht Lebewohl.“
„ Du sagtest Lebewohl.“
Ratlos sah sie ihn an. Er wartete auf eine Antwort, doch sie beschäftigte sich angelegentlich damit, sich Tee einzuschenken. Prompt schwappte ein wenig über den Tassenrand. „Ich habe nur eine Tasse mitgebracht.“
„Ich hasse Tee sowieso!“ Elliot ließ sich ihr gegenüber nieder.
Nach einem kurzen Moment nahm sie einen Schluck Tee und sog dann tief den Atem ein. „Warum bist du gekommen?“
Er durchschaute sie sofort. Sie war zwar angespannt, konnte jedoch nicht ganz verbergen, dass sie sich freute, ihn zu sehen. Er reichte ihr die Zeitung. „Ich dachte, das würdest du gern sehen wollen.“
Eilig überflog Deborah den Bericht, wobei sich ihre Miene ein wenig aufhellte. „Als ich heute Morgen aufwachte, redete ich mir fast ein, dass ich das Ganze nur geträumt hätte. Selbst jetzt, da ich es doch schwarz auf weiß sehe, kann ich es noch nicht recht glauben.“
„Zum Glück gibt es nicht die geringste Andeutung, dass ich einen Komplizen gehabt haben könnte. Trotzdem musst du dich in Acht nehmen, nicht versehentlich auch nur ein Wort fallen zu lassen, das dich verraten könnte.“
„Bestimmt nicht“, versprach sie, dabei dachte sie schuldbewusst an das, was sie heute Morgen geschrieben hatte. Zu ihrer Beruhigung sagte sie sich, dass sie die Details zu Genüge abgeändert hatte. „Keine Sorge, wirklich. Äh …“ Nach kurzem Zögern wählte sie doch das Du. „Du hast auf mich nie den Eindruck gemacht, als würdest du zu permanenter Besorgnis neigen.“
„Meine eigene Sicherheit ist mir ziemlich gleichgültig, doch dich möchte ich lieber nicht gefährden.“
„Du musst kein schlechtes Gewissen haben. Immerhin war es mein eigener Wunsch, erinnerst du dich?“
„Wenn ich dich nicht hätte dabei haben wollen, hättest du mich nie überreden können“, entgegnete Elliot mit schiefem Lächeln. „Wie findest du es, so berüchtigt zu sein?“
„Nun ja, mir ist, als hätte sich jemand anders dieses Seil hinuntergehangelt. Allerdings muss ich gestehen, dass mich mein Gewissen nachträglich ein wenig zwickte. Dieses Gemälde ist sehr kostbar.“
„Und es bekümmert dich, was ich mit diesem unrechtmäßigen Gewinn anstellen werde? Nein, schau nicht so. Es überrascht mich, dass du nicht schon eher gefragt hast.“
„Zu meiner Schande muss ich dir etwas gestehen. Ich unterließ es, um keinen Grund zu finden, nicht mitzukommen.“ Sie stellte die nur halb geleerte Teetasse ab. „Warum machst du es denn, Elliot? Ich kann verstehen, dass es unter anderem der gleiche Grund wie meiner ist – der pure Nervenkitzel. Ich kann auch verstehen, dass dich das Zivilleben langweilt im Vergleich zu deinem früheren Leben, aber – auch wenn du gerade sagtest, dass dir dein Leben nicht viel wert ist – ich kann nicht glauben, dass du im Grunde hoffst, erwischt zu werden.“
„Natürlich nicht! Gelangweilt bin ich allerdings, und das ist ein Grund. Meine Schwester meint, ich brauchte eine sinnvolle Beschäftigung, und sie könnte recht haben.“ Elliot verzog das Gesicht.
„Hm, das klingt nicht wie du selbst. Ich wusste nicht, dass du eine Schwester hast. Ist sie in der Stadt?“
„Zur Zeit ja. Lizzie ist mit einem halsstarrigen Schotten verheiratet, der plant, sie in die Highlands zu verschleppen, damit sie ihr erstes Kind dort zur Welt bringt.“ Elliot
Weitere Kostenlose Bücher