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Historical Saison Band 20

Historical Saison Band 20

Titel: Historical Saison Band 20 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marguerite Kaye , Joanna Fulford
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mir scheint das alles einen sehr persönlichen Bezug zu haben, deshalb denke ich, es muss da jemand gewesen sein …“
    „Ja. Mein bester Freund.“ Elliot krampfte die Hände so fest um die Sessellehne, dass seine Knöchel weiß hervorstachen.
    „Es tut mir so leid“, sagte Deborah sanft.
    Elliot nickte knapp.
    „Es tut mir ehrlich leid. Ich wollte dir nicht zu nahe treten. Du brauchst nichts mehr zu sagen.“
    „Aber ich will“, sagte Elliot zu ihrer beider Erstaunen. „Ich will es dir erzählen.“ Er schluckte ein paar Mal und räusperte sich dann. „Henry und ich, wir meldeten uns gemeinsam, das erwähnte ich ja schon. Gemeinsam erklommen wir die Rangleiter, obwohl er viel zu undiszipliniert war, um seine Abzeichen lange zu behalten. Einmal schaffte er es bis zum Captain, aber das hielt nur sechs Monate. Aber er war ein großartiger Soldat. Wenn ich Unterstützung brauchte, wandte ich mich stets an Henry. Er war rasch mit den Fäusten dabei, doch er wusste auch, wann es galt den Mund zu halten. Das war für meine … andere Beschäftigung … wichtig.“
    Er unterbrach sich. Deborah betrachtete ihn gespannt. War sie schockiert? Irgendwie bezweifelte er es.
    „Es ist nämlich so: ich habe als Soldat nicht nur gekämpft. Der Pfau ist aus gutem Grund so tüchtig.“ Er grinste. „Eigentlich ist es Ironie, dass eben die Künste, die ich lernte, um Geheimnisse zu stehlen, mich jetzt befähigen, meine damaligen Auftraggeber um ihr Eigentum zu erleichtern – unrechtmäßig erworbenes Eigentum, wie ich klarstellen möchte.“
    Völlig verblüfft schaute Deborah ihn an. „Du meinst … du sagst … du hast auf Anweisung unserer Regierung gestohlen? Oh, mein Gott! Warst du ein Spion?“
    Er hätte wissen sollen, wie sie reagierte. Ihre Augen blitzten. Elliot lachte. „Ja, genau das.“
    „Gütiger Himmel! Kein Wunder, dass das Zivilleben dich langweilt. Du musst mir … ich bitte dich, erzähl mir … ach, erzähl mir alles – nein, alles wirst du vermutlich gar nicht sagen dürfen. Herrgott, was du an Geheimnissen wissen musst!“ Sie schmunzelte. „Wie entsetzt Leute wie Jacob wären, wenn sie davon wüssten! Du hast recht, Elliot, es ist über die Maßen ironisch. Darfst du mir etwas erzählen? Warst du ein Meister der Verstellung?“
    „Tut mir leid, aber es war meistens nicht so dramatisch. Wenn überhaupt, war ich ein Meister der Geduld.“ Er schilderte paar Szenen, weil er sie gern lachen sah. Er fand es so ansteckend. Und dann schilderte er ein paar mehr, weil es ihn zu sehr schmerzte, das vorherige Thema wieder aufzugreifen.
    „Er muss für dich mehr ein Bruder als ein Freund gewesen sein – Henry, meine ich“, warf Deborah plötzlich mitten in einer Anekdote ein. „Was ist ihm zugestoßen?“
    „Während der Belagerung von San Sebastian in den Pyrenäen erwischte ihn eine Kugel am Bein, oberhalb des Knies. Möglicherweise hätte er das Bein verloren, aber es war eigentlich keine tödliche Verletzung. Nur kam niemand an ihn heran, denn wir hatten weder Wagen noch Maultiere.“
    „Oh Gott.“ Entsetzt presste Deborah sich eine Hand auf den Mund.
    „Mehr als eine Woche lag er mit schwärender Wunde im Todeskampf in der glühenden Sonne. Nachdem sie ihn endlich bergen konnten, starb er ein paar Tage später im Feldlazarett an Fieber. Ich war am Schluss bei ihm, doch er erkannte mich kaum. Er starb, weil wir keine Maultiere hatten!“ Elliot ließ seine Faust auf den Sessel krachen. „Aber was wissen diese Mistkerle, die bequem im Kriegsministerium an ihren Schreibtischen sitzen schon von alledem? Was wissen sie von den Schmerzen, den Leiden, die Henry und Tausende andere durchmachen mussten? Und was kümmern sie jetzt die Überlebenden?“
    „Aber dich kümmert es“, sagte Deborah leise, erschüttert von seiner kalten Wut. „So sehr, dass du jene bestiehlst, um die Überlebenden zu entschädigen, richtig?“
    „Das Geld geht an eine wohltätige Stiftung, die den Veteranen hilft.“ Vor Erregung wurde er lauter. „Jemand muss ihnen helfen!“, rief er heftig. „Sie gaben ihr Leben, ihre Körper, ihre Herzen hin. Doch jetzt, da ihre Dienste nicht mehr gebraucht werden, hält die Regierung es für unnötig, ihnen als Lohn eine Arbeit oder eine Rente zu verschaffen. Und es sind nicht nur die Männer, die darben, sondern auch Witwen und ihre verwaisten Kinder.“
    „Das hatte ich noch nicht bedacht“, sagte Deborah stockend.
    „Kaum jemand bedenkt das. Jeder sieht nur den Bettler.

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