Historical Saison Band 20
nicht zu kümmern. ‚Ich bin tot, ehe der Bankrott kommt‘, pflegte er zu sagen, und –“ Deborah brach ab und errötete tief. „Also, wie auch immer, du solltest froh sein.“
„Und? Hatte dein Gemahl recht?“
„Was? Oh, du meinst, ob er tatsächlich vorher starb?“ Sie schüttelte den Kopf. „So sollte man meinen, wenn man seinen Cousin reden hört, doch es war nicht ganz so schlimm. Das meiste Land gehörte zum Erbgut und durfte nicht verkauft werden, und die Hypotheken waren nicht so … aber das ist ja nicht, was ich mit dir besprechen möchte.“
Elliot setzte sich neben sie auf das Sofa; ihre tief empfundenen Worte rührten ihn. Ihrem verschwenderischen Ehemann war es offensichtlich gelungen, die Kassen so weit zu leeren, dass er seine Witwe in sehr beschränkten Umständen zurückließ, die zu lindern von dem jetzigen Lord Kinsail mit seiner Knauserigkeit nicht zu erwarten war. „Jetzt bin ich froh, dass ich diesen blauen Diamanten stahl“, sagte er spontan. „Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich den Familienschmuck gleich auch noch mitgenommen und dir übergeben.“
Damit wollte er sie zum Lächeln bringen, doch Deborahs Miene blieb ernst. „Ich will von den Kinsails nichts … und ich will dein Mitleid erst recht nicht, Elliot.“
Da war der hochmütige Blick wieder. Sie war stachelig wie eine Distel. „Dann sag mir, was du von mir willst“, sagte er, ebenso über sich selbst wie über ihre so jäh veränderte Stimmung verärgert.
„Ich brauche den Pfau“, platzte sie heraus. „Ich muss noch einmal ein Verbrechen begehen.“
Ihre unverblümten Worte verdutzten ihn derart, dass er lachen musste.„ Ich muss noch einmal ein Verbrechen begehen . Es klingt, als ob dir ein Arzt ein Medikament verschreiben sollte.“
„Elliot, ich meine es todernst.“
Ihm verging das Lachen. „Es geht nicht.“
„Warum nicht?“
„Das eine Mal war schon riskant. Ein zweites Mal mit dem Feuer zu spielen wäre im höchsten Maße töricht.“
„Aber du hast es schon unzählige Male riskiert.“
„Es ist mein Leben.“
„Und meine Sache, ob ich meins aufs Spiel setze.“
Elliot sprang auf. „Ich brauche keine Komplizen“, presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, wütend auf sich selbst, weil er gehofft hatte, sie wäre hier, weil sie ihn gern sehen wollte. „Ich hätte meinem Burschen befehlen sollen, dich abzuweisen. Kaum zu glauben, dass du den Nerv hast, mich darum zu bitten! Als ich dich zuletzt sah, hörte ich von dir, dass dir deine eigene Gesellschaft vollkommen genügt – obwohl du mehrfach zugegeben hattest, dass du einsam bist. Du brachtest mich dazu, dir Dinge zu erzählen, über die ich noch nie gesprochen hatte – und bliebst selbst verschlossen wie eine Auster. Und du küsstest mich so hungrig, so unersättlich. Und du hättest noch ein Menge mehr getan als das, wenn mir das Gemälde nicht aus der Hand gefallen wäre, doch am nächsten Tag zeigtest du mir die kalte Schulter. Und jetzt flatterst du hier herein, nach fast drei Wochen des Schweigens, und verlangst … natürlich bin ich wütend. Was hast du erwartet?“
„Ich hätte nicht fragen sollen“, sagte Deborah jämmerlich.
„Nein, hättest du nicht.“ Elliot trat gegen einen glimmenden Scheit im Kamin. Asche flog auf und beschmutzte seine blitzenden Hessenstiefel. Er hasste es, die Fassung zu verlieren. Und er hasste es, Deborahs bedrückte Miene zu sehen, und hasste sich, weil es seine Schuld war – auch wenn sie es verdiente. Noch mehr hasste er sich, weil es ihm etwas ausmachte. Er bohrte die Hände in die Hosentaschen und lehnte sich gegen den Kaminsims, im Kampf mit sich selbst, weil es ihn drängte, ihrer Bitte einfach nachzugeben.
Deborah knetete ihre Handschuhe zwischen ihren Fingern. Die Sekunden dehnten sich, und Elliot schwieg immer noch, schaute ins Nichts, die Linien um seinen Mund prägten sich tief ein. Sie spürte, wie unter seinem gerechtfertigten Zorn ihre Willenskraft nachgab. Es war dumm gewesen, herzukommen. „Du hast recht, ich hätte dich nicht fragen sollen. Entschuldige. Ich gehe jetzt besser.“
Er sah zu, wie sie aufstand. Tiefer bohrte er seine Hände in die Taschen. Als sie ihre Handschuhe überstreifte, sah er, dass ihre Hände zitterten. Sie biss sich auf die Lippe, wich seinem Blick aus, und er fühlte sich wie der letzte Schuft, obwohl er doch im Recht war. Verdammt, und wie sehr ich im Recht bin!
Deborah war an der Tür, gleich war sie draußen. Ich
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