Historical Saison Band 20
Blick einzufangen, doch sie betrachtete hartnäckig ihre Hände. „Rache? Ist das nicht ein ziemlich merkwürdiges Thema?“
„Das Thema ist unwichtig, wenn es nur Bücher sind, die sich gut verkaufen, und mein Verleger sagt, das nächste werde sich noch viel besser verkaufen. Gut genug, dass ich auf meine Zuwendungen verzichten kann.“
„Warum wolltest du darauf verzichten? Das Geld steht dir doch von Rechts wegen zu.“
„Ich will es nicht. Ich will überhaupt nichts von den Kinsails. Aus eben dem Grund schreibe ich. Ich will frei sein!“
„Das ist eine sonderbare Wortwahl für finanzielle Unabhängigkeit.“
Sie zuckte die Achseln.
„Ich versteh immer noch nicht, was das mit mir zu tun hat.“
„In meinem neuesten Roman begeht die Heldin einen Diebstahl und…“
„Warte mal. Sag nicht, du hast unser gemeinsames Unternehmen in einem Buch verarbeitet?“
„Ich weiß, ich hätte es dir sagen sollen, aber …“ Nervös wrang sie ihre Handschuhe zwischen den Fingern. „Ich habe alles verändert, du brauchst nicht zu fürchten, dass uns etwas verrät. Sie – meine Heldin – arbeitet allein, und sie entkommt zwar auch mittels eines Seils, doch sie stiehlt eine Statuette, kein Porträt.“ Ihre Stimme war fast zu einem Flüstern gesunken. Wenn man es so erzählte, schien es plötzlich ganz abscheulich, dass sie ihm nichts davon gesagt hatte. „Ich versichere dir, Elliot, niemand würde etwas merken – außer dir natürlich, und du wirst es kaum lesen.“
„Im Gegenteil, ich muss es unbedingt lesen!“
„Nein! Guter Gott, nein, das ist überhaupt nicht dein Geschmack.“
Ganz ohne Zweifel, sie errötete heftig! „Was um alles in der Welt hast du geschrieben, dass du so verlegen bist?“
„Nichts! Ich bin nicht verlegen.“ Sich bewusst, dass ihre erhitzten Wangen eine andere Sprache sprachen, drückte sie ihre kühlen Handrücken dagegen. „Niemand kann meine Arbeiten mit mir in Verbindung bringen. Nur mein Verleger, und selbst der gibt vor, meine wahre Identität nicht zu kennen.“ Der Blick, den sie Elliot zuzuwerfen wagte, war beinahe spitzbübisch. „Natürlich kennt er meinen Namen, aber er tut so, als wüsste er nicht, wer ich bin. Er spricht mich stets mit ‚Madam‘ an.“ Sie imitierte Mr Freyworth recht gut. „Nur wenn ich ihn verärgert habe oder er mich zu etwas überreden will, greift er auf Mylady zurück. Zum Beispiel bei dem letzten Buch. Er fand, dass meine Schilderung des Diebstahls sehr authentisch sei. In der Tat gefiel ihm die Szene so gut, dass er darauf bestand, ich solle noch eine solche einfügen. Er sagte, dann würde das Buch bestimmt mehrere Auflagen erbringen. Mehrere, stell dir vor! Ich kann dir nicht sagen, was das für mich bedeuten würde, Elliot. Daher habe ich mich bemüht, wirklich sehr bemüht, mir eine Szene auszudenken, aber ich bringe es nicht zustande.“
Schweigen. Dieses Mal jedoch fiel es ihr nicht schwer, seine Miene zu deuten. Er war entgeistert. „Du hältst nichts davon.“ Sie nickte sachlich, doch ihr sank das Herz. „Und recht hast du. Es hätte mir klar sein müssen, nur – ich war so darauf versessen, es zu schreiben, wegen der Verkaufszahlen …“
„Du kamst her, um mich zu bitten, dass du den Pfau erneut begleiten kannst, um es dann in einem Buch zu verarbeiten. Und dein vordringlichster Grund zu schreiben ist der, dass du die Zuwendungen nicht annehmen willst, die dir nach dem Tod deines Gemahls rein rechtlich zustehen?“
„Ich will es nicht, weil ich finde, dass ich sie nicht verdient habe.“
„Warum nicht?“
Das Letzte hätte sie nicht sagen sollen. Elliot war viel zu scharfsichtig. Wie erstarrt saß sie da und kämpfte gegen den Drang zu fliehen. Er war nicht mehr zornig. Schaute sie auch nicht mehr so grimmig an, obwohl sein Mund immer noch hart wirkte.
„Deborah?“
Er klang nun ein wenig ungeduldig. „Ich war keine sehr gute Gattin“, murmelte sie.
Er musste sich anstrengen, sie zu verstehen, und als ihm klar wurde, was sie gesagt hatte, wünschte er fast, er hätte es nicht verstanden … denn dieses Eingeständnis musste einen einfach rühren. Sanft löste Elliot ihre Finger von den Handschuhen. Ihre Hände waren eiskalt. Er umfing sie wärmend mit den seinen. „Nach dem Wenigen, das ich von dir gehört habe, war er auch kein sehr guter Gemahl“, sagte er vorsichtig.
„Wir hätten nicht heiraten dürfen. Wie ich schon sagte, war er nur an meinem Geld interessiert.“
„Deine Zuwendungen
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