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Historical Saison Band 20

Historical Saison Band 20

Titel: Historical Saison Band 20 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marguerite Kaye , Joanna Fulford
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Brise, die durch die Weiden am Themseufer strich, ließ sie erschauern, da sie ihren Mantel schon abgelegt hatte.
    „Warten wir hier, bis die Pferde erholt sind.“ Elliot stieß die Tür des Bootshauses auf. Drinnen roch es nach ölgetränkten Seilen, Segeltuch und feuchtem Holz. Er zündete die Laterne an, die er stets mit sich führte. Die Flamme erhellte mit ihrem weichen Schein den Raum. Durch die Spalten im hölzernen Boden hörte man Wasser glucksen. Das Boot, eine Art venezianische Barke, nahm den größten Teil des Platzes ein. Er stieg hinein und streckte Deborah die Hand entgegen.
    Sie kletterte über den Rand und setzte sich neben ihn auf die gepolsterte Sitzbank. Und plötzlich war wieder dieses Etwas zwischen ihnen. Die Luft vibrierte davon. Vom Wissen um die Küsse, die sie nicht getauscht hatten, um das Verlangen, das sie ignoriert hatten. Alles strömte auf sie ein. Die Gerüche, die Geräusche, ihr Atmen, ihr Herzschlag. Deborahs Haut prickelte. Nur mühsam konnte sie sich davon abhalten, dichter an Elliot heranzurücken, dicht genug, um ihn zu berühren. „Darf ich unsere Beute sehen?“ Selbst ihre Stimme klang fremd.
    Die Schachtel, die er auf seine Knie legte, war flach, wie ein Zigarrenkistchen etwa, glänzend gelackt und mit Gold eingelegt. „Japanisch“, erklärte er. Sehr konzentriert hantierte er mit seinem feinsten Dietrich an dem Schloss. Nur mit Mühe konnte er ausblenden, wie trunken ihn Deborahs Gegenwart machte. Ihre Hosen spannten sich eng um ihre Beine. Ihre Knie waren nur ein paar Zoll von den seinen entfernt. Diese Situation hier war nicht geplant. Er hatte gewissenhaft vermieden, überhaupt an das Nachspiel ihres Raubzugs zu denken. Doch nun waren sie hier, und es war genau wie beim ersten Mal – nein, stärker noch. Bildete er sich nur ein, dass sie es auch fühlte, weil er es sich wünschte?
    Der Deckel sprang auf. Als Deborah sich vorbeugte, um besser sehen zu können, streifte ihr Haar seine Schulter. Ihre Blicke trafen sich kurz und ihnen stockte der Atem. Wie ertappt, wandte sie sich sofort wieder der Schatulle zu.
    „Ist es, was du erwartet hast?“, fragte sie. „Elfenbeinschnitzerei, winzige Figuren, mit Juwelen besetzt?“
    „So hatte man es mir gesagt.“
    „Deine Quellen.“ Ihr Lächeln blitzte auf. „Darf ich mal sehen?“
    Die Schachtel war mit Samt ausgeschlagen. Elliot entfernte die obere Stofflage. Darunter kamen zwei Reihen mit je fünf Figürchen zum Vorschein. Vorsichtig nahm Deborah eine heraus, drehte sie stirnrunzelnd hin und her. Ein winziger Diamant funkelte im Licht. Nun erst erkannte Elliot, was sie gestohlen hatten. Während sie die kostbare, filigrane Schnitzerei genauer betrachteten, wurden Deborahs Augen immer größer. Eine Frau. Nackt. Im Reitersitz über einem Mann. „Du meine Güte!“, rief sie aus.
    „Man hatte mir gesagt, es seien Götzenbilder.“ Fasziniert beobachtete Elliot, wie sie die Miniatur mit ihren Händen beinahe liebkoste und die Umrisse zärtlich nachzeichnete. Verzweifelt verdrängte er den Gedanken, dass sie auch ihn so vertraut berühren könnte.
    „Dies hier scheint mal zerbrochen zu sein. Sieh, die Frau ist nicht richtig befestigt.“ Sie zog vorsichtig daran, und die Figuren lösten sich voneinander. „Oh!“ In ihrer Hand lag die männliche Gestalt, völlig heil und sehr naturgetreu. Sie fuhr mit der Fingerspitze dem übertrieben großen Glied nach, durch das das Paar verbunden gewesen war, und erschauerte. Der Gesichtsausdruck der Figuren – auch der der Frau – war sehr ekstatisch.
    Sie nahm sie von dem Samtpolster auf, auf das sie gefallen war, und steckte die beiden Teile mit einer geschmeidigen Bewegung wieder zusammen. Sie hatte Elliot nicht dabei ansehen wollen, doch unwillkürlich tat sie es doch. In ihrem Leib spannte sich etwas, als sie das Feuer in seinen Augen sah. „Sind sie alle gleich?“
    „Variationen über ein Thema.“ Seine Stimme klang erstickt.
    „Zeig her.“
    Er reichte ihr die Schachtel. Sie ließ einen Finger über das Schnitzwerk gleiten; es war eine wahre Orgie, alles kopulierende Paare, alle gleichermaßen fein und kunstvoll mit Sinn fürs Details gearbeitet. Eins nach dem anderen nahm sie heraus, betrachtete es von allen Seiten, löste die Figürchen voneinander und fügte sie wieder zusammen, offensichtlich fasziniert. Keine der Stellungen war Elliot neu. Eigentlich waren sie im Vergleich mit manch anderen Abbildungen, die er kannte, recht zahm.
    Deborah allerdings

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