Historical Saison Band 20
bewusst. Sie wich zurück. Unter ihren Füßen knackte ein Zweig, und sie zuckte zusammen.
Konzentrier dich. Sie schob eine Haarsträhne zurück und drückte sich ihren Hut tief ins Gesicht.
Elliot schaute auf seine Taschenuhr. Er wirkte in sich ruhend und schien die Situation im Griff zu haben. Ihre Furcht ließ nach. „Wenn alles nach Plan geht, sollten wir in weniger als einer Stunde wieder hier sein“, sagte er.
„Wird es“, antwortete sie und sammelte ihren Mut.
Mit dem Hund hatte er nicht gerechnet. Obwohl man das Etwas kaum Hund nennen konnte. Elliot fand, es sah aus wie ein Mopp auf Beinen. Wäre aus dem zauseligen Fellbündel nicht dieses schrille Gekläff hervorgedrungen, hätte man nicht einmal gewusst, wo vorne und hinten war. Kaum hatten sie die Bibliothek betreten, wo sich der Safe befand, war das Tier von seinem Platz vor dem Kamin aufgesprungen und hatte sich auf sie gestürzt. Geistesgegenwärtig packte Elliot es, fluchte dann unterdrückt, als sich ein paar scharfe Zähne in seinen Handballen bohrten. Zum Glück konnte Deborah das ungestüme Hundetier erwischen, erstickte sein Jaulen mit ihrem Hut und presste das sich sträubende Bündel dicht an sich, wobei sie leise, schnalzende Töne ausstieß. Zu Elliots Staunen schien das irgendwie beruhigend zu wirken.
Eine … zwei … drei … vier Minuten warteten sie hinter den langen Fenstervorhängen verborgen. Nach der fünften rührten sie sich endlich wieder. Elliots Herz hämmerte wild. Er ließ einen Dietrich fallen. Beim leisen Klimpern des Drahtstifts auf den Holzdielen musterte Deborah, die das Hündchen zu bändigen suchte, ängstlich die Tür, durch die sie gekommen waren.
Elliot fummelte an dem Schloss des Safes, das sich bald mit einem sachten Klicken öffnete. Obwohl er sich sonst nie hetzte, tastete er dieses Mal hastig den Inhalt ab, bis er das hübsche Kästchen fand. Ein schneller Blick hinein, dann steckte er es in die Tasche, und schon waren sie wieder draußen in dem Korridor. Im schwachen Licht der einzigen Lampe, die dort brannte, erhaschte er einen Blick auf Deborahs Gesicht. Sie erstickte fast vor unterdrücktem Lachen. Die Treppe hinunter, in die Küche rannten sie. Inzwischen hatte das strampelnde Tier sich zusehends von dem Hut befreit und japste und jaulte leise.
„Ich kann ihn noch halten“, wisperte Deborah, als sie das Fenster erreichten. „Es ist glitschig wie ein Aal.“ Sie bebte vor Lachen. „Was machen wir? Entführen wir den Hund? Für so etwas würde doch kein vernünftiger Mensch Lösegeld zahlen.“
„Wir nehmen ihn ein Stück mit, dann lassen wir ihn laufen. Es wird schon nach Hause finden!“ Elliot kletterte aus dem Fenster, sprang die drei Fuß bis zum Boden und streckte dann die Hände empor. Das Hündchen verstummte verwirrt, als es da hineinplumpste – und biss erneut. Er fluchte unhörbar. Zwei lange Beine – Elliot bemühte sich, sie nicht anzustarren – und Deborah landete neben ihm. „Renn!“, zischte er und nahm ihre Hand.
Und dann rannten sie. Kurz vor dem Tor hatte der Hund sich endgültig befreit und raste zurück zum Haus, unter solchem Gelärme, dass es Tote hätte erwecken können.
Deborahs Kräfte ließen nach, doch Elliot zerrte sie erbarmungslos mit sich, hob sie mit Schwung in den Sattel, ehe sie noch ihren Mantel richtig umgelegt hatte. Sie trieb ihr Pferd an, während er noch die Zügel sortierte, und galoppierte den Weg entlang.
Erst als sie schon die halbe Strecke zurück zur Stadt hinter sich hatten und den Fluss entlangritten, hielt er es für sicher genug, das Tempo zu drosseln. Die Flanken ihrer Pferde dampften. Er konnte Deborahs Atem sehen. Seine Brust hob und senkte sich keuchend. An einem kleinen Bootshaus zügelte er sein Tier. „Lassen wir die Pferde eine Weile ausruhen.“
Deborah stieg elegant aus dem Sattel. „Man hätte denken können, ein Höllenhund wäre hinter uns her“, brachte sie zwischen Gelächter und keuchendem Atmen hervor. Sie trug keinen Hut mehr und ihr Haar floss über die dunkle Wolle des Mantels.
„Diese verfluchte Kreatur würde ich nicht Hund nennen, aber aus der Hölle kam sie jedenfalls.“ Trübselig betrachtete er den Biss in seinem Daumen.
„Also ist der Pfau doch nicht ganz so unfehlbar“, neckte sie ihn lächelnd.
„Oh, Schande!“ Er klopfte sich an die Brust. „Meine tönernen Füße sind entdeckt!“
„Ich glaube, das gilt für uns beide.“ Reuig musterte Deborah ihre schlammbedeckten Stiefel. Die leichte
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