Historical Weihnachten Band 04: Zeit der Hoffnung, Zeit der Liebe? / Mein Engel der Weihnacht / Ein Weihnachtsmärchen in London
mir das Buch. Den Aristoteles“, stellte er klar, während ihm voller Verblüffung bewusst wurde, wie schwer ihm plötzlich das Sprechen fiel.
Ihre Miene verfinsterte sich noch mehr. „Es tut mir leid, Ihnen sagen zu müssen, Sir, dass Sie Ihre lange Reise umsonst unternommen haben. Dieses spezielle Buch ist nicht verkäuflich.“
Seine Sehkraft, für gewöhnlich gerade bei Nacht besonders scharf, wurde, wie es schien, von Moment zu Moment immer trüber. Er beugte sich vor und fasste Miss MacPherson, so gut er vermochte, ins Auge. „Glücklicherweise brauche ich es nicht zu kaufen. Da ich es bereits besitze.“
„Sie irren sich, Sir.“ Sie schnaubte empört und erinnerte ihn einen Augenblick an eine junge vollblütige Stute – die er am liebsten trotz seiner Erschöpfung zähmen würde.
„Dieser besondere Band, Sir, befindet sich in der Privatsammlung meines Vaters, nicht im Inventar der Buchhandlung, und somit haben Sie kein Recht darauf.“ Sie stellte ihr Glas auf das Sofa und erhob sich. „Nun muss ich Sie bitten zu gehen.“
Tobias stand ebenfalls auf. Der Raum drehte sich seltsamerweise um ihn. „Geben Sie mir den Aristoteles, und ich gehe gern.“
Sogar sehr gern, denn jetzt wurde ihm mehr als klar, was nicht mit ihm stimmte.
Miss MacPherson hatte ihn betrunken gemacht! Er tat einen unsicheren Schritt auf sie zu. Doch sein Fuß war wie aus Blei. Er wankte und stieß hart gegen den Sessel.
Sie riss die schönen Augen auf. „Mr Templeton!“
In einem schwachen Versuch, des Schwindelgefühls Herr zu werden, presste Tobias die Hand an den Kopf. „Bin nur ein wenig …benebelt, mehr nicht. Ich muss mich nur … hinlegen …“
„Mr Templeton“, fuhr sie ihn streng an. „Sie können unmöglich die Nacht hier verbringen. Ich habe keine Anstandsdame.“
Er öffnete den Mund, um zu antworten, aber schon diese geringe Anstrengung genügte, ihn stürzen zu lassen. Miss MacPherson versuchte erschrocken, ihn aufzufangen. „Mr Templeton!“
„Nennen Sie mich Tobias.“ Er war zu schwer für sie. Sie konnte ihn nicht halten, und so glitt er langsam an ihr herab – an ihrem weichen Leib entlang – sodass beide gleichzeitig in die Knie gingen. „Kein Geist … ganz und gar kein Geist“, flüsterte er noch mit einem langen Blick in ihre wunderschönen Augen. Dann wurde es dunkel um ihn, und er dachte nichts mehr.
Hilflos, die Arme um den bewusstlosen Mann geschlungen, blickte Fiona auf den weißblonden Kopf herab, der auf ihrer Brust ruhte. „Mr Templeton. Mr Templeton!“
Ein leises Schnarchen blieb die einzige Antwort. Der Mann war doch tatsächlich eingeschlafen.
Was zum Kuckuck konnte denn nur geschehen sein? Sie hatte viele Menschen kennengelernt, die nichts vertragen konnten. Addie zum Beispiel verfiel schon nach einigen Tropfen ins Kichern. Aber noch nie war sie jemandem begegnet, noch dazu einem Mann, der so schnell betrunken wurde. Mr Templeton hatte ein einziges Glas getrunken. Abgesehen von seinem impulsiven und sicher recht … aufwühlenden Kuss auf ihrer Schwelle, war er ihr vollkommen nüchtern vorgekommen – nüchtern und entschlossen,
sein
verflixtes Buch zu bekommen.
Da sie Mr Templetons schweres Gewicht festhalten musste, fiel es ihr nicht leicht, über die Schulter zu schauen. Aber es gelang ihr, und sie entdeckte, dass die Karaffe mit dem Whisky zu drei viertel leer war. Zu drei viertel leer! Die kleine Menge, die sie ihnen eingeschenkt hatte, hätte den Inhalt der Karaffe kaum verändern dürfen.
Ein Klingeln, eine Mischung aus einem Windspiel und dem leisen Lachen einer Frau, schwebte durch den Raum.
„Das ist nicht komisch, Fern. Ganz und gar nicht komisch.“ Fiona ließ keinen Zweifel an ihrem Unmut. „Falls Sie mich hören – falls es Sie überhaupt gibt –, sollen Sie wissen, dass ich das überhaupt nicht amüsant finde!“
Mühsam schob sie ihre Last etwas von sich und überlegte angestrengt.
Angenommen, sie brächte es wirklich fertig, Mr Templeton und auch sich selbst in eine aufrechte Stellung zu bekommen, dann würde sie es vielleicht auch schaffen, ihn bis zur Haustür zu schleppen und auf die Veranda zu befördern. Recht geschähe es ihm jedenfalls. Allerdings war es bitterkalt und schneite heftig. Er könnte sehr gut erfrieren oder, wenn nicht das, so doch sich eine Lungenentzündung zuziehen und daran sterben. Feinde mochten sie ja sein, aber sie hatte nicht den geringsten Wunsch, seinen Tod auf dem Gewissen zu haben.
Abgesehen davon war Tobias
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