Historical Weihnachten Band 04: Zeit der Hoffnung, Zeit der Liebe? / Mein Engel der Weihnacht / Ein Weihnachtsmärchen in London
Templeton, wenn sie dem Engel in ihren Träumen Glauben schenken durfte, ihre einzige wahre Liebe.
Sie betrachtete ihn. Das Haar war ihm in die Stirn gefallen – sehr volles Haar übrigens. Sie musste dem Impuls widerstehen, es ihm aus dem Gesicht zu streichen.
Die seltsam farblosen, und dennoch so schönen Augen waren jetzt geschlossen, aber Fiona erinnerte sich noch gut daran, wie groß und leuchtend sie waren und von dichten Wimpern eingefasst. Seine Lippen, kaum dunkler als das Marmorweiß seines Gesichts, hatten sich überhaupt nicht kalt angefühlt, sondern sehr warm, als er sie geküsst hatte.
Doch sie konnte sich nicht leisten, daran zu denken. Mit einem Arm um seine Taille, schaffte sie es irgendwie, aufzustehen und ihn mit sich zu ziehen. Keuchend hielt sie inne, um wieder zu Atem zu kommen. Die Wange an seine gelehnt – Mr Templeton war kaum größer als sie selbst –, zwang Fiona sich, nicht darauf zu achten, wie angenehm er roch.
„Und jetzt ab ins Bett mit Ihnen, Sir. Wahre Liebe oder nicht, es scheint so, als wäre
irgendjemand
hier versessen darauf, Sie bei mir übernachten zu lassen.“
4. KAPITEL
24. Dezember
,
Heiligabend
Ganz gegen seine Gewohnheit erwachte Tobias am nächsten Tag lange vor der Mittagszeit. Er hatte mit rasenden Kopfschmerzen und einem trockenen Mund gerechnet – verdient hätte er es jedenfalls –, doch stattdessen fühlte er sich ungewöhnlich ausgeruht und erfrischt. Zu seiner Erleichterung waren die Vorhänge noch geschlossen, wenn er auch spürte, wie das Sonnenlicht durch die Ritzen fiel.
Ebenso erleichtert war er, als er die Decke, die Miss MacPherson freundlicherweise über ihn gebreitet hatte, anhob und feststellte, dass er bis auf seine Krawatte noch immer vollständig angekleidet war.
Er setzte sich auf und besah sich seine Umgebung. Das Zimmer war nach modernem Geschmack eher spartanisch eingerichtet und besaß dennoch eine unmissverständlich weibliche Note. Die Chintzvorhänge, der Gobelinteppich und der gerüschte weiße Morgenmantel, der an einem Haken an der Tür hing, wiesen es eindeutig als das Zimmer einer Dame aus. Und offensichtlich nicht das irgendeiner Dame, sondern Miss MacPhersons!
Unwillkürlich sah Tobias sich nach ihr um. Sein Blick fiel auf den Boden am Fußende des Bettes, wo jemand ein Laken und ein Kissen hingelegt hatte. Sie musste die Nacht hier verbracht haben. Jetzt machte ihre Katze es sich dort gemütlich. Das Tier gähnte und streckte sich genüsslich und sah ihn träge an, machte sich aber nicht die Mühe aufzustehen.
Tobias dachte über den letzten Abend nach. Was war nur geschehen? Hatte Miss MacPherson ihn womöglich mit dem Whisky betäubt? Das wollte er nur ungern glauben. Das Letzte, was er noch wusste, war, dass sich plötzlich alles um ihn gedreht und er gebeten hatte, sich hinlegen zu dürfen. Wie es aussah, musste er danach einfach eingeschlafen sein. Was mochte sie nur von ihm halten? Tobias wusste nicht einmal, was er selbst von sich halten sollte. Wie eine so zarte Person wie Miss MacPherson es allerdings geschafft hatte, ihn die Treppe nach oben und in ihr Bett zu schaffen, war ein Geheimnis, das er im Moment nicht würde enträtseln können.
Insgeheim fühlte er sich wie ein unglaublicher Grobian, als er sich erhob und zum Waschbecken ging. Ein Blick in den Spiegel sagte ihm außerdem, dass er zum Fürchten aussah. Sein Haar stand in alle Richtungen vom Kopf ab, und er hatte einen Bartschatten. So ungeduldig er auch darauf brannte, sein Buch zu bekommen, war er doch noch immer ein zivilisierter Mann. Er konnte sich Miss MacPherson unmöglich in diesem Zustand präsentieren.
Sein Lederkoffer lag auf der zerkratzten Mahagonikommode. Nachdem sie ihn auf ihrem Bett abgeladen hatte, musste Miss MacPherson doch tatsächlich ganz allein seinen schweren Koffer nach oben getragen haben. Immerhin hatte er in weiser Voraussicht seine Rasiersachen eingepackt. Seine Ungeduld unterdrückend, begann er, sich sorgfältig zu rasieren.
Während er das Rasiermesser im angeschlagenen Porzellanbecken abwusch, wurde ihm bewusst, dass der gestrige Abend doch kein völliges Desaster darstellte. Er mochte zwar noch immer nicht den Aristoteles in Händen halten – noch nicht –, aber ein Teil des Rätsels um sein Geistermädchen war gelöst. Es war gar kein Geist, sondern eine Frau aus Fleisch und Blut. Wenn er an die Begeisterung dachte, mit der sie seinen Kuss erwidert hatte, fiel es ihm schwer, sich eine leidenschaftlichere,
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