Historical Weihnachten Band 6
Glut. „Ich bin alt und erschöpft, Noel“, sagte er endlich, „und kein geeigneter Ehemann für Euch.“ Benedick hatte jede andere Reaktion erwartet, aber ganz sicher nicht ihr helles Lachen.
„Ich würde Euch mit sechsundzwanzig kaum am Rand Eures Grabes stehen sehen“, erwiderte sie. „Und gestern Abend kamt Ihr mir ganz lebendig vor.“
In ihrer Stimme lag gleichzeitig Schüchternheit und Verführung, und Benedick erschauerte. Er warf ihr einen warnenden Blick zu. „Ich bin ein Mann wie jeder andere auch, also führt mich nicht in Versuchung.“
Sie riss überrascht die Augen auf, doch es war keine Furcht, die Benedick in ihrem Gesicht lesen konnte, sondern aufsteigendes Begehren, und er hätte beinahe laut aufgestöhnt. „Noel“, flüsterte er rau und wandte sich wieder dem Feuer zu, „Ihr seid jung, voller Leben und herzensgut – und Ihr braucht einen Mann, der auch so ist.“ Genau das hatte Bendick oft gedacht, doch nun blieben ihm die Worte fast im Halse stecken.
„Vielleicht könnte ich Euch etwas von dem abgeben, was ich im Übermaß besitze“, erwiderte sie leise und voller Ernst.
Benedick unterdrückte einen Fluch. „Ihr kleine Närrin! Ihr habt keine Vorstellung davon, wer ich bin und was ich getan habe! Ich bin ein Bastard, von einer unverheirateten Mutter geboren. Ich habe mich aus dem Nichts emporgekämpft, und als ich endlich zum Heer eines Fürsten gehörte, habe ich härter, besser, entschlossener gekämpft als alle anderen. Seitdem kann man meine Dienste kaufen. Manchmal kann ich mich sogar an die Gesichter derer erinnern, die ich getötet habe. Und wofür habe ich sie umgebracht? Für ein paar Hektar Land. Für die Gier eines reichen Fürsten.“
Ohne eine Erwiderung abzuwarten, fuhr er fort, so klar und deutlich wie möglich. „Ich weiß nicht, was Ihr Euch unter einem Ritter vorstellt, aber ich habe meinen Lebensunterhalt … und auch diese Burg … verdient, indem ich Menschen getötet habe, Noel. Das ist das, was ich tue.“
Endlich wandte er sich wieder zu ihr um in der Erwartung, Abscheu in ihrem Gesicht zu entdecken, was wohl das Beste wäre. Aber Noel wirkte unerschrocken. Ihre liebreizenden Gesichtszüge zeigten weder Entsetzen noch Verachtung, nur einen tiefen Ernst, wie er ihn selten an ihr wahrgenommen hatte, und diese verwirrende Freundlichkeit.
„Aber jetzt nicht mehr“, sagte sie sanft.
Obwohl ihre Güte ihn um Fassung ringen ließ, versuchte Benedick, sich nichts anmerken zu lassen. Aber als sie auf ihn zuging, geriet er in Panik.
Er wusste, wenn sie ihn noch einmal berührte, wäre es um ihn geschehen. Er sah sie nicht an und ging an ihr vorbei zur Tür, wo er noch einmal stehen blieb.
„Als Euer Vormund befehle ich Euch, mir zu gehorchen!“, sagte er in dem herrischen Ton, mit dem er sonst seine Männer auf ihren Einsatz auf dem Schlachtfeld vorbereitete. Er musterte sie mit einer Kälte, die kein Feuer erwärmen konnte. „Keine Küsse mehr, Noel. Und keine Geschenke!“, sagte er entschlossen.
„Und keine Wünsche“, schloss er.
Noel sah ihm nach und schlang die Arme um sich, weil ihr plötzlich kalt geworden war. Sie suchte nach der Ursache für den kalten Luftzug, fand aber nichts. Und da wurde ihr klar: Die Kälte war von ihrem Ritter ausgegangen.
Benedicks Verbote hingen schwer in der Luft, einer Luft, die nach Grün roch, und Noel lächelte unsicher, als sie bemerkte, dass er den Zweig über der Tür nicht entfernt hatte. Weihnachtszauber. Noel seufzte wehmütig. Dieses Jahr musste der Zauber sehr mächtig sein, um es mit Benedicks störrischer Ablehnung aufnehmen zu können.
Aber es hätte schlimmer kommen können, sagte sich Noel mit ihrem gewohnten Optimismus. Zumindest hatte er an ihr nichts auszusetzen. Er hatte nicht behauptet, sie sei hässlich oder ungezogen oder abstoßend, und selbst wenn er das getan hätte, hätte sie ihm kein Wort geglaubt. Benedick mochte sie für zu jung halten, doch Noel war alt genug, um zu wissen, dass er sich von ihr angezogen fühlte. Das hatten seine Küsse bewiesen.
Als sie sich an seinen muskulösen Körper erinnerte, der sich an sie drückte, wurde Noel wieder warm. Die sanfte Berührung seiner schwieligen Hand an ihrer Wange, das Entzücken, als sich ihre Lippen trafen. Und Benedick war genauso erregt gewesen wie sie, sie hatte seinen schnellen Atem gespürt und sein unterdrücktes Stöhnen gehört.
Noel war von diesem ersten Kuss so überwältigt gewesen, dass sie sich nicht sicher war, ob
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