Historical Weihnachten Band 6
kam um den Tisch herum, ergriff seine Hand und zog ihn hoch, so wie immer. „Er hat zu viel damit zu tun gehabt, mutig und tapfer zu sein, doch nun ist und bleibt er zu Hause und kann sich auch vergnügen.“
Benedick unterließ es, sie darauf hinzuweisen, dass er darunter Ruhe und Wärme verstand und ganz sicher nicht, sich absichtlich der Kälte auszusetzen. Er ließ zu, dass sie ihn mit sich zog und an der Hand durch den Saal führte. Dennoch: Über einen Teich zu gleiten wie ein Kind war ihm denn doch zu viel.
„Ich werde nicht Schlittschuh laufen“, erklärte er mit Nachdruck.
„Ach, schon gut, kommt einfach mit. Hier drin ist es viel zu stickig, um an so einem schönen Tag im Haus zu bleiben!“, erwiderte Noel. Bevor er etwas erwidern konnte, warf Alard ihm seinen Mantel über und verschwand mit einem anderen Jungen nach draußen.
Noel führte ihn durch die Hintertür hinaus in den Garten, wo die Kräuter, die sie nach den Anweisungen von Hardwin gepflanzt hatte, von Schnee bedeckt waren. Eine große Esche reckte ihre schwarzen Äste in den Himmel, die Büsche und Zweige wirkten weich unter ihrer weißen Decke.
„Wenn Ihr nicht Schlittschuh laufen wollt, müsst Ihr die Konsequenzen tragen“, sagte Noel, die hinter Benedick stand. Dann spürte er plötzlich an seiner Schulter einen Stoß. Er wandte den Kopf und sah weiße Flocken von seinem Mantel rieseln.
„Nun kommt schon, Ihr wisst doch bestimmt, wie man Schneebälle macht?“, rief sie. Sie hatte Handschuhe an und knetete etwas mit beiden Händen. „Jetzt seht mir genau zu“, wies sie ihn an und warf einen Schneeball an die Mauer.
Doch sie hatte nicht weit genug ausgeholt, der Schneeball landete schon weit vor der Mauer im Gebüsch. Benedick konnte nicht anders, er musste lachen. Sie wandte sich ihm zu, verschränkte die Arme vor der Brust und klopfte mit einem Fuß auf den Schnee. „Ich nehme an, Ihr könnt das besser?“
Benedick schnaubte und bückte sich, packte eine Handvoll Schnee, formte ihn zu einem Ball und warf ihn in einer einzigen fließenden Bewegung direkt an die Mauer.
„Hm. Nicht schlecht für den Anfang.“ Sie lächelte zu ihm auf und bückte sich erneut. Benedick versuchte, weder auf die goldenen Locken zu achten, die unter der Kapuze ihres Mantels hervorlugten, noch auf die natürliche Anmut ihrer Bewegungen. Oder die süße Rundung ihres Hinterns, wenn sie sich bückte.
Ihr zweiter Wurf war noch schlechter als der erste, und Benedick fragte sich, was zum Teufel er hier machte. Eigentlich war er doch mitgekommen, um Alard im Auge zu behalten, doch der war inzwischen ganz woanders. „Das alles ist doch eine sinnlose Albernheit“, grummelte er und riss seinen Blick von ihren Hüften los.
„Das ist es nicht!“, widersprach sie. „Könnte es nicht als eine ritterliche Übung durchgehen?“
Benedick dachte an das, was er üblicherweise „übte“ – nämlich töten –, und schnitt eine Grimasse. „Na sicher, wir haben schon öfter in der Schlacht den Feind mit Schneebällen beworfen.“
Noels helles Lachen verriet ihm, dass sie sein Sarkasmus nicht störte. „Wir brauchen ein größeres Ziel“, sagte sie und sah sich in dem kleinen Garten um. „Dreht Euch um.“
Ohne nachzudenken, ließ Benedick es zu, dass sie ihn umdrehte, sodass sie hinter ihm stand. Verblüfft fuhr er zusammen, als er einen harten Stoß im Rücken spürte. Offenbar sollte er das „größere Ziel“ abgeben.
Er wandte sich langsam um und wollte sie für diesen kindischen Unfug ausschelten, doch sie kicherte entzückt, ihre Augen funkelten, und ihr Lachen war so fröhlich, dass er sprachlos war. Oder eher verzaubert. Er runzelte die Stirn.
„Nun kommt schon, Sir! Könnt Ihr das nicht auch?“ Doch Benedick konnte die Augen nicht abwenden, ihr Anblick war zu verführerisch mit den rosigen Wangen, und plötzlich hob sie den Rock ein wenig an, ein schlanker, elegant geschwungener Knöchel kam zum Vorschein, dann verschwand sie hinter der Esche.
Verärgert über sich selbst, weil er wie verblödet ihren Possen zusah, holte Benedick Schnee von einem Ast und drückte ihn zu einem harten Ball zusammen. Als sie den Kopf hinter dem Baum hervorstreckte, warf er. Allerdings war sie ebenfalls bewaffnet, und ihr Schneeball traf ihn mitten auf die Brust.
Sie zielte jetzt besser.
Benedick stand da und lauschte dem Klang ihres Lachens und fand das alles furchtbar albern. Er sollte sofort damit aufhören und sich das bisschen Würde bewahren,
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