Historical Weihnachten Band 6
treu, der keine andere liebt als dich – und bevor das Jahr zu Ende ist, wirst du ihm ein gesundes Kind schenken!“
Noel strahlte über die Botschaft und sah Benedick direkt an, damit er ja nicht wagte, zu widersprechen, doch er hielt ihrem Blick nicht stand. Überwältigt von Eifersucht und Zweifeln, musste man ihn zweimal anstoßen, damit er nach seiner eigenen Rolle griff. Er streifte das rote Band ab und erstarrte, als er Noels schöne Handschrift erblickte.
„Deine Zukunft ist unklar und dein Weg gespalten“, las er. Genau wie deine Zunge, hätte Benedick beinahe hinzugefügt. „Treffe deine Wahl mit Weisheit, und das Wesentliche eines guten Schicksals wird dein sein: die Reichtümer der Seele. Doch behalte deinen gegenwärtigen Weg bei, und du wirst für alles gewappnet sein.“
Benedick konnte nicht anders, er musste lächeln über ihren kläglichen Versuch, ihn zu vereinnahmen. Glaubte sie wirklich, er, der hartgesottene Krieger, sei durch ein bloßes Spiel zu beeinflussen? Er warf ihr einen Seitenblick zu, sah ihre Augen vor Übermut und Hoffnung leuchten, die Wangen entzückend gerötet, um ihren Mund zuckte es fröhlich. Sie neckte ihn immer noch.
Und in diesem Augenblick endlich ergab sich sein nun überlaufendes Herz, und er musste eingestehen, wie sehr er sie liebte.
Diese Erkenntnis war gar nicht so verblüffend, wie sie hätte sein sollen. Benedick war weder sprachlos noch vom Blitz getroffen oder von Engeln heimgesucht. Er sah sein Mündel einfach nur an und wusste in derselben Sekunde, was bereits die ganze Zeit langsam in ihm gewachsen war. Es war, als hätte alles, alles in diesen Augenblick münden müssen, seit er sie das erste Mal gesehen hatte. Es war Liebe – nicht nur Zuneigung oder Lüsternheit oder Vertrautheit –, was ihn bewegte, und die Erkenntnis leuchtete so hell wie ihr verfluchter Julklotz.
„Aber das wisst Ihr ja schon“, sagte sie.
Verblüfft über ihre Worte, die seinen eigenen Gedanken entsprungen zu sein schienen, hob Benedick fragend die Brauen.
„Ihr wisst doch, dass Ihr nur eine Entscheidung zu treffen habt“, schalt Noel ihn sanft. Schon, aber sollte er das wagen?
Wie durch einen Schleier hörte Benedick, wie sein Knappe Alard um Weihnachtsküsse bettelte, und die anderen folgten ihm – womit das Spiel vorüber war. Nach und nach verzogen sich alle, doch Benedick blieb, wo er war, und kostete es aus, dass ausgerechnet er, ein Bastard und ein gedungener Totschläger, so zarter Empfindungen fähig war. Der schwer zu erfassende Friede, der seine Träume beherrschte, war plötzlich in Reichweite, und er fragte sich, ob ein solches Gefühl, das nicht greifbar war, aber mächtig, für sie ausreichend sein würde.
Sollte er für sie eine Zukunft bestimmen, die nur ihm zum Vorteil gereichen würde?
„Benedick.“ Noels sanfte Stimme verlangte nach seiner Aufmerksamkeit, und er sah, wie sie ihren Stuhl näher an seinen rückte. Schon blickte sie ihm in die Augen, ihre Knie berührten einander fast, und sie beugte sich vor, um seine Hände zu ergreifen. Dieses Mal nicht nur eine, sondern beide, ihre schlanken Finger lagen leicht auf seinen viel größeren und schwieligen Händen.
„Ich weiß, Ihr habt mir verboten, Euch weitere Geschenke zu machen“, begann sie, und obwohl Benedick versuchte, sie zu unterbrechen, fuhr sie entschlossen fort: „Aber dieses eine Geschenk könnt Ihr nicht ablehnen, denn es wurde Euch bereits ohne Eure Einwilligung übergeben – und auch ohne meine eigene.“
Benedick musterte sie neugierig. Er bemerkte, dass ihre Stimme leicht zitterte und ihre Wangen sich röteten. „Gestern Abend hatte ich vor …“ Ihre Stimme versagte, ihre Lider flatterten, und sie ließ den Blick auf ihre Hände sinken. Benedick spürte, wie Hitze in ihm aufstieg.
„Aber als Ihr …“ Sie unterbrach sich, holte tief Luft und begann von Neuem. „Es reicht, wenn ich sage, dass ich die ganze Nacht lange nachgedacht habe und zu dem Schluss gekommen bin, dass mein Wunsch selbstsüchtig war, und dass das, was ich mir wünschte und was ich auch für Euch für das Beste hielt, vielleicht nicht das Richtige war. In Wahrheit kann ich nichts vorhersehen, und ich kann auch die Zukunft nicht bestimmen.“
Benedick blinzelte. Was war aus ihrem Weihnachtswunsch geworden? Meinte sie das wirklich so? Sein Blick wanderte über ihr ernstes Gesicht und ihre arglosen Augen, und er erkannte die Antwort. Was für ein Glaube an die Sache! Früher hätte er sie
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