Historical Weihnachten Band 6
noch nie zuvor Menschen gesehen, die so viel Freude an so einfachen Dingen wie beispielsweise einem guten Essen haben.“
„Das Leben ist oftmals grausam und sehr kurz“, erklärte Kara. „Wir haben gelernt, aus jedem Moment so viel Glück herauszuholen, wie es nur möglich ist. Die schönen Zeiten des Lebens sollten genossen werden wie Met und uns die Probleme und Sorgen, die noch auf uns zukommen, leichter ertragen lassen.“
Duncan spürte seine Kehle eng werden. Er hatte diese Menschen als Heiden beschimpft, und doch lebten sie mehr nach christlichen Idealen als manch ach so frommer Ritter, dem er auf den Kreuzzügen begegnet war.
„Was bekümmert dich?“ Sie legte ihre Hand auf seinen Arm.
Diese arglose Geste reichte aus, dass er sich plötzlich ihrer beider Körper bewusst wurde und überdeutlich ihr Bein spürte, das sich unter dem Tisch gegen das seine presste. Und auch den unaufdringlichen Duft ihres Haares, den Glanz ihrer Haut, den das Licht der Fackeln hervorrief. Er wusste genau, warum er Kara mit einem Mal so viel intensiver wahrnahm. Wegen einer Leidenschaft, die er besser ignorieren sollte. Unglücklicherweise wollte er das gar nicht. Er wollte Kara einfach packen, aus dem Saal tragen und dann mit ihr irgendwohin verschwinden, wo es dunkel und abgelegen war. Wo er endlich den drängenden Begierden nachgeben konnte, die ihn bedrängten, seit er sie das erste Mal gesehen hatte.
„Duncan?“, fragte sie sanft.
„Hm.“ Er rang mit sich, um seine Fassung wiederzuerlangen und sich auf das zu konzentrieren, was er gerade tun wollte. Fleisch. Essen. „Das Fleisch ist gut.“
Sie kicherte. „Warum schaust du es dann so finster an?“
„Ich …“ Er starrte ihr ins Gesicht, und seine Gedanken wanderten in eine Richtung, die sie auf keinen Fall nehmen durften.
„Ich weiß“, wisperte sie. „Mir geht es genauso.“
„Es darf nicht sein.“
„Warum nicht?“
Weil ich einer anderen versprochen bin. Was nicht ganz der Wahrheit entsprach. Er hatte Janet die Treue geschworen, und seine Ehre gebot ihm, diesen Schwur zu halten. Aber Kara löste in ihm Gefühle aus, die weit über seine Ehre hinausgingen.
Gott möge ihnen beiden beistehen.
„Es ist nichts Schändliches in dem, was wir fühlen“, sagte sie sanft. „Vielmehr ist es ein besonderes Geschenk, das nur wenigen zuteilwird.“
„Lust“, sagte er knapp.
„Mhm.“ Sie legte den Kopf schräg. „ Aye , es brennt ein Feuer zwischen uns, das ich vorher nicht kannte, aber da ist noch mehr.“
Duncan zwang sich, den Blick von ihren Augen abzuwenden, in denen die Leidenschaft brannte und sie verdunkelte. „Es kann zwischen uns nichts geben. Wir sind zu verschieden … unsere Träume, unser Glaube.“
„Unsere Wege mögen verschieden sein, das gebe ich zu, aber dennoch leben wir beide nach denselben Prinzipien – Ehre, Pflicht und ein Leben in Frieden.“ Sie fuhr mit der Hand unter den Tisch und verflocht ihre schmalen schlanken Finger mit seinen großen schwieligen.
Scharf sog Duncan die Luft ein; diese winzige Geste eröffnete ihm so viele Möglichkeiten, an die er nicht einmal zu denken wagte. Oder sollte er es doch wagen?
Wenn er nicht nach Threave zurückkehren konnte, was sprach dann dagegen, hierzubleiben? Die Vorstellung war ebenso verführerisch wie Kara selbst.
6. KAPITEL
D er letzte Bissen Fleisch war gegessen und der letzte Schluck Met ausgetrunken worden; Fergie stand auf und brachte die Menge durch eine einzige Handbewegung zum Schweigen.
„Wir haben uns an unserem Teil der Ernte gelabt, nun ist es an der Zeit, diejenigen zu ehren, die vor uns hier waren. Jene, die ihren Schweiß und ihr Blut gaben, um Edin Valley seine Freiheit zu gewähren, und das Generation um Generation.“
Kara spürte einen dicken Kloß im Magen. Würde dies die letzte Generation sein, die das Tal ihr Zuhause nennen konnte? Ihre Angst spiegelte sich auch in so vielen traurigen Gesichtern um sie herum wider. Duncan bewegte sich unruhig neben ihr, doch er wich ihrem Blick aus. Warum wollte er ihnen nicht helfen? Was hielt ihn davon ab, Kara und ihrem Clan zuzusichern, dass er sie endlich von den MacGorys befreien würde? Er sagte, dass er einer anderen Frau versprochen sei, doch gleichzeitig behauptete er, ungebunden zu sein.
„Lasst uns nun gehen und unseren Vorfahren Tribut zollen“, sagte Fergie in feierlich-ruhigem Ton angesichts dieser wichtigen Zeremonie.
Das Volk von Edin stand auf, verließ geschlossen den Saal und schritt
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