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Historical Weihnachtsband 1990

Titel: Historical Weihnachtsband 1990 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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Haupthaus der Ranch trug.
    Leise, da sie dachte, Daniel wäre vielleicht schon zu Bett gegangen, schlich sie sich über den Gang ins Wohnzimmer. Zu Melindas Erstaunen waren die Lampen angezündet, und Daniel saß dort. Er mußte ihre Verblüffung in ihrer Miene gelesen haben, denn er lachte leise. „Ich habe auf dich gewartet", sagte er und machte eine Kopfbewegung zu dem leeren Strumpf am Kaminsims hin, „weil ich vermutet habe, du würdest den noch füllen wollen."
    Melinda freute sich, daß er ihre Nähe suchte. Sie nahm die Geschenke aus der Tasche und legte sie unter den Christbaum. Dabei machte es sie einerseits verlegen, gefiel ihr aber andererseits, daß Daniel jede ihrer Bewegungen verfolgte.
    Ihr fiel ein, was geschehen war, als sie zum letztenmal miteinander allein gewesen waren, und ein Schauer durchfuhr sie. Sie warf Daniel einen Blick zu und sah ihm an, daß er an dasselbe dachte.
    Rasch wandte sie den Blick wieder ab. Sie spürte plötzlich überdeutlich, wie rasch sie atmete und wie heftig ihr Blut durch die Adern jagte.
    Dann ging sie zu dem Strumpf und füllte Nüsse, eine Orange und einen Apfel hinein.
    Anschließend stopfte sie die kleinen Überraschungen hinein, die sie gekauft hatte: eine Pfeife, einige Murmeln, einen kleinen Ball, Lakritzstangen, ein paar Bonbons, eine neue Schleuder. Daniel kauerte sich so dicht neben sie, daß ihre Arme sich beinah berührten.
    „Ich habe mir gedacht, du möchtest diese Sachen vielleicht hinzufügen", sagte er und streckte ihr eine Hand entgegen.
    Verdutzt schaute Melinda ihn an. Dann senkte sie den Blick auf seine Hand. Darin hielt er ein Taschenmesser, über das sich jeder Junge gefreut hätte, und ein paar Kindersporen. Melinda konnte es kaum fassen. Das hatte er für Lee gekauft. „Aber, Daniel, das wäre doch nicht nötig gewesen . . ." Sie schaute ihn an, und ihre Miene drückte Dankbarkeit und Liebe aus.
    Er zuckte die Achseln.
    „Das ist nicht viel. Morgen habe ich ein richtiges Geschenk für ihn. Aber ich habe mir gedacht, daß er sich über dieses hier auch freuen würde."
    „Er wird begeistert sein." Melinda nahm das Messer und die Sporen und packte sie ebenfalls in den Strumpf. Dann wandte sie sich wieder zu Daniel um und lächelte ihn warm an. „Vielen Dank. Das war sehr lieb von dir."

    Ein wenig von ihrem Dank in Verlegenheit gebracht, schüttelte er den Kopf und schaute weg. „Ich . . . ich hatte auch einmal ein Kind, einen Jungen. Er ist gestorben, als er noch klein war. Ich dachte, daß ich nie wieder jemanden lieben kann. Ich bin für Gefühle unempfindlich geworden, habe ich geglaubt." Er unterbrach sich.
    Melinda verharrte ganz still, aus Angst, wenn sie etwas sagte oder sich auch nur rührte, könnte sie den Augenblick der Offenheit zerstören.
    „Deshalb wollte ich keine Kinder hier haben", fuhr Daniel fort. „Sie erinnerten mich an Matthew. Aber jetzt habe ich herausgefunden, daß es mir gar nicht mehr so viel ausmacht. Zu Anfang habe ich jedesmal, wenn ich Lee gesehen habe, den alten Schmerz verspürt. Doch je länger er um mich war, desto mehr habe ich ihn als einen eigenständigen Menschen gesehen, als ihn selbst, und nicht nur als eine Erinnerung an Matt. Ich mag Lee.
    Ich habe ihn gern in meiner Nähe, deinen Sohn. Er ist ein netter Junge."
    „Das freut mich." Melinda legte ihm eine Hand auf den Arm.
    Daniel schaute sie an und beugte sich dann zu ihr hinab, um sie herzhaft zu küssen.
    Sofort stieg in ihr das vertraute Verlangen auf, und tief in ihrem Innern rührte sich ein Sehnen. Sie schluckte und fragte sich, wie lange wie sich wohl widersetzen könnte, wenn er sie küßte und streichelte.
    Doch Daniel küßte sie nicht mehr. Er stand auf und nahm ihre Hände. Melinda erhob sich ebenfalls. Dabei wußte sie nicht, ob sie erleichtert oder enttäuscht sein sollte.
    „Ich habe etwas für dich. Jetzt, nicht morgen, wenn all die anderen hier sind."
    Verblüfft schaute Melinda ihn an. „Aber, Daniel, du hast mir mein Weihnachtsgeschenk doch schon gegeben. Weißt du nicht mehr?"
    „Das ist etwas anderes." In seinen Augen stand ein eigenartiger Ausdruck, zögernd, hoffnungsvoll und, seltsamerweise, fast ängstlich. Daniel ließ ihre Hände los und nahm ein kleines Päckchen vom Kaminsims, das er Melinda reichte.
    Sie sah es an. Es war so unbeholfen in rotes Geschenkpapier eingewickelt, daß sie überzeugt war, Daniel hatte es selbst eingepackt. Nach einem weiteren verwirrten Blick zu ihm entfernte sie es und öffnete den

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