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Historical Weihnachtsband 1992

Historical Weihnachtsband 1992

Titel: Historical Weihnachtsband 1992 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ERIN YORKE , BRONWYN WILLIAMS , Maura Seger
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erklären, aber nicht alles. Wenn er ehrlich war, mußte er zugeben, daß ihn bisher bei einer Frau nicht unbedingt die Intelligenz angezogen hatte. Vor allem spürte er an ihr eine feminine Kraft und gleichzeitig eine Weichheit, wie er es in dieser Mischung noch nicht erlebt hatte. Es waren Eigenschaften, die seinen Beschützerinstinkt weckten.
    Das blaue Kostüm stand ihr gut zu Gesicht. Er war völlig unwissend in bezug auf Damenmode und gedachte, es auch zu bleiben, er wußte nur, was ihm gefiel und was nicht. Auf dem schimmernden kastanienbraunen Haar, das sie hochgesteckt hatte, saß eine kecke Kappe, unter der vorwitzige Locken hervorlugten. Ihre ganze Aufmachung entsprach in jeder Beziehung seinem Geschmack — genau wie die strahlenden blauen Augen, die rosigen Wangen und der reizvoll geschwungene Mund.
    Unvermittelt unterbrach er seine Gedankengänge. Denn sie trugen nicht gerade zu seiner Seelenruhe bei, um die es zur Zeit ohnehin nicht zum Besten stand. Peter war sich im klaren, daß er seine Gefühle unbedingt wieder unter Kontrolle bekommen mußte. Im nächsten Moment sprach er die lächelnde, etwas wachsam wirkende Dame neben Cornelia an.

    Mrs. Neville bedeutete eine echte Überraschung für ihn. Sie war rundlich im Gegensatz zu ihrer schlanken Tochter und hatte sanft blickende braune Augen.
    Obwohl sie deutlich aufgeregt war, daß sie hier sein durfte, benahm sie sich keineswegs unterwürfig. Sie legte einen dezenten Stolz an den Tag und beeindruckte Peter durch ihre würdevolle Art.
    „Mr. Lowell, wir bewundern alle Ihr Journal", bemerkte sie. „Wenn man die Zeitung liest, bekommt man wirklich einen Eindruck von den Vorgängen inner- und außerhalb dieser Stadt."
    „Vielen Dank", erwiderte Peter. Er pflegte Kritik ernst zu nehmen und freute sich über das Lob. Nicht umsonst hatte er sich große Mühe gegeben, das Niveau der Zeitung zu heben, die er von seinem Vater geerbt hatte. „Gelegentlich wirft man uns aber vor, daß wir den düsteren Seiten des Lebens zuviel Raum gewähren."
    „Das können nur naive Menschen sein, die aus Selbsterhaltungstrieb leugnen, daß diese Schattenseiten existieren", sagte Mrs. Neville. „Es gibt so viel Ungerechtigkeit auf der Welt, die man bekämpfen sollte. Zum Beispiel den Emigranten gegenüber, deren Armut und Leid einem das Herz zerreißen. Das Ganze ist auch gegen jede Vernunft. Es würde uns bessergehen, wenn jeder leben und arbeiten dürfte, wie und wo er wollte."
    Peter schaute sie interessiert an. „Wie ich sehe, haben Sie sich über dieses Thema Gedanken gemacht."
    „Ich denke, das sollten wir alle tun. Die Menschen . . ."
    Sie verstummte, als Cornelia ihr die Hand sanft auf den Arm legte. „Mutter, Mr.
    Lowell möchte vielleicht nicht. . ."
    „Ich finde die Ansichten Ihrer Mutter faszinierend", wurde Cornelia von Peter unterbrochen. „Es ist bedauerlich, daß sich nur so wenige Damen die Mühe machen, über solche Dinge nachzudenken, Mrs. Neville."
    Melanie errötete. Sie konnte fast nicht glauben, daß sie so freimütig geredet hatte.
    Irgendwie hatte sie gespürt, daß Mr. Lowell sie verstehen würde. Es bestand eine Seelenverwandtschaft zwischen ihnen, er ließ auch andere Menschen gelten und verurteilte sie nicht, wenn widrige Umstände ihr Schicksal maßgeblich beeinflußt hatten.
    Da Melanie Neville selbst Opfer einer finanziellen Katastrophe geworden war, war sie mehr als viele andere ihrer Gesellschaftsklasse bereit, armen Leuten mildernde Umstände zuzugestehen. Zu ihrer Freude stellte sie fest, daß Mr. Lowell genauso dachte. Dieser umwerfend attraktive, vermögende und einflußreiche junge Mann hatte auch Herz.
    „Es war sehr freundlich von Ihnen, wegen des Hundes zu telefonieren", sagte Jed.
    Cornelia war gerade außer Haus gewesen. Nach ihrer Rückkehr erfuhr sie dann, daß es dem Hund besser gehe und daß er Mr. Gregorys Praxis in ungefähr einer Woche verlassen könne.
    „Ich wünschte, wir dürften ihn nehmen", warf Ted mit einem schnellen Blick auf seine Mutter ein.

    „Leider vertrage ich die Gegenwart von Hunden nicht", erklärte Mrs. Neville. „Ich muß dann ununterbrochen niesen."
    „Machen Sie sich keine Sorgen", bat Peter. „Ich wollte schon immer einen Hund haben, und jetzt nehme ich mir eben unseren kleinen Freund."
    „Sie wollen ihn zu sich holen?" fragte Cornelia erstaunt. Da sie wußte, daß ihre Mutter keine Hunde im Haus vertragen konnte, hatte Cornelia sich Gedanken über das zukünftige, Schicksal des Tieres

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