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Historical Weihnachtsband 1992

Historical Weihnachtsband 1992

Titel: Historical Weihnachtsband 1992 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ERIN YORKE , BRONWYN WILLIAMS , Maura Seger
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konnte einem die Familie beinahe leidtun. Es war bestimmt nicht einfach, mit einem so selbstherrlichen und rücksichtslosen Mann zusammenzuleben.
    Cornelia blieb also nichts anderes übrig, als zu der Party zu gehen. Eines stand aber für sie fest: Sie würde sich bestimmt nicht amüsieren.
    Georgette Lowell suchte ihren Sohn auf.
    „Ich habe getan, worum du mich gebeten hast", teilte sie ihm mit. Dabei hatte es sich weniger um eine Bitte als um eine Anweisung gehandelt, die er allerdings in höflichem Ton ausgesprochen hatte. „Die Nevilles nehmen also morgen abend an unserer Party teil. Was ich nicht begreife, ist, warum du dir das wünschst. Der Name Neville ist mir nicht ganz unbekannt. William Neville war Bankier, wenn ich mich recht erinnere. Es gab da vor ein paar Jahren eine unangenehme Geschichte, und ich glaube, es ging um schlechte Kapitalanlagen. Kurz darauf ist er gestorben."
    Peter lächelte. Er hatte sich schon lange mit der Tatsache abgefunden, daß seine Mutter ein schrecklicher Snob war.
    „Vor einigen Jahren erzählte man sich viele Geschichten über schlechte Kapitalanlagen", erinnerte er sie. „Eine Menge Leute waren betroffen. Wir hatten Glück, daß uns die Folgen erspart blieben. Andere waren nicht so gut dran. Aber egal, William Neville ist tot und wird uns also morgen nicht besuchen. Nur seine Familie erscheint, und ich erwarte, daß sie zuvorkommend behandelt wird."
    Georgette sog hörbar den Atem ein. Sie hatte sich an die bestimmte Art ihres Sohnes gewöhnt, doch dieser Ton war selbst für seine Verhältnisse unüblich scharf. Hier ging etwas vor, worüber er nicht sprechen wollte.
    Plötzlich war sie neugierig auf das Zusammentreffen mit den Nevilles, der Mutter, der Söhne und vor allem der Tochter.
    Auf Mrs. Lowells Stirn bildete sich eine steile Falte. Ihr Sohn wußte das noch nicht, aber er würde eine brillante Ehe schließen, und zwar mit einer Frau, die ihm an Reichtum und in ihrer gesellschaftlichen Stellung ebenbürtig war. Als seine Mutter war es ihre Verantwortung, dafür zu sorgen, daß er sich gut verheiratete, ganz gleich wie schwierig sich das auch erweisen würde.
    Miss Cornelia Neville eignete sich nicht für diese Rolle, und je eher man das der jungen Dame klarmachte, desto besser für alle Beteiligten. Vielleicht war es sogar von Vorteil, daß sie am nächsten Abend anwesend sein würde.
    „Selbstverständlich werden die Nevilles zuvorkommend behandelt", versicherte Mrs. Lowell. „Ich verspreche dir, daß sie diesen Abend nie vergessen werden."

5. KAPITEL
    Als Cornelia den Park betrat, glaubte sie eine Märchenszene zu sehen. An den Bäumen und Masten, die den Teich umgaben, hingen Hunderte von bunten Lampions. In glänzenden silbernen Leuchtern steckten brennende hohe weiße Wachskerzen, deren Licht sich im Porzellan und Kristall widerspiegelte. Unter den Bäumen waren Bänke mit burgunderroten Samtkissen aufgestellt worden. Sie dienten dem Zweck, daß sich die prächtig gekleideten Damen und elegant angezogenen Herren hinsetzen konnten, um sich die Schlittschuhe anzuschnallen.
    Einige Paare glitten bereits zu den Klängen eines Orchesters, das auf einem Podium plaziert war, über das Eis. Zwischen den einigen hundert Gästen bewegten sich zahlreiche Kellner und Diener mit Tabletts, die Canapés, Glühwein oder Cidre anboten. Am Morgen war Schnee gefallen. Einige Zentimeter bedeckten den Boden und ließen den Park fast unwirklich erscheinen.
    „Exzellent", stellte Mrs. Neville fest, die nicht wußte, wohin sie zuerst schauen sollte. Sie griff nach Jeds Arm. „Sieh mal dort", sagte sie und wies mit dem Kopf auf eine hochgewachsene stattliche Frau. „Das ist Mrs. Astor, und der Herr neben ihr ist Mr. McAllister. Die beiden trifft man nur bei ganz besonderen Gelegenheiten, aber diese Veranstaltung konnten nicht einmal sie versäumen." Sie warf ihrer Tochter einen vielsagenden Blick zu, als wollte sie sie daran erinnern, daß es ein Privileg war, eine Einladung erhalten zu haben.
    Neugierig betrachtete Cornelia Mr. McAllister. Vor wenigen Monaten hatte er — auf Drängen der Öffentlichkeit hin, wie es hieß — eine Liste der auserkorenen vierhundert Gäste veröffentlicht, die Mrs. Astor zu ihrem Jahresball eingeladen hatte. Die Liste, die unter seiner Anleitung erstellt worden war, da er die Dame in allen Dingen beriet, umfaßte die genaue Anzahl der Personen, die in Mrs. Astors Ballsaal Platz hatten. Gleichzeitig waren es die einzigen Leute, die es sich

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