Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Historical Weihnachtsband 1992

Historical Weihnachtsband 1992

Titel: Historical Weihnachtsband 1992 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ERIN YORKE , BRONWYN WILLIAMS , Maura Seger
Vom Netzwerk:
erschrecken."
    In dem Augenblick bewegte sich das Gesicht zur Seite. Ralph konnte jetzt mehr von dem Raum erkennen, denn das Kind hatte den Vorhang verschoben. Soweit er sah, war es allein. Ein Mädchen, und noch ziemlich klein. Keine Ahnung, wie alt es sein mochte. Er hatte bisher nicht viel mit Kindern zu tun gehabt. In dem Raum stand auch ein Weihnachtsbaum. Reichlich dürr und klein. Und als Schmuck trug er dünn mit roter Farbe überzogene Kegel, die aussahen wie abgenagte Maiskolben.
    Als wenn jeden Tag fremde Männer durchs Fenster starrten, hielt die Kleine ungerührt seinem Blick stand. Dann legte sie die kleinen mageren Ärmchen auf das Fensterbrett und lächelte ihn an.
    Jesus Maria, durchfuhr es ihn. Wie konnte das sein? Wußte das Kind denn nicht, daß er der Feind war?
    Ralph hörte seine Männer unruhig mit den Füßen scharren. Sie froren und hatten Hunger.
    Verflixt. Was sollte er nur tun? Seine Befehle vergessen und einfach weitermarschieren? Damit riskierte er das Kriegsgericht. Oder hineingehen und ein armes kleines Rebellenkind zu Tode erschrecken? Und das so kurz vor Weihnachten.
    Ralph richtete sich auf und ging entschlossen zur Tür. Sie war offen. Sollte das eine Falle sein? Die Sache schien fast zu leicht.
    Es fröstelte ihn, als er die Tür einen Spalt öffnete. Seine Nackenhaare sträubten sich.

    Was wäre, wenn er beobachtet würde?
    Dann stand er dem kleinen Mädchen gegenüber. Wo hatte er es nur schon gesehen?
    Er war noch nicht lange in der Gegend, sondern erst vor wenigen Tagen von South Mills aus heruntergeschickt worden.
    Ralph dachte an die Handvoll Kinder, die er kannte. Meist entfernte Nichten und Neffen, die alle entweder Sommersprossen und rote Haare hatten oder blond und wohlgenährt aussahen.
    Dieses Kind hier war eher schmächtig, die Wangen mager statt rund. Nicht wirklich hübsch, die Kleine, aber angenehm anzusehen mit ihren fröhlichen braunen Augen.
    Bevor ihm einfiel, was er sagen könnnte, um seine plötzliche Anwesenheit erklären und das Kind zu beruhigen, lächelte das Mädchen ihn an. Dabei erschien ein Grübchen auf der Wange.
    Was sagte man einem Kind zur Begrüßung? „Hm, . . . guten Tag", begann er. Ob sie schon alt genug war, um zu sprechen?
    „Ich dachte erst, du bist Sandy Claus. Mama hat gesagt, du kommst nicht. Aber ich wußte, daß du doch kommst. Hast du mir was Schönes mitgebracht?"
    Verdammt, sie glaubte also, er wäre der Weihnachtsmann. „Etwas mitgebracht?"
    Deshalb hatte sie also am Fenster gelauert. „Etwas zum Spielen, meinst du?"
    „Mama hat gemeint, sie bringt mir was mit, aber manchmal vergißt sie's. Und dann weint sie immer. Nur darf ich das nicht merken. Ich soll nämlich schlafen."
    Ralphs Blick wanderte von dem dürren Weihnachtsbaum zu dem ärmlich gekleideten Kind. „Was hättest du denn gern?" Wo blieb nur ihre Mama. In Zeiten wie diesen ließ doch niemand, der einigermaßen bei Verstand war, sein Kind mutterseelenallein zu Haus zurück. „Wo sind deine Leute, Kind?"
    „Weg."
    Zwei der Männer erschienen in der Türöffnung. Ralph bedeutete ihnen, sich ruhig zu verhalten. Ehe er darüber nachdenken konnte, wie er aus seiner unangenehmen Lage wieder herauskam, traten die nächsten zwei herein, gefolgt vom Rest der Gruppe.
    Er seufzte. Das Kind sah erwartungsvoll zu ihm auf. „Willst du mir gar kein Zuckerstück geben?"
    Zuckerstück, Süßigkeiten? Ralph trat trotz des nur spärlich erwärmten Raums der Schweiß aus den Poren. In seiner Verzweiflung kniete er sich zu dem Kind auf den Boden, hob eine winzige Tasse hoch und stellte sie auf seine Handfläche. Wie, verflixt, sprach man mit einem Kind, das einem kaum bis an die Kniekehlen reichte?
    „Gehört die Tasse deiner . . . hm . . . Puppe?"
    „Sie heißt Mary Manie Marjorie, aber ich nenne sie Emma."
    „Oh, das ist wirklich ein hübscher Name. Ist dein . . . hm . . . Daddy zu Hause?" Bei dieser Frage konnte er die Anspannung der Männer an der Tür förmlich spüren.
    Burden trat langsam vor und ging ruhig zur Wand. Stanley und Dvorski folgten und danach auch die anderen, bis die Männer in den blauen Uniformen ringsum den Raum absicherten.

    „Das ist ein hübscher Christbaum", setzte Ralph das Gespräch fort.
    „Ich hab' geholfen, beim Schmücken", sagte das Kind stolz.
    „Wirklich gute Arbeit." Ralph zupfte seinen Kragen zurecht. „Ich heiße Mallory", sagte er. Lieutenant Mallory war sicher zu schwer. „Und wie heißt du?"
    Sie sah ihn vorwurfsvoll an. „Das

Weitere Kostenlose Bücher