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Historical Weihnachtsband 1992

Historical Weihnachtsband 1992

Titel: Historical Weihnachtsband 1992 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ERIN YORKE , BRONWYN WILLIAMS , Maura Seger
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trinken.
    Ein schwarzhaariger Mann in der blauen Uniform der Unionstruppen saß von ihr abgewandt, gegen den Türrahmen gelehnt, ebenfalls auf dem Boden. Sara spähte mißtrauisch über die Schulter nach hinten in die Küche. Sie mußte sich vergewissern, ob ihr die Meute Soldaten nicht plötzlich in den Rücken fiel. Doch da war niemand.
    Jimmy hatte sie gewarnt. Die Blauröcke suchten die Gegend nach Partisanen ab.
    Wieviel mochte Becky wohl schon über ihren Onkel ausgeplaudert haben? Sie war zwar klug genug gewesen, dem Kind nichts davon zu sagen, daß Jimmy bei den Partisanen kämpfte. Doch ein Onkel, der in den Sümpfen lebte und nie das Haus betrat, war verdächtig genug.
    Auf halbem Weg durch die Diele zögerte Sara. Das Gewehr? Ob sie es doch holen sollte? Nein, es machte zu viel Lärm. Außerdem fehlten zwei Schrauben, und sie machte sich beim Laden immer so schmutzig. Der Holzknüppel mußte reichen.
    Sie schlich an den beiden Schlafzimmertüren vorbei. Wie gut, daß im Wohnzimmer nur eine Lampe brannte, dazu noch mit stark heruntergedrehtem Docht. So wurde sie nicht gleich gesehen.
    Es schien ihr fast zu einfach. In dem Augenblick, als sie den Knüppel hob, drehte Becky den Kopf und sah sie verwundert
    an. „Aber Mama", sagte sie vorwurfsvoll. Da war es schon zu spät.
    Sara lehnte sich gegen die Wand. Der Mann kippte langsam, mit dem Gesicht nach vorn, zu Boden.
    „Mein Schatz, ist alles in Ordnung? Sie haben dir doch nichts getan, oder?"
    „Aber Mama, warum hast du Daddy geschlagen?"
    In hundert Jahren würde Sara diesen Moment nicht vergessen. Sie rollte ihr Opfer auf den Rücken und erkannte das geliebte und so vertraute Gesicht.
    Robert! Es schien ihr fast unmöglich, doch er war es. Wie durch ein Wunder war er von den Toten zurückgekehrt — und jetzt hatte sie ihn womöglich ein zweites Mal getötet.
    Sie kniete sich zu ihm auf den Boden und fuhr mit den Fingern durch sein Haar.
    Dabei rannen ihr die Tränen über das Gesicht. „Ich konnte es doch nicht wissen", schluchzte sie immer wieder. „Lieber Gott, steh mir bei. Ich konnte doch nichts dafür. Oh, Robert. . ."

    Becky weinte auch. Sie stammelte etwas von Sandy Claus und einem Puppentisch.
    Dann sprach sie wieder von ihrem Daddy. Sara nahm sie gar nicht wahr. Sie dachte nur daran, was jetzt geschehen mußte. Am besten schaffte sie Robert aufs Bett und sah dann weiter.
    Ihre Gefühle waren völlig verwirrt. Er wirkte irgendwie schlanker als vor zwei Jahren.
    Und muskulöser. Früher hatte er einen kleinen Bauch gehabt. Von ihrem guten Essen, wie er sagte. Sie hatten beide darüber gelacht. Ja, am Anfang waren sie sehr fröhlich miteinander gewesen, doch dann wurde Robert schweigsam und zurückgezogen. Aus Bitterkeit, wie sie vermutete, denn die Farm warf nicht mehr so viel ab wie zu den Zeiten, als sein Vater noch lebte.
    „Ach, Robert", schluchzte sie leise. „Becky, hilf mir seine Füße anzuheben. Vielleicht können wir ihn gemeinsam zum Bett ziehen. Wenn nicht, müssen wir wohl eine Decke auf dem Boden ausbreiten und ihn daraufrollen."
    Das war dann doch nicht nötig. Robert unterstützte die Bewegung immerhin so weit, daß sie ihn mit vereinten Kräften in das große Bett schaffen konnten. Sara machte sich immer noch Vorwürfe. Fast hätte sie ihren Ehemann getötet nachdem er nach zwei Jahren, in denen sie ihn schon totgeglaubt hatten, zurückgekehrt war.
    Er stöhnte, öffnete aber nicht die Augen. Sara strömten die Tränen über das Gesicht.
    Sie betrachtete den gutaussehenden Mann. „Warum hast du uns nicht benachrichtigt?" fragte sie verzweifelt und machte sich hektisch an den schlammigen Stiefeln und der Uniform zu schaffen. Robert lag jetzt ausgestreckt auf den handbestickten Laken. Sie wandte ihm den Rücken zu, nahm ein Bein zwischen die Oberschenkel und zog ihm den ersten schweren Stiefel aus. „Oh, ich weiß schon.
    Wie solltest du. Ich bin nur so . . ."
    Ja, wie fühlte sie sich eigentlich? Verblüfft? Beglückt? Erschrocken? Erleichtert? Es gab keine Worte dafür. Sie wußte nur, daß sie wie ein Wasserfall redete und Robert schwatzhafte Frauen haßte. Doch sie konnte nicht anders. „Warst du gar nicht überrascht, wie groß Becky schon ist? Sie war ja noch ein Baby, als du fortgingst, Robbie. Sie hat immer wieder nach dir gefragt, und ich habe dafür gesorgt, daß sie dich nicht vergißt. Stimmt's, Becky? Geh, mein kleiner Schatz, und verriegele die Tür.
    Mama hat es vergessen. Diese schrecklichen Männer

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