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Historical Weihnachtsband 1992

Historical Weihnachtsband 1992

Titel: Historical Weihnachtsband 1992 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ERIN YORKE , BRONWYN WILLIAMS , Maura Seger
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hast du schon vergessen? Ich heiße doch Becky. Ich bin gewachst und gewachst, und jetzt bin ich schon fast so groß wie Mama."
    Ralph, der immer noch am Boden kniete, stellte die winzige Tasse wieder zurück.
    Noch nie im Leben hatte er sich so wenig in seinem Element gefühlt. Er sah hilflos zu Burden hinüber, von dem er wußte, daß er Familienvater war.
    Das alte Rauhbein nahm den Hinweis auf. „Was soll Santa Claus dir denn bringen, kleine Maus?"
    Becky zeigte gar keine Scheu, obwohl der Raum voller Fremder war. Sie ging langsam zu Ralph und lehnte ihren Rücken gegen sein Knie. Er wagte es nicht, sich zu bewegen, aus Angst, sie wieder zu vertreiben. „Ich hab' ihn um einen Tisch für meine Puppe gefragt", verriet sie. „Aber Mama sagt, Sandy Claus hat so viel zu tun.
    Vielleicht kann er auch nicht kommen, weil er krank ist oder so. Aber er hat mich trotzdem lieb. Ich habe Jesus und Sandy Claus das mit dem Marmeladentopf gesagt.
    Und sie meinen, es ist alles in Ordnung. Weil ich ihn doch nicht kaputtmachen wollte."
    Vom Kamin kam ein knackendes Geräusch. Ein glühender Holzklotz sackte funkensprühend in sich zusammen. Burden räusperte sich, und ein anderer Mann fluchte leise, was ihm einen mißbilligenden Blick seines Lieutenant einbrachte.
    „Wie groß soll der Tisch denn sein?" fragte Ralph. Er hatte sich mittlerweile im Schneidersitz auf dem Boden niedergelassen, und seine Männer standen locker im Raum verteilt. Burden, der einzige Südstaatler unter ihnen und begeisterter Hobby Schnitzer, untersuchte die hölzernen Beine von Beckys Puppe, die nur notdürftig repariert waren.
    Das Kind breitete die Arme aus. „Ungefähr so groß, glaub ich. Emma hat gern Gäste zum Tee."
    „Dann wollen wir Emma nicht enttäuschen, stimmt's?" Ralph hob den Kopf und sah seinen Corporal an. „Sie haben gehört, was die junge Lady gesagt hat. Machen Sie sich auf den Weg, und sehen sie zu, was sie tun können."
    „Sie meinen, wir sollen einen Puppentisch beschaffen?" rief der junge Soldat entsetzt.
    „ich meine, Sie sollen alles Nötige besorgen, was Sie brauchen, um einen Tisch zu bauen, der groß genug ist für Emma und ihre Freunde."
    Corporal Stanley sah ihn mit ungläubigem Blick an. „Aber Lieutenant. . ."
    „Nun, was habe ich Ihnen befohlen?"
    Der junge Mann nahm Haltung an, schlug die Hacken seiner schlammbeschmierten Stiefel zusammen und legte die
    rechte Hand an die Stirn. „Jawohl, Sir. Sie, Burden und Sie, Dvorski..."
    „Nimm sie alle mit, Junge. Und dann ab."

    „Sir, bitte um Erlaubnis, zu Ihrem Schutz zurückzubleiben."
    Ralph sah den jungen Mann an. Dann betrachtete er das Kind und den merkwürdig anheimelnden Raum. „Gehen Sie, alle zusammen. Sehen Sie zu, daß sie finden, was Sie brauchen. Und dann kommen Sie hierher zurück. Aber lassen Sie sich nicht in Schwierigkeiten verwickeln."
    Sie verließen einer nach dem anderen den Raum. Dann hörte man nur noch Becky, die ihrer Puppe ein Lied vorsummte. Ralph lehnte sich gegen den Rahmen der Tür, die ins Nebenzimmer führte, und seufzte.
    Herrgott, er war es leid. Er hatte sich gleich beim ersten Aufruf zu den Waffen gemeldet, drei Monate später sein Offizierspatent erworben und war seitdem Soldat gewesen. In der Anfangszeit des Krieges hatte er sich mit Eifer für die Sache eingesetzt und war entschlossen, die rückständigen Rebellen im Süden zu zwingen, sich mit der Union zusammenzutun. Schließlich rosteten im Norden die Textilfabriken vor sich hin, während die Plantagenbesitzer im Süden, halsstarrig wie sie waren, ihre Baumwolle nach England verschifften. Sie wollten auf keinen Fall mit denen aus dem Nord zusammenarbeiten. Deswegen taten sie alles, um ihnen zu schaden.
    Die Mallorys hatten einen Teil ihres einst beträchtlichen Vermögens durch den Baumwollhandel mit dem Süden gemacht. Ständig regte sich sein Onkel über die störrischen Südstaatler auf. „Sie werden doch nicht ewig ihre verdammte Baumwolle ins Ausland bringen, wenn wir sie dringend brauchen, damit bei uns Geld verdient wird", schimpfte er immer. „Aber Lincoln wird schon dafür sorgen, daß das aufhört. So oder so."
    Die Strafzölle hatte das Problem jedenfalls nicht gelöst. Sie sorgten nur dafür, daß die Südstaatler noch entschlossener dem Norden trotzten. Als Lincoln dann vorschlug, alle Sklaven zu befreien, hatte Ralph dies als anständiger Mensch begrüßt. Aber die unbeugsamen Rebellen ließen sich auch dadurch nicht beirren. Sie kämpften nur noch

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