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Historical Weihnachtsband 1992

Historical Weihnachtsband 1992

Titel: Historical Weihnachtsband 1992 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ERIN YORKE , BRONWYN WILLIAMS , Maura Seger
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feinster Seide, das eine Stück in einem wunderbaren Meergrün und das andere in Hellrot. Solch schöne Stoffe hatte Sara noch nie besessen. Zum Schluß packte Sara noch eine Dose Konfekt aus, die aus einem Laden in Boston stammte, und einen Topf parfümierter Hautcreme. Auf dem Etikett wurde versprochen, daß die Creme den Teint glättete und garantiert alle Leberflecken wie von Zauberhand entfernte.
    Sara lachte unter Tränen. Wie um alles in der Welt hatte er es nur geschafft, dieses Paket zu ihnen durchzubringen? Schon die einfachsten Briefe kamen so gut wie gar nicht an. Und erst recht nicht solche Schätze, wie er sie geschickt hatte.
    „Oh, Ralph", flüsterte sie. „Nur ein paar Worte, damit ich weiß, daß es dir gutgeht, hätten mir schon genügt."
    Aber es lag kein Brief bei. Nichteine Zeile. Warum machteer sich die Mühe, ihr überhaupt etwas zu schicken?
    „Mama, was hast du?"
    „Nichts, mein Schatz. Ich glaube, die Jungen sind aufgewacht. Du gehst jetzt und wirfst den Hühnern etwas zu fressen hin, während ich die Kleinen aus dem Bett hole, ja?"

9. KAPITEL
1865
    Der Dezember brach herein. General Grants Armee setzte sich in Richtung Savannah in Bewegung, nachdem sie Atlanta in Trümmer gelegt hatte. Auf ihrem Weg hinterließ sie eine Spur der Verwüstung. Nach der Einnahme von Savannah wandte Grant sich mit seinen Leuten brandschatzend und plündernd wieder nordwärts und überzog zuerst South und dann North Carolina mit Angst und Schrecken.
    Im März war der Süden endgültig in die Knie gezwungen. Er würde den Krieg überdauern, aber niemals wieder zu seiner alten Blüte gelangen. Saras einzige Hoffnung bestand darin, noch genügend Kraft zu besitzen, um auf den Trümmern der Vergangenheit ein neues Leben aufzubauen, nicht so sehr für sich selbst, sondern für ihre Kinder.
    Becky war schon groß für ihr Alter, aber viel zu schmächtig. Eine Folge der langanhaltenden Unterernährung. Trotzdem blieb sie ein fröhliches Kind. Von Zeit zu Zeit nahm sie ihren roten Seidenstoff aus der Truhe, bewunderte ihn ausgiebig und legte ihn wieder zurück zu Saras Stoff. Es gab kein Garn und erst recht keine Borte für den Besatz. Deshalb konnte Sara keine Kleider davon nähen. Doch Becky tröstete ihre Mutter. Es wäre doch viel schöner, wenn sie damit warteten, bis Onkel Ralph zurückkam, damit er die schönen neuen Kleider auch bewundern könnte.
    Emma verlor schließlich ihr repariertes Bein endgültig, und Jimmy schnitzte aus Zedernholz zwei neue kunstvolle Ersatzbeine, die sogar durch Holzzapfen bewegliche Knie und Hüftgelenke hatten, so daß die Puppe jetzt sitzen konnte.
    Jimmy war als Invalide aus der Home Guard ausgeschieden. Eine Gewehrkugel hatte seinen linken Arm durchschlagen und eine Lähmung verursacht. Jetzt warb er heftig um Margaret Walston, deren Yankee-Ehemann als Kriegsgefangener in Richmond umgekommen war. Zur gleichen Zeit hatte sie auch ihr Baby verloren.
    Die Zwillinge machten ihre ersten unbeholfenen Gehversuche. Henry als erster. Er schaffte den ganzen Weg bis zum Kamin. Dann fiel er hin und verletzte sich am Kinn.
    Walter hielt sich bei seinen Stehübungen an Beckys Tisch fest, der dabei natürlich umfiel. Doch er weinte nicht etwa los, sondern knabberte seelenruhig an den Mahagonibeinen.
    Es verbreitete sich die Nachricht, daß General Grant unterwegs war, um sich mit Shermans Armee zusammenzuschließen. General Lee zog sich währenddessen westwärts zurück, in der Hoffnung, seine Truppen mit denen Johnstons vereinigen zu können. Doch es war schon zu spät. Lee erkannte, daß jeder weitere Kampf nur sinnlose Opfer fordern würde, und schrieb an Grant, mit der Bitte, die Bedingungen für die Kapitulation auszuhandeln.
    Und dann war es endlich vorbei. Der Süden lag in Schutt und Asche. Familien auf beiden Seiten hatten schmerzliche Verluste erlitten, besonders im Süden und hier vor allem in North Carolina. Dieser Staat hatte mehr Opfer zu beklagen als irgendein anderer der Konföderation, und das für eine Sache, an die viele der Kämpfenden nie wirklich geglaubt hatten.
    Wider alle Vernunft erwachte Saras Hoffnung erneut. Ralph hatte gesagt, daß er sie liebte, und versprochen wiederzukommen. Seit er sie verlassen hatte, schien eine Ewigkeit vergangen zu sein. Andererseits erinnerte sie jedes ihrer drei Kinder ständig an ihn. Sie brauchte nur die dunklen Augen zu betrachten.
    Sara trauerte noch um Robert, doch ihr Herz gehörte Ralph. Sie dachte die ganze Zeit mit

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