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Historical Weihnachtsband 1992

Historical Weihnachtsband 1992

Titel: Historical Weihnachtsband 1992 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ERIN YORKE , BRONWYN WILLIAMS , Maura Seger
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weiß, was die groben Kerle ihr antun würden.
    Ein Blick in Matthews ängstliches und erwartungsvolles Gesicht genügte. Sie durfte nicht darauf warten, bis sie mit ihrem Bruder Kontakt aufnehmen konnte. Irgendwie mußte sie es allein mit dem Haufen Blauröcken in Annies Haus aufnehmen. Ob sie es schaffen würde, der Meute Respekt einzuflößen, nur mit Papas altem Gewehr bewaffnet?
    Es war die einzige Möglichkeit.
    Sie dachte an Becky. Wer würde sich um sie kümmern, wenn es schiefging? Ihr nächster Gedanke galt dem werdenden Leben in ihrem Leib. Verdammt, Ralph Mallory Jones, durchfuhr es sie. „Matthew, du bleibst hier bei Becky", entschied sie schließlich. „Wenn ich bis zum Dunkelwerden nicht zurück bin, bringst du sie zu Miss Abigail, drüben bei der abgebrannten Mühle. Hast du mich verstanden?"
    Sara machte sich auf den Weg und legte sich im Geist zurecht, wie sie vorgehen wollte. Auch die Yankees hatten schließlich Mütter, Schwestern, Frauen und Töchter. Sie waren genauso Männer und Familienväter wie die Soldaten des Südens, auch wenn sie sich zufällig auf der falschen Seite in diesem verfluchten Krieg befanden.
    Als sie sich mit schußbereitem Gewehr der Walston-Farm näherte, hatte sie sich mittlerweile in solch eine Wut hineingesteigert, daß ihre Energie ausgereicht hätte, es mit einem ganzen Regiment aufzunehmen. Dann sah sie es. Margaret Walston, den jüngsten der Familie unter den Arm geklemmt, lief auf Annie zu und fiel ihr um den Hals. Und das alles unter dem wachsamen Blick eines jungen Blaurocks, der sicher nicht älter als fünfzehn war.
    „Sara, ist alles in Ordnung?" rief Annie und sah besorgt auf das rostige Gewehr in Saras Händen.
    „Bei mir schon. Aber ich frage dich. Matthew sagte, du wärst verhaftet worden."
    „Er ist also bei dir drüben?"
    Sara nickte und warf einen mißtrauischen Blick zu dem bewaffneten Wachhabenden hinüber, dessen Interesse jedoch eher Margaret als der „gefährlichen Verbrecherin"
    Annie zu gelten schien.
    „Er ist gekommen, um mich zu holen. Ich habe ihn bei Becky zurückgelassen und ihm gesagt, er soll sie zu Miss Abigail bringen, falls ich nicht gleich zurück bin. Ist bei dir denn wirklich alles in Ordnung?"
    „Ja, alles bestens. Schick den Jungen ruhig wieder nach Hause."
    „Und dir fehlt ganz bestimmt nichts?" Sara war wild entschlossen gewesen, es wenn nötig mit der ganzen Unionsarmee aufzunehmen. Jetzt kam sie sich reichlich dumm und überflüssig vor.
    „Ja, du kannst dich beruhigen. Uns geht es gut, Sara. Aber wie steht's mit dir und Becky?"
    „Wir sind noch nicht am Verhungern", entgegnete sie und sah dabei den jungen Soldaten anklagend an. Sie stutzte. Wie konnte dieser Rotzbengel es wagen, auch noch rot zu werden?
    „Der Himmel bewahre uns", schimpfte sie vor sich hin, als sie in der hereinbrechenden Dämmerung wieder zur Farm zurückging. „Jetzt kämpfen schon Frauen gegen Kinder."
    Erst einige Wochen später erfuhr sie den Grund für Annies Verhaftung. Es war nicht der Protest gegen die Einquartierung in ihrem Haus gewesen. Annie hatte sich auch nicht über
    die stundenlange Arbeit in der Küche beschwert oder sich geweigert, für die fremden Männer die Dreckarbeit zu machen. Es war ihr nicht einmal in den Sinn gekommen, sich zu beklagen, als die schweren Stiefel und die Sporen langsam ihren Fußboden und die Mahagonimöbel ruinierten.
    Nein, das Maß war voll gewesen, als die Kerle anfingen, ihr bestes Geschirr zu zertrümmern. Ein Haufen jüngerer Soldaten hatte im Holzschuppen eine Kiste Brandy gefunden, die noch ihrem verstorbenen Mann gehörte, und sich damit sinnlos vollaufen lassen. Anschließend holten sie ihr kostbarstes Service, ein Hochzeitsgeschenk, aus dem Schrank und warfen die Teile Stück für Stück in die Luft, als Ziel für ihre Schießübungen. Annie war so wütend geworden, daß sie, mit einer Bratpfanne und einer Fleischgabel bewaffnet, auf die Betrunkenen losgegangen war und einige der Männer ernsthaft verletzte, bevor sie schließlich überwältigt wurde.
    „Lieber Gott", betete Sara, als sie abends neben ihrem Bett kniete. „Ich weiß, du hast gar keine Zeit, dich um jede Kleinigkeit zu kümmern. Doch würdest du bitte wenigstens die Kinder beschützen. Es ist schließlich nicht ihre Schuld, daß die Erwachsenen sich gegenseitig die Köpfe einschlagen."
    Am 4. März schneite es zum letzten Mal in diesem Jahr. Der Schnee lag fast knöcheltief, als der Himmel endlich wieder aufklarte. Becky

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