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Historical Weihnachtsband 1992

Historical Weihnachtsband 1992

Titel: Historical Weihnachtsband 1992 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ERIN YORKE , BRONWYN WILLIAMS , Maura Seger
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doch recht, oder?"
    Henry lag ausgestreckt am Fußende der Wiege, ein kleines Holzschwein in seiner Babyfaust. Walter hatte sich auf den Bauch gewälzt und streckte Ralph sein winziges Hinterteil entgegen. Der Kleine nuckelte im Schlaf am Daumen. Sara hatte aus alten Steppdecken Schlafsäcke genäht, da die Zwillinge sich immer bloßstrampelten. Jetzt waren sie fast schon wieder herausgewachsen.
    Sara zog sich leise zurück. Ralph sollte sich in Ruhe mit seinen Söhnen vertraut machen.
    Bevor sein Essen ganz fertig war, kam er in die Küche zurück. Seine dichten Wimpern glitzerten feucht. Er zog sich einen Stuhl heran und setzte sich rittlings darauf, das rechte Bein unter den Tisch gestreckt. „Wann?" fragte er und sah, wie Sara die Augenbrauen hochzog.
    Sie stellte ihm eine Platte mit kalten Maiskuchen, einen Krug Honig und eine Schale hin. „Kannst du es dir nicht denken?"
    „Im September?"
    Sie nickte.
    Ralph wirkte immer noch benommen. „Wer? Ich meine, wie?"
    „Ralph, ich bin mir ziemlich sicher, daß solche Dinge überall gleich sind, ob nun im Norden oder im Süden. Henry wurde kurz vor Mitternacht am elften und Walter kurz danach am zwölften geboren."
    „Ich kann es gar nicht glauben", sagte er und biß geistesabwesend in einen Pfannkuchen.
    Sara wußte, wie sehr er dieses Essen verabscheute, aber sie hatte im Augenblick nichts Besseres. Morgen würde sie losgehen und Weizenmehl beschaffen, ganz gleich, ob sie dafür betteln oder stehlen mußte.
    „Ich gebe sie nicht her", sagte sie leise. „Du kannst sie sehen, wann immer du willst, aber sie bleiben bei mir."
    Er warf ihr einen empörten Blick zu. „Glaubst du etwa, das würde ich jemals von dir verlangen?"
    Obwohl die Küche durch das Feuer im Herd mittlerweile gut geheizt war, schlang Sara die Arme um sich. „Ich weiß nicht, aber falls du mittlerweile verheiratet bist. . .
    vielleicht möchtest du sie mitnehmen . . ."
    Er war bei ihr, bevor sie zu Ende sprechen konnte. Der Stuhl fiel hinter ihm laut scheppernd zu Boden. „Verdammt, Sara. Quäle mich nicht so. Es hat mich meinen ganzen Mut gekostet, so wie ich bin, zu dir zu kommen." Er warf einen verächtlichen Blick auf sein rechtes Bein. „Ich habe keine Zeit mehr für Umständlichkeiten.
    Deshalb frage ich dich jetzt." Seine dunklen Augen glühten, als wenn Feuer in ihnen brannte. „Willst du mich haben? Von Farmarbeit verstehe ich zwar nichts, aber das kann ich lernen. Tanzen werde ich allerdings nie wieder können. Und vielleicht eines Tages auch nicht mehr gehen. Ohne Stock jedenfalls. Doch wenn du mich als Ehemann nimmst, sorge ich dafür, daß es dir, soweit es in meiner Macht steht, nie wieder an etwas fehlt, und ich . . ."
    Sie wartete. Die Frage aller Fragen stand in ihren Augen. Wie sehnsüchtig hatte sie die ganzen Jahre darauf gewartet, daß er kommen würde und die Worte noch einmal wiederholte.
    Ihre Hände verschränkten sich ineinander, und er sah sie an. Sara glaubte einen Moment lang, er wollte sie küssen.
    Doch er wandte sich abrupt weg. „Sara, ich dachte, ich würde nie zurückkommen.
    Was zwischen uns geschehen ist, war ... na ja, es war verrückt. Ein einziges großes Mißverständnis." Ihre Hoffnung schwand. Sie faßte sich ans Kinn, um das Zittern zu verbergen. „Du dachtest, ich wäre jemand anders, und ich dachte . . ."
    Ich dachte, du würdest mich lieben, vervollständigte sie im stillen den Satz. Sie spürte einen wilden Schmerz in sich. Glaubte er etwa, sie hätte sein leichtsinnig unter den Umständen des Krieges gegebenes Versprechen einfach vergessen?
    Doch dann sah er sie wieder an. Seine Augen waren ebenso feucht wie ihre. Und ebenso schmerzerfüllt. „Ich dachte, du könntest mich vielleicht um meiner selbst lieben und nicht, weil ich zufällig einem anderen Mann ähnlich sehe. Du glaubst ja nicht, wie oft ich dir schon schreiben wollte, um dich zu bitten, auf mich zu warten und mir als Ralph Mallory eine Chance zu geben."
    „Warum hast du es dann nicht getan?" Ihre Stimme klang übertrieben beherrscht.
    Ralph lachte bitter. „Vielleicht weil ich mir in den ersten acht Monaten nicht sicher war, ob ich überhaupt überlebe. Und danach hatte ich genug zu tun, um ein ganzes Heer von Chirurgen davon abzuhalten, mich in Stücke zu schneiden."
    Sara betrachtete mit tränenverschleiertem Blick den Mann, der so leidenschaftslos davon erzählte, wie er durch die Hölle gegangen war. Erst jetzt nahm sie bewußt wahr, daß er Zivilkleidung trug — vom

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