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Historical Weihnachtsband 1993

Historical Weihnachtsband 1993

Titel: Historical Weihnachtsband 1993 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PATRICIA POTTER , Nora Roberts , RUTH LANGAN
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sei. Und beim Aufwachen im Bett deines Vaters war ich sicher, daß ich gestorben und im Himmel sein müßte." Er warf Laura einen Blick zu und lachte bitter. „Das war der allerseltsamste Teil meiner Phantasien. Jeder, der mich kennt, weiß schließlich, wo ich nach dem Tode hingehören werde."
    „Das darfst du nicht sagen, Matthew!" In ihrem Übereifer stach sich Laura mit der Nadel in den Finger. Tränen traten ihr in die Augen.
    Matthew bemerkte es, nahm ihr die Handarbeit ab und ließ sich vor Laura auf die Knie nieder. Dann hob er ihre Finger an die Lippen. „Nun bin ich auch noch schuld daran, daß du dir wehgetan hast."
    „Es ist nicht schlimm." Sie versuchte ihm die Hand zu entziehen, doch er hielt sie fest.
    „Warum weinst du dann?"
    Laura spürte, wie ihr die Tränen über die Wangen rannen, und obwohl sie diese ihre Schwäche verwünschte, konnte sie nicht aufhören.
    „Was hast du, Laura?"Jetzt war Matthew aufrichtig betroffen. Es war so gar nicht Lauras Art, in Tränen auszubrechen. „Was habe ich falsch gemacht?"

    „Du darfst nicht von deinem Tod sprechen." Sie wischte sich über die Augen, doch es half nichts, sie wurden sofort wieder naß. „Ich kann es einfach nicht ertragen, dich von deinem Tod reden zu hören."
    „Ich habe ja nur gescherzt." Er stand auf und zog sie in die Arme.
    „Damit scherzt man aber nicht, Matthew." Sie riß sich los und trat einige Schritte von ihm weg, bis sie die kalte Wand im Rücken fühlte. „Ich kann es einfach nicht ertragen, mir vorzustellen, wie du jemandem gegenüberstehst, der die Waffe auf dich gerichtet hält."
    Obwohl Laura diese Worte zornig hervorgestoßen hatte, empfand Matthew eine jähe Hitze, und seine Augen wurden schmal. Laura machte sich Sorgen um ihn, sie liebte ihn! Auch wenn sie es nie ausgesprochen hatte, sie liebte ihn. Warum sonst hätte sie wegen einer solchen dummen Kleinigkeit in Tränen ausbrechen sollen? Er kam auf sie zu und stützte die Arme zu Lauras beiden Seiten auf die Wand. Dann hob er eine Hand, ergriff eine Strähne des Haares und wand sie sich um den Finger.
    Seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern, als er sagte: „Dann will ich auch nie mehr davon reden."
    „Hör auf, Matthew!" Laura wandte den Kopf zur Seite und wollte sich von Matthew lösen, doch er umfaßte ihre Schultern und hielt sie fest. „Ich bin kein kleines Kind, mit dem du so scherzen kannst. Ich weiß ganz genau, was die Aufgabe eines Distriktrichters ist. Und ich weiß auch, daß du deine Tage damit verbringst, Männer zur Strecke zu bringen, denen dein Leben nichts bedeutet. Sobald du stark genug sein wirst, wirst du wieder auf die Fährte dieser Leute zurückkehren, die dich schon einmal angeschossen und halbtot liegen lassen haben."
    „Schon gut", sagte er mit leidenschaftsloser Stimme. „Die Wahrheit ist, Laura, daß meine Wunde gut genug verheilt ist, daß ich reiten kann. Morgen früh wirst du mich los."
    Sie wurde blaß, als hätte er sie geschlagen. Eine ganze Weile konnte sie kein Wort herausbringen. Es war ganz still im Raum, nur die Holzscheite im Kamin knackten von Zeit zu Zeit. Laura schaute in Matthews dunkle Augen und dann zu Boden, weil ihr schon wieder die Tränen kamen. Nein, sie wollte nicht noch einmal in seiner Gegenwart weinen. So raffte sie sich gewaltsam auf und griff nach der alten Schaffelljacke des Vaters.
    „Wo willst du hin?"
    Laura hielt Matthew den Rücken beharrlich zugewandt, schlüpfte in die Jacke und öffnete die Tür. Mit einem jähen Windstoß wehte ihr die eiskalte Nachtluft entgegen und trug einen Schwall Neuschnee ins Zimmer herein.
    „Ich will noch einmal nach den Tieren sehen, bevor ich zu Bett gehe."
    Laura trat in den Vorhof hinaus und stapfte durch den Schnee. Er reichte ihr bereits bis zu den Knien. Wenn es während der ganzen Nacht so schneien sollte, würde er morgen wohl höher liegen, als das Verandageländer war. Laura kämpfte sich zu dem Paddock hinüber, in dem sich das Vieh zusammendrängte, um dem Blizzard zu widerstehen. Als sie so die Köpfe drehten und zu Laura herglotzten, stieg Dampf von den Mäulern auf. Sie sah nach, ob die Tiere
    wohl noch Futter genug hatten, und prüfte den Riegel, ob das Gatter auch richtig geschlossen war. Dann ging sie weiter zum Stall und war heilfroh, als sie ins Trockene hineintreten konnte. Erst streichelte sie die weichen Nüstern von Matthews Pferd, danach setzte sie sich ins Heu und begann haltlos zu schluchzen. Zu lange hatte sie die Tränen

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