Historical Weihnachtsband 1993
die beiden ebensogut beim Sheriff in Bitter Creek abliefern kann. Er wird sie in sicherem Gewahrsam halten, bis ein Bundesrichter eintreffen und sie vor ein ordentliches Gericht stellen wird, das sie dann aburteilen wird."
Laura spürte, daß ihr Herz wie toll hämmerte. „Du hast mich schon einmal verlassen, Matthew. Warum sollte ich dir jetzt glauben, daß du nun bleiben wirst?"
„Laura!" Er trat mit hängenden Armen einen Schritt näher an sie heran, konnte sie nicht berühren, noch nicht, nicht, bevor er wußte, welche Entscheidung sie treffen würde. „Laura, ich möchte dich bitten, mich zu heiraten."
Sie mußte daran denken, wie töricht sie all die Jahre gewesen war, in denen sie fest daran geglaubt hatte und mit ganzem Herzen überzeugt davon gewesen war, daß Matthew Braden eines Tages zurückkehren und sie zu seiner Frau machen würde.
Statt dessen hatte er ihr das Herz gebrochen.
„Als du das letzte Mal fortgingst, Matthew, hast du kein Wort des Abschieds für mich gehabt."
„Das habe ich getan, weil dein Vater mich davon überzeugt hatte, daß es so sein müßte. Ich hätte dir schließlich nichts bieten können. Und er hatte recht. Ein Leben mit der Waffe in der Hand ist wirklich nichts für eine Frau wie dich, Laura." Matthew atmete die köstlich würzigen Düfte ein, die ihn von nun an immer an Laura erinnern würden und an Weihnachten. „Und ich habe dir noch immer nichts zu bieten, nichts außer meiner Hand." Er streckte ihr die Rechte hin.
Laura schaute erst darauf, dann auf das silberglänzende Abzeichen an der Jacke und zuletzt in Matthews dunkle Augen. „Wie meinst du das, Matthew?"
„Der Teil meines Lebens, in dem ich Distriktrichter war, ist vorbei. Von jetzt an möchte ich mich gerne einmal als Farmer versuchen. Und hier auf deiner Farm gibt es eine ganze Menge zu tun, scheint mir."
Laura schluckte. „Hast du nicht Angst, daß dir die Spannung fehlen wird, das große Abenteuer?"
„Ich könnte mir vorstellen", sagte er, und das Lächeln um seinen Mund verstärkte sich, „daß, wenn ich dich heirate, es das allergrößte Abenteuer meines Lebens werden dürfte und überaus spannend."
„O Matthew!" Laura hielt krampfhaft die Tränen zurück, die ihr in den Augen standen. „Wir haben aber doch schon so viele Jahre sinnlos vertan."
„Nicht sinnlos, Laura, und auch nicht vertan. Wir haben vieles erfahren, haben dazugelernt und sind reifer geworden. Und noch bleibt uns viel Zeit, sogar genug, um eine Familie zu gründen, wenn du damit einverstanden bist."
„Eine Familie." Laura schien zu träumen.
„Sag ,ja', Laura, und sage mir endlich, was ich schon immer habe von dir hören wollen. Sage mir bitte endlich, daß auch du mich liebst.
O Vater, dachte sie, versteh mich, bitte, und freue dich, daß ich glücklich bin. Wie hast du immer gesagt? „Liebe ist erst dann wirklich Liebe, wenn sie schenken will."
"Ja, o ja." Laura schlang beide Arme um Matthew und küßte ihn leidenschafdich.
„Ich liebe dich, Matthew, und ich habe dich immer geliebt." Unter Tränen flüsterte sie ihm zu: „Willkommen daheim, Matthew!"
Daheim. Ein Leben lang hatte Matthew Braden sich nach einem Daheim gesehnt, und dabei war es immer schon für ihn bereitet gewesen und hatte auf ihn gewartet.
„Gesegnete Weihnachten, liebste Laura", sagte er leise. Und zum allerersten Male nach so vielen Jahren ertappte er sich dabei, daß auch er an den uralten Zauber der Weihnacht glaubte, den Laura niemals bezweifelt hatte.
- ENDE -
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