Historical Weihnachtsband 2010
Orricks Ländereien. Aber er schließt alles Land ein, das den Namen unseres Clans trägt. Mein Neffe, der Earl, ist Häuptling des Clans.“
Er glaubte, eine gewisse Bitterkeit aus seinen Worten herauszuhören. Doch in Wahrheit missgönnte er seinem Neffen dessen Stellung nicht. Er hatte die Entscheidung der Ältesten unterstützt, Alastair zum Häuptling und Laird des Clans zu ernennen. Zum Teufel, er war sogar einer der Ältesten gewesen, die für Alastair gestimmt hatten.
„Verzeiht, Mylord, aber ich kann mich nicht an alles erinnern, was meine Großmutter mich lehrte. Wenn Euer Neffe den Clan regiert, was tut Ihr dann?“
Nichts.
Das Wort hallte in seinem Kopf wider, doch er sprach es nicht aus. Das war der Grund, warum er seine Zeit hier in England verbrachte. Lange der stärkste Krieger seines Clans, wusste Gavin, dass er jetzt von den Jüngeren und Stärkeren abgelöst wurde, seine Söhne eingeschlossen. Nun diente er dem Rat als einer der Ältesten. Das Wort schmeckte bitter auf seiner Zunge. Besser war es, gleich die Wahrheit zu sagen – er wurde einfach nicht mehr gebraucht.
Er blickte auf und sah, dass Elizabeth immer noch auf eine Antwort wartete. Eine Antwort, die er nicht aussprechen wollte. Denn er konnte sie ihr nicht ohne eine weitere Erklärung geben, und dazu war er nicht bereit. Er würde sich Elizabeths Taktik bedienen.
„Was erzählte deine Großmutter dir denn, an das du dich noch erinnerst?“
Einen Augenblick lang sah sie zur Seite. Dann lächelte sie. Er spürte, dass ihn das Leuchten ihrer Augen inzwischen freute, das erschien, wenn sie sich ein Lächeln erlaubte. Denn es ließ ihre Züge weicher werden.
„Sie sprach oft vom First Footing . Oder spreche ist das jetzt falsch aus? Sie sprach Gälisch, und ihr Akzent war so stark, dass einige der Worte mir sicher nicht richtig in Erinnerung geblieben sind.“
Entzückt über die Art, wie sie Worte seiner Sprache aussprach, lachte Gavin laut auf. „Du hast es schon richtig gesagt, Mädchen. Dieser Brauch sagt dir in der ersten Nacht des neuen Jahres dein Glück voraus.“
„Erzählt mir mehr darüber. Ich kann mich an die Einzelheiten nicht mehr erinnern.“
Er lehnte sich im Sessel zurück und trank seinen Cidre aus. „Die Haarfarbe und das Alter der Person, die nach Mitternacht als Erste über deine Schwelle tritt, und auch die Geschenke, die sie dir mitbringt, entscheiden darüber, ob deinem Haus im neuen Jahr Glück und Reichtum zuteilwerden. Viele bieten Geld und Belohnungen an, damit die ‚beste‘ Person diesen ersten Schritt macht.“
„Und wie muss der ‚Beste‘ sein?“, fragte Elizabeth.
„Es muss ein großer, dunkelhaariger Mann sein, jung und stark genug, um die Menschen im Haus vor denen zu schützen, die sie angreifen und ausrauben könnten.“
„Mylord, wer würde denn Euer Dorf angreifen?“
„Höchstwahrscheinlich andere Schotten. Denn die Wikinger bleiben auf ihren Inseln vor der Küste. Dieser Brauch stammt aber aus viel früheren Zeiten, als sie noch das Festland überfielen.“
„Ich glaube, meine Großeltern sahen sich das erste Mal beim First Footing . In seiner Jugend hatte mein Großvater schwarze Haare, sagte Großmutter. Aber die Erinnerungen sind verschwommen und liegen so lange zurück, dass ich mir nicht sicher bin.“
Ihre Blicke trafen sich für einen kurzen Moment, und Gavin wurde von dem Verlangen, das ihn ergriff, fast überwältigt. Er begehrte sie. Und sie sollte spüren, dass er es war, wenn er sich mit ihr vereinte. Er war erfüllt von Begehren, Verlangen und Hunger nach ihr.
Elizabeth zuckte zusammen. Wahrscheinlich tat sie es unbewusst, aber er sah es und erkannte, dass es eine Reaktion auf ihn und auf die Begierde war, die sie zweifellos in seinem Gesicht erkennen konnte.
Gavin erhob sich. Elizabeth hingegen blieb reglos sitzen, als wartete sie darauf, was er jetzt tun würde. Er war überzeugt, dass sie sich nicht wehren würde, wenn er sie packte und wieder zum Bett zerrte. Oder wenn er ihr befahl, sich auszuziehen und freiwillig ins Bett zu steigen. Auch das würde sie tun. Obwohl er von Verlangen verzehrt wurde, behielt er seine Selbstbeherrschung bei. Er wollte das wenige an Boden nicht verlieren, das er wieder gutgemacht hatte, seitdem er sie missbrauchte.
„Willst du über Nacht bleiben, Mädchen?“, fragte er. Er fürchtete sich vor ihrem Ja. Und erhoffte es gleichzeitig.
Elizabeth blinzelte einige Male und warf einen Blick auf das Bett, bevor sie
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