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Historical Weihnachtsband 2010

Historical Weihnachtsband 2010

Titel: Historical Weihnachtsband 2010 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Barclay , Terri Brisbin , Merline Lovelace
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kraftvoll.
    „Ich lehnte seine Aufmerksamkeiten ab und beleidigte seine Ehre.“
    „Ich könnte leichter mit dir reden, wenn du das Gesicht nicht am Boden hättest. Würdest du aufstehen, sodass ich deine Worte besser hören kann?“
    Elizabeth schnappte nach Luft und beeilte sich dann, der Forderung ihrer Herrin nachzukommen.
    Ihre triefnassen Kleider hatten eine Pfütze auf dem Boden zurückgelassen. Jetzt versuchte sie, etwas von dem Wasser mit ihrem Mantel aufzuwischen. Gerade wollte sie erneut ihre Bitte um Verzeihung vorbringen, als Lord Orrick zu sprechen begann.
    „Der Sturm ist eher gekommen, als wir alle es erhofften. Und du bist eine von denen, die von dem heftigen Regenguss erwischt wurden. Stell dich hierher.“ Er deutete neben sich. „Da drüben kann dich die Wärme des Feuers nicht erreichen.“
    Falls seine Gattin es seltsam fand, dass ihr Mann sich um das Wohlergehen einer Hure kümmerte, so ließ sie es sich weder durch ihren Gesichtsausdruck noch durch ihr Benehmen anmerken. Elizabeth wusste, dass das in den meisten adligen Häusern anders war. Allein dass Herr und Herrin sich zu einem privaten Gespräch bereitfanden, war schon sehr ungewöhnlich. Normalerweise übermittelten eine ganze Schar von Bediensteten und Lehnsleuten ihre Entscheidungen und Befehle. Sie stellte sich also auf den Platz, den er ihr angewiesen hatte, und wiederholte ihre Worte. „Es tut mir leid, Euren Gast zurückgewiesen und beleidigt zu haben, Mylord.“ Sie beugte den Kopf und vermied es, die beiden anzuschauen.
    „Höchstwahrscheinlich verdiente er die Beleidigungen“, meinte Lady Margaret.
    „Und die Zurückweisung“, fügte Lord Orrick hinzu.
    „Hast du sein Benehmen oder seine Herkunft beleidigt? Seine Manieren sind vielleicht das bessere Ziel. Diese Schotten sehen es nicht gerne, wenn man ihre Gebräuche und Familien infrage stellt“, sagte die Herrin.
    „Solange du nicht seine Kampfkraft beleidigst, wird er es nicht allzu ernst nehmen.“ Lord Orrick brach in lautes Gelächter aus, und seine Frau schloss sich ihm an.
    Bestürzt blickte Elizabeth auf. Fanden sie all das etwa amüsant? Sie hatte sogar zu sprechen gewagt, ohne dass man sie dazu aufgefordert hatte, und die beiden verteidigten sie auch noch? Gaben sie ihr jetzt auch noch einen Hinweis, wie sie ihren Gast zu beleidigen hatte? Ihr war bewusst, dass sie mit offenem Mund dastand und ihre Herrschaft anstarrte, aber sie konnte nicht anders.
    „Elizabeth, wie denkst du über Lord Gavin?“
    Mit einem Mal stockte ihr der Atem, und sie fand keine Worte, um ihrem Herrn auf seine Frage zu antworten. Was dachte sie über Gavin MacLeod, den Schotten? Sie dachte so vieles.
    Er war hochmütig und stolz, furchtlos und hart und stark. Er war nachdenklich und überließ die Entscheidungen nicht einem gewissen Körperteil … zumindest meistens nicht. Er hörte ihr zu und zeigte sich um ihre Sicherheit und ihr Wohlergehen besorgt. Er begehrte sie, hielt seine Begehrlichkeit aber unter Kontrolle und zwang sie nicht, etwas zu tun, das sie nicht wollte. Nun ja, nur einmal, aber sie wusste nicht so recht, warum er da die Selbstbeherrschung verloren hatte. Er war … er war …
    „Vergebt mir, Herr, aber er ist seltsam.“
    „Nun ja, schließlich ist er Schotte“, meinte Lady Margaret, als würde diese Tatsache alles erklären.
    Wieder musste Lord Orrick lachen. Aber dann wurde er ernst. „Es scheint an der Zeit zu sein, dich an unser Abkommen zu erinnern, Elizabeth.“
    „Mylord?“ Wollte er sie von Silloth verjagen, weil sie seinen Freund beleidigt hatte? Sicher nicht. Sie suchte in ihrer Erinnerung nach den Worten, die sie damals miteinander gewechselt hatten, als er sie hinderte, sich über den Klippenrand zu stürzen. Das alles lag schon Monate zurück.
    „Ich sagte dir, dass du hier mit uns auf Silloth bleiben kannst. Allerdings müsstest du dich dann für das Leben entscheiden.“
    Wieder spürte Elizabeth die Verzweiflung und Einsamkeit, die sie an jenem Tag empfunden hatte. Sie fing an zu zittern. Tagelang war sie damals herumgewandert. Sie hatte kaum etwas zu essen oder zu trinken gehabt, kaum Schutz zum Unterkriechen oder Schlaf. Nur um überleben zu können, hatte sie all die entsetzlichen Dinge ertragen. Dann hatte sie sich auf der Straße draußen vor dem Dorf wiedergefunden. Sie war fortgegangen, weil sie wusste, dass die meisten Dorfbewohner keine Wanderhuren mochten. Der frische Geruch des nahen Meeres zog sie an. Ihre Schritte führten sie

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