Historical Weihnachtsband 2010
und fragten, wann du in dein Dorf zurückkehren würdest. In großen und kleinen Angelegenheiten baten sie um deinen Rat. Lord Orrick empfand es als eine ziemliche Zumutung, andauernd deine Abwesenheit verheimlichen zu müssen.“ Sie strich ihm über die Wange und küsste ihn zärtlich. „Du wirst gebraucht.“
Seufzend schmiegte sie sich in seine Arme. So saßen sie einige Herzschläge lang einfach nur da. War er närrisch? Hinderte sein hochmütiger Stolz ihn daran, seinen ihm gemäßen Platz in der Familie einzunehmen? Gab es wirklich etwas, das ein alter Krieger der neuen Generation des Clans schenken konnte?
„Und der andere Grund, warum du zu meinem Ersten Ritter wurdest?“, flüsterte sie aus seiner liebevollen Umarmung heraus.
„Der sollte für jeden offensichtlich sein, der gälisches Blut besitzt. Wie ich dir schon in der ersten Nacht sagte, in der du dich mir hingegeben hast – ich liebe dich, Mädchen, von ganzem Herzen.“ Jetzt lachte er. „Und ich glaube, du hast meine Worte damals verstanden, nicht wahr?“
„Meine Großmutter sagte manchmal so etwas. Deshalb glaubte ich, sie zu verstehen. Aber ich wagte nicht zu hoffen, dass es wahr sein könnte. Ein Krieger und eine Hure?“
„Ein Mann und eine Frau“, widersprach er. „Elizabeth, ich weiß, dass du jetzt die Möglichkeit hast, wo immer du magst, ein neues Leben zu beginnen. Du kannst jetzt an einem Ort leben, wohin dir nichts aus der Vergangenheit folgen wird. Ich weiß, dass ich viel älter bin als du und du dir vielleicht einen jüngeren Mann wünschst, eher jemanden in deinem Alter. Aber ich möchte dich noch einmal bitten, meine Frau zu werden und mit mir nach Hause zu gehen, in die Highlands.“
Sie stand auf. Tief in Gedanken versunken entfernte sie sich einige Schritte von ihm. Es stimmte – sie konnte von hier fortgehen und ein neues Leben beginnen, wo keiner von dem Schicksal wusste, das sie in der Vergangenheit erlitten hatte. Mit dem Gold konnte sie sich ein eigenes Haus, Diener und noch mehr leisten. Jetzt, wo er für sie die Wahrheit herausgefunden hatte, brauchte sie ihn nicht mehr. Kaum fähig zu atmen, wartete Gavin auf ihre Entscheidung.
„Ich kann dir keine Kinder schenken“, sagte sie zu ihm. „Ich bin unfruchtbar.“
„Ich habe bereits Kinder, Liebste“, erwiderte er. „Und auch sie haben schon wieder Kinder. Ich brauche keine mehr.“ Und das meinte er auch so. Seine erste Ehe hatte ihm die notwendigen Erben geschenkt.
„Ich wollte nie mehr heiraten, Gavin. Jetzt muss ich es nicht und stelle fest, dass ich dein Angebot gerne annehmen möchte.“
„Dann nimm es an, Liebste, und werde meine Frau.“
Wie damals, als sie zum ersten Mal in seine Kammer kam, um ihm beim Baden zu helfen, zeigte ihr Gesicht all ihre wechselnden Gefühle. Gavin saß nur da und sah sie an. Er wusste, dass er jetzt nicht eingreifen durfte, sonst hätte ihre Ehe keinen größeren Wert als Elizabeths erste Verbindung. Dann erschien ein strahlendes Lächeln auf ihrem Gesicht, und sie sagte die Worte, die er hören wollte. Die Worte, die er brauchte und nach denen er sich sehnte.
„Ehemann und Ehefrau?“, fragte sie.
„Wenn du es möchtest.“
„Und meine Vergangenheit? Kannst du vergessen, was ich getan habe?“ Bei dieser Frage zitterte ihre Stimme erneut. Gavin wusste, dass es das Einzige war, was sie noch vom letzten Schritt abhielt.
„Solange du mir nicht meine vorwirfst, Mädchen. Ich bin nicht der Heilige, für den du mich hältst.“
„So etwas hatte ich mir schon gedacht. Aber da ich dich so sehr liebe, werde ich versuchen, darüber hinwegzusehen.“
„Du liebst mich?“
„Aye, Gavin, ich liebe dich und möchte deine Frau werden.“
Und mit diesem ersten Schritt, den sie in der ersten Nacht Anno Domini 1200 auf ihn zutat, schenkte Elizabeth Gavin alles, was er sich wünschte.
EPILOG
„Ihr werdet langsam unausstehlich, oder etwa nicht, Mylord?“, flüsterte Margaret ihrem Gatten zu, während sie bei Tisch saßen.
Die Feiertage neigten sich ihrem Ende zu, und alle nahmen an den Festlichkeiten teil. Pfeifer und andere Musikanten spielten lustige Weisen, die einige der Leute zum Tanzen verlockten. Orricks jetzt schon sehr viel kleinerer Julklotz brannte hell im riesigen Kamin der Halle und schenkte jedermann seine Wärme und seinen Duft. Diese Jahreszeit war für Margarets Gatten etwas Besonderes, und es machte sie glücklich zu sehen, wie er sich wieder einmal über das, was sie vorbereitet hatte,
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