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Historical Weihnachtsband 2010

Historical Weihnachtsband 2010

Titel: Historical Weihnachtsband 2010 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Barclay , Terri Brisbin , Merline Lovelace
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von Georges Waren.“
    „Dann will ich mit Eurem Herrn sprechen und ihm erklären …“
    „Einsperren lassen wird er dich, weil du dich seinen Anweisungen widersetzt.“
    Rosemary war gegangen, aber sie hatte nicht aufgeben. Ihren Anteil an der Ladung würde sie noch erhalten – die zerstoßene Parietaria officinalis, auf Deutsch nannte man die Pflanze Glaskraut, und ihre kostbare Myrrhe. Aus zusammengekniffenen Augen beobachtete sie jetzt Master Jasper.
    „Arnald, hilf John dabei, die Tür zu sichern“, befahl der Vogt. „Gib acht, dass sie fest verschlossen ist.“ Er wandte den Kopf und ließ den Blick aufmerksam über die dunklen, verwinkelten Straßen und die unbeleuchteten Gebäude schweifen.
    Rosemary kroch noch weiter in die Gasse zurück und zog sich die Kapuze tiefer in die Stirn. Nicht nur aus Furcht wegen ihrer Tollkühnheit, sondern auch vor Kälte zitternd sah sie zu, wie die Tür geschlossen wurde, und hörte das Klacken von Schritten, das von den Gebäuden widerhallte und langsam verklang. Immer noch zögernd beobachtete sie, wie der Wind mit der Tafel über der Tür spielte. Sie war geformt wie ein großer Schild. Über der diagonalen Linie waren drei Schiffe und darunter das Wappen der mächtigen Familie Sommerville zu sehen. Dieses Lagerhaus, sein Inhalt und drei seetüchtige Schiffe gehörten Lord William Sommerville. Er muss ein ganz schön arroganter Adelssprössling sein, dachte Rosemary und stellte sich einen aufgeblasenen, alten Mann mit mindestens drei Doppelkinnen und kleinen, harten Augen vor.
    Rosemarys Entschluss stand fest. Die Myrrhe gehörte ihr. Sie hatte George Treacle die Hälfte des Preises als Abschlag gezahlt und würde so oder so dafür sorgen, dass sie ihre Ware erhielt. Wieder schweifte ihr Blick zum Lager hinüber.
    Ob sie drinnen eine Wache zurückgelassen hatten? Ihre Hand fuhr zu dem Messer an ihrer Hüfte. Mit seinem Gebrauch war sie vertraut, denn ihr Vater hatte darauf bestanden, dass sein kleines Mädchen nicht in dem wilden, gesetzlosen London herumlief, ohne sich verteidigen zu können. Aber würde sie ihre Geschicklichkeit auch nutzen können, wenn es darum ging, ihr Eigentum zu fordern?
    Rosemary seufzte. Gebe Gott, dass es nicht dazu kam. Und da sie gerade dabei war, gebe Gott, dass ihr Erfolg beschieden war. Ohne die Myrrhe standen sie und ihre kleine Familie vor dem Ruin.
    Es war der Mut der Verzweiflung, der sie die Furcht überwinden ließ. Sie legte den Mantel ab, der hinderlich sein konnte, wenn sie am Abflussrohr an der Rückseite des Lagerhauses hinaufkletterte. Dann schlich sie aus ihrem Versteck und huschte über die Straße. Der Wind zerrte an der Kappe, die den oben auf dem Kopf festgesteckten Zopf verbarg. Er drang kalt durch die grobe Wolle der Tunika und der Hose, die sie sich von Malcolm, dem Lehrling ihres Onkels, geliehen hatte.
    Die beißende Kälte erinnerte sie ebenfalls daran, was alles auf dem Spiel stand. Wenn ihr Vorhaben nicht gelang, würden sie die Apotheke verlieren und auf die Straße geworfen werden. Sie und Malcolm könnten den Winter vielleicht überleben. Onkel Percy, alt und krank wie er war, würde noch nicht einmal zwei Wochen überstehen.
    Eine Katze sprang kreischend von einem Regenfass und ergriff die Flucht, als Rosemary um das Gebäude herumging. Ihr stand beinahe das Herz still. Keuchend lehnte sie sich an die Mauer und überblickte hastig das Gelände. Erstaunlicherweise war es frei von irgendwelchem Gerümpel. Und was noch wichtiger war, kein Wächter patrouillierte hier.
    Sie ging zu dem tönernen Rohr, durch das die Regentonne gefüllt wurde. Es fühlte sich glatt und kalt an. Aber weil es im Erdgeschoss keine Fenster gab, hatte sie von Anfang an entschieden, dass der Weg über das Regenrohr ihr die beste Möglichkeit bot, ins Innere zu kommen. Es reichte an dem Gebäude zwei Stockwerk hoch bis zum Dach hinauf und führte dabei im zweiten Stock an einem schmalen, mit Läden verschlossenen Fenster vorbei. Die Metallbänder, die dazu da waren, das Regenrohr an der Wand festzuhalten, lagen eng genug beieinander, um Rosemary als Leiter zu dienen.
    Sie kletterte auf den Rand des Regenfasses und überprüfte ihre Theorie. Die Bänder knirschten, aber sie trugen ihr Gewicht. Die Kletterei ging langsam voran und war gar nicht so einfach, aber sie war zu bewältigen. Gott sei Dank hatten ihre Eltern, Gott schenke ihren Seelen Frieden, nie etwas gegen Rosemarys Vorliebe einzuwenden gehabt, vorzugsweise mit den Buben der

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