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Historical Weihnachtsband 2010

Historical Weihnachtsband 2010

Titel: Historical Weihnachtsband 2010 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Barclay , Terri Brisbin , Merline Lovelace
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jetzt bewusst wurde, während er aus dem Fenster des Schlafgemachs blickte, das er gewöhnlich im Stadthaus seiner Eltern bewohnte. Elf Monate, zwei Wochen und sechs Tage, um genau zu sein.
    Am Dreikönigstag des vergangenen Jahres hatte er das Wichtigste in seinem Leben verloren: seine Ella. Wenn Ella la Beaufort nicht gestorben wäre, hätten sie im vergangenen Frühjahr geheiratet. Und mit etwas Glück hätte sie jetzt ihr erstes Kind erwartet.
    Sein Glück und sein Lebenswille hatten ihn an jenem kalten und frostigen Morgen verlassen, an dem Ella von ihm genommen wurde.
    „Hör auf, dich zu quälen“, brummte eine trockene Stimme. Will fuhr herum und sah zum Kamin, wo sein älterer Bruder vor dem knisternden Feuer saß. „Tu ich doch gar nicht“, log William.
    Richard seufzte. „Ich ertrage es einfach nicht, dich so leiden zu sehen.“
    „Dann geh. Keiner hat dich gebeten zu kommen.“
    „Mutter hat mich darum gebeten.“ Richard trat zum Fenster. „Sie machte sich Sorgen, weil du zu Weihnachten nicht nach Ransford gekommen bist.“ Er drückte leicht Wills Schulter. „Komm mit mir nach Hause, wenigstens bis nach Dreikönig. Wir wollen nicht, dass du den Tag allein verbringst.“
    William blickte in das Gesicht, das dem seinen so ähnelte, dass man sie oft fälschlicherweise für Zwillinge hielt. Doch bei aller äußerlichen Ähnlichkeit waren sie innerlich völlig verschieden. Richard war der zukünftige Erbe einer Grafschaft und zufrieden damit, den gewaltigen Besitz der Sommervilles zu beaufsichtigen. William war der Rebell, der mehr nach der Familie seiner Mutter schlug. Er war Kaufmann geworden. „Ich werde kommenden 6. Januar nicht in London sein. In einigen Tagen – sobald diese Angelegenheit mit der Gewürzdiebin erledigt ist – werde ich nach Italien segeln.“
    Und nie zurückkehren. Aber das konnte er Richard nicht sagen. Die Eltern sollten es als Erste erfahren. Das war er ihnen schuldig.
    „Und deinen Schmerz wirst du mitnehmen. Kannst du deinen Kummer nicht loslassen und dich wieder den Lebenden zugesellen, William?“, fragte Richard leise.
    „Wärst du fähig, fröhlich so weiter zu leben, wenn, Gott möge es verhüten, deiner Mary etwas zustieße?“
    „Ich wäre am Boden zerstört“, gab Richard ernst zu. „Wahrscheinlich würde ich das Gleiche tun wie du. Toben, trinken und mich in meinem Kummer baden. Aber dann würde ich mich zusammenreißen und weitermachen. Wenn schon nicht um meinetwillen, dann um der Familie und meiner Söhne willen.“
    „Aye, du hast wenigstens Gareth und Geoff. Etwas, was dir von Mary bliebe, um dir Kraft zu geben und dich nach vorne blicken zu lassen. Ich aber …“
    „Du hast uns.“ Mit angstvollem Gesicht packte Richard seinen Bruder bei den Schultern und schüttelte ihn. „Genügt das nicht, um zu leben?“
    „Ich sterbe nicht, Richard.“ Auch wenn es nach Ellas Tod Tage gegeben hatte, an denen er darum bat, mit ihr vereint zu sein. „Ich reise nur nach Italien, um mich um meine dortigen Geschäftsangelegenheiten zu kümmern.“
    Richards dunkle, braune Augen hielten Williams Blick fest. Er vermochte hinter seine Maske zu schauen. „Du wirst nicht zurückkehren, nicht wahr?“
    William seufzte. „Ich kann hier nicht bleiben. In England gibt es zu viele Erinnerungen für mich. Wo ich gehe und stehe sehe ich Ella. Mein Gott!“ Er fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. „Ich kannte sie schon mein ganzes Leben lang. Sie war mein Leben.“
    „Es tut mir so leid.“ Richard umarmte seinen Bruder und hielt ihn fest, wie er ihn Jahre zuvor gehalten hatte, als sie noch kleine Jungen von elf, zwölf Jahren gewesen waren. William war von einem Baum gefallen und hatte sich den Arm gebrochen. Es war ihnen verboten gewesen, auf diesen Baum zu steigen. Richard, der seinem Bruder gefolgt war und ihn abstürzen sah, hatte um Hilfe geschickt und William gehalten, bis die Hilfe kam.
    Der Schmerz, den William damals gespürt haben mochte, war nichts gegen das, was er jetzt immer noch fühlte, fast ein Jahr nachdem er Ella verloren hatte. Die Sommervilles liebten nur einmal und dann für das ganze Leben. Er hatte seine Ella gefunden, als er zehn war und sie fünf. Ganze elf Jahre waren ihnen nur vergönnt gewesen. Jahre, in denen sie miteinander aufwuchsen und darauf warteten, dass Ella das Alter erreichte, in dem sie heiraten konnten. Jetzt musste er irgendwie mit der öden Verzweiflung eines Lebens ohne sie fertig werden. Das Herz war ihm so schwer,

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