Historical Weihnachtsband 2010
abzuschlagen und ihr dabei den Kopf zu lassen, mit dem sie wieder zubeißen kann?“
Richard seufzte. „Du hast ja recht. Aber sie wollten sich nicht ergeben. Ich werde hier bei Rosemary bleiben, während du gehst und nachschaust, ob irgendeiner noch in der Lage ist, deine Fragen zu beantworten.“
„Nein“, erwiderte William, auch wenn er Lust zu haben schien, Richards Vorschlag zu folgen. „Ich will nicht, dass sie hier in der Kälte liegt und ihre Wunde nicht behandelt wird.“
„Geh“, sagte Rosemary. Williams Sorge rührte sie. „Ich glaube nicht, dass meine Wunde …“
„Nein. Dir gilt meine größte Sorge.“ William sah seinen Bruder an. „Ich überlasse dir und Jasper die Befragung.“
31. Dezember
Rosemary erwachte in einem schwach beleuchteten Gemach. Und das Erste, was sie erblickte, war William, der in einem hochlehnigen Sessel an ihrem Bett Wache hielt.
„Wie fühlst du dich?“, fragte er und beugte sich zu ihr. Sein Kinn war voll dunkler Bartstoppeln, und seine zerknitterten Kleider waren noch dieselben, die er im Lagerhaus getragen hatte. Noch vielsagender war die quälende Angst in seinen Augen.
„Besser.“ Wenn man von dem ziehenden Schmerz in ihrer Schulter absah. Und den wollte sie gerne ignorieren, wenn es half, seine Schuldgefühle zu mildern. „War die Wunde tief?“
„Nein, laut Anna, die seit Jahren all unsere Wunden heilt und die darauf bestanden hat, sich persönlich um dich zu kümmern, streifte dich die Klinge nur. Sie hat die Wunde fest verbunden und gesagt, dass es noch nicht einmal notwendig war, sie zu nähen.“
„Das sind gute Neuigkeiten.“ Rosemary legte sich etwas bequemer und bewegte behutsam die Schulter. Es schmerzte, aber nicht allzu sehr.
„In wenigen Tagen werde ich wieder an meinen Arbeitstisch zurückkehren und mir neue Heilmittel ausdenken.“
„Du hättest getötet werden können.“ Abrupt stand William auf, fuhr sich mit der Hand durch die wirren Haare und begann, im Raum auf und ab zu gehen.
„Bin ich aber nicht“, sagte Rosemary sanft.
„Verdammt, wenn ich mir nur vorstelle, wie nahe ich daran war, auch dich zu verlieren!“
„Wäre das denn so schlimm gewesen?“
Mit einem gequälten Ausdruck im Gesicht wirbelte er herum. „Natürlich wäre es das! Wie kannst du nur so eine Frage stellen?“
„Weil ich weiß, dass ein Teil von dir es bedauert, dass wir uns begegnet sind.“
William starrte in ihr schönes, wenn auch zu blasses Gesicht, das von einer Wolke kastanienbraunem Haar eingerahmt und von diesen klugen, braunen Augen beherrscht wurde. Sein Herz machte einen Sprung. Etwas, das stärker war als er, zog ihn quer durch den Raum zurück zu ihr. Er sank an ihrer Seite nieder und nahm ihre beiden schlanken Hände in die seinen. „Ich kann nicht bedauern, dir begegnet zu sein, aber …“
„Schscht.“ Rosemary befreite eine ihrer Hände und strich ihm über die Wange. „Ich verstehe.“ Was sie verstand, gefiel ihr jedoch überhaupt nicht. Sie gehörten zusammen. Aber sie spürte, dass die Zeit ihnen entglitt, und weil sie verzweifelt wollte, dass jeder Augenblick zählte, legte sie ihm die Hand in den Nacken und zog seinen Kopf zu sich herunter.
„Ich sollte das nicht tun.“ Doch ihren vollen Lippen, die nur einen Atemzug von den seinen entfernt waren, konnte er nicht widerstehen. Aufstöhnend gab William nach und küsste sie. Sie schmeckte noch besser als in seiner Erinnerung. Die Süße ihrer Lippen, die sich unter den seinen öffneten, war das Einzige, was ihn für den bitteren Moment entschädigte, in dem er geglaubt hatte, auch sie zu verlieren. Verzweifelt versuchte er zu vergessen, versuchte das Leben zu feiern, statt den Tod oder die Gefahr, nahm ihr Gesicht in beide Hände und presste hungrig und fordernd den Mund auf den ihren.
Rosemary erkannte den Schmerz, der hinter seiner Wildheit loderte, und linderte ihn mit dem reinen Mitleid der geborenen Heilerin. Sie legte ihm den gesunden Arm um den Hals und öffnete ihm ihr Herz und ihre Seele.
William wusste, dass er gehen musste, bevor er der Leidenschaft nachgab, die sie in ihm weckte. Bevor er ihre Ehre noch mehr befleckte. Doch wie konnte er sie verlassen, wo doch ihre Augen von solch schmerzlichem Verlangen erfüllt waren? „Du solltest schlafen.“
„Ich bin nicht müde. Wie könnte ich müde sein, wenn du da bist? Mit dir zusammen fühle ich mich gesund und munter.“
William runzelte die Stirn. „Gib alledem keine zu große
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