Historical Weihnachtsband 2010
brüllte William. Hinter seinem Bruder entdeckte er eine Schar der Sommervilleschen Soldaten. Ihm wurde klar, dass das Kräfteverhältnis sich jetzt geändert hatte.
„Jeder Sommerville zu mir!“, schrie er und wandte sich wieder den Räubern zu.
„Du wirst nicht lange genug leben, um uns zu ergreifen!“, brüllte René großspurig. Er hob den Arm und schleuderte das Messer, das er in der Hand gehalten hatte.
Die Klinge schimmerte todbringend im Licht der Fackeln, als sie quer durch das Warenlager zischte.
Benommen sah William sie kommen. Er wusste, dass sie genau auf sein Herz zielte. Aber was machte das schon? Richard war hier. Er würde dafür sorgen, dass Renés Bande gefangen und bestraft wurde. Und er selbst würde bald bei Ella sein …
„William!“ Das war Rosemarys Stimme, hell und entsetzt.
Rosemary war hier? Er musste träumen.
Ein kräftiger, kleiner Körper prallte gegen den seinen und stieß ihn heftig zur Seite. Etwas zischte an ihm vorüber. Der Klang endete in einem leisen Schmerzenslaut. Er blickte auf Rosemarys schmerzverzerrtes Gesicht hinunter. Blut strömte aus ihrer Schulter. „Nein!“, schrie William, während er Rosemary in seinen Armen auffing.
„Kümmere dich um sie“, befahl Richard. „Wir werden mit diesem Gesindel abrechnen. Ihnen nach!“, dröhnte er.
Mit erhobenen Schwertern und nach Rache schreiend stürzten die in den Sommervilleschen Farben Rot und Schwarz gekleideten Männer ins Lagerhaus hinein. Die Diebe ließen die Fackeln fallen und zogen ihre Waffen. Nur vom höllischen Feuer des brennenden Eingangs beleuchtet begann der Kampf.
Ohne sich des Lärms von aufeinanderprallendem Stahl bewusst zu sein, legte William Rosemary auf den Boden nieder. Ihr schlaffer Körper, das Blut an ihren Schultern, all das katapultierte ihn zurück in das vergangene Jahr. Entsetzen packte ihn.
„Du darfst nicht sterben. Ich darf dich nicht auch noch verlieren.“ Wie eine Beschwörung sagte er wieder und wieder diese Worte, während er ihren Mantel zurückschlug und den Ärmel ihres Kleides aufriss.
Anders als Ella, die unbeweglich dagelegen hatte, öffnete Rosemary die Augen. „Geht es dir gut, William?“, flüsterte sie.
„Aye. Was hast du denn gedacht?“, knurrte er und riss dabei hektisch Stoffstreifen von ihrem Mantel, denn sein eigener lag oben im Kontor.
„Ich hatte Angst um dich.“ Sie zuckte zusammen, als er den Stoffballen auf die Wunde drückte.
„Ganz ruhig. Ich weiß, dass es wehtut, aber wir müssen das Blut stoppen.“
„Dafür ist Natternzunge gut.“ Sie lächelte schwach. „Aber vermutlich hast du keine dabei.“
„Rosemary, jetzt ist nicht die Zeit zu spaßen. Du bist verletzt.“ Vielleicht stirbst du . Nein, das durfte er nicht denken. „Ruhe dich aus, Liebste.“ Mit zitternder Hand strich er ihr über die Stirn. „Ich werde dich nach Hause tragen.“
Liebste. Rosemary lächelte ihren besorgten William an. Zu hören, dass er sie so nannte, war den brennenden Schmerz in ihrer Schulter wert. „Ist die Wunde sehr tief?“
„Ich weiß es nicht. Du solltest überhaupt nicht verwundet sein. Mein Gott, Rosemary!“ Er beugte sich über sie und legte seine Stirn auf ihre. „Was hat dich nur dazu gebracht, dich zwischen mich und die Klinge zu stellen?“
Das Wissen, dass du ihr nicht ausweichen würdest. Aber Rosemary zögerte, den Moment zu zerstören, indem sie William, wenn auch indirekt, an Ella erinnerte. „Ich musste dich retten.“
Er hob den Kopf und sah ihr tief in die Augen. „Ich bin es nicht wert, dass auch nur ein Tropfen deines Blutes für mich vergossen wird.“
„Für mich bist du es.“
„Rosemary, das, was du verdienst, kann ich dir nicht geben. Ich …“
„Was ist mit ihr?“ Mit verschwitztem Gesicht kniete Richard sich neben sie und rang nach Atem.
„Sie lebt.“ William blickte über die Schulter. „Und die Diebe?“
Richard grinste. „Sind tot oder liegen im Sterben. Sie kämpften wie die Teufel, aber erfahrenen Kriegern im Harnisch waren sie nicht ge…“
„Tot!“, rief William aufgebracht. „Wenigstens René wollte ich lebend, um ihn dem Sheriff zu übergeben, damit er ihn hängt.“
„Leider haben sie uns keine andere Wahl gelassen. Was macht es denn für einen Unterschied, ob sie heute Nacht sterben oder morgen gehängt werden?“
„Ich hatte gehofft, herausfinden zu können, was sie mit den Gewürzen gemacht haben“, gab William zurück. „Was hilft es denn, der Schlange den Schwanz
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