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Hitlers Berlin

Hitlers Berlin

Titel: Hitlers Berlin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Felix Kellerhoff
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Architekt vor: »Die Festlegung einer Vergütung für meine eigene Tätigkeit (…) erscheint mir zunächst nicht notwendig, denn ich bin jederzeit damit einverstanden, daß dieser Betrag von irgendeiner noch zu bestimmenden Stelle des Reiches zu gegebener Zeit festgesetzt wird.« Das konnte ihm allerdings der Bürokrat HansHeinrich Lammers, Hitlers oberster Verwaltungsbeamter, nicht durchgehen lassen. Er forderte Speer auf, einen Maßstab zu nennen. Unbescheiden antwortete der Architekt, er halte als untere Grenze für seine Vergütung das Gehalt Lipperts für angemessen, »da meine Arbeit in ihrer Auswirkung für Berlin nicht geringer einzuschätzen sein wird wie die Leistungen des Stadtpräsidenten«. Außerdem forderte Speer Pensionsleistungen ein, die »denen eines Stadtoberhaupts ähnlich sind«. Daraufhin wurde Speer ein Gehalt eingeräumt, das mit 1700 Reichsmark brutto im Monat etwa zehn Prozent über dem Lipperts (1 564 Reichsmark) lag, aber er musste auf Pensionszusagen verzichten – allerdings nur aus beamtenrechtlichen Gründen. Hitler gewährte stattdessen eine Aufwandsentschädigung, deren Höhe nur mündlich mitgeteilt wurde. 13 Zum 30. Januar 1937, vier Jahre nach seiner Ernennung zum Kanzler, ließ Hitler das Projekt der Umgestaltung der Reichshauptstadt öffentlich mitteilen. Goebbels notierte auffallend knapp: »Speer bekommt Auftrag auf Umbau von Berlin. Generalbauinspektor. Das ist schön. Er wird’s gewiß schaffen. Wir wollen uns alle mit hineinknien.« Gerade die letzte Bemerkung ist vielsagend: Der Gauleiter war keineswegs begeistert von dem Auftrag für Speer. Neben Lippert, seinem einstigen Vertrauten, der seit Ende 1935 in Personalunion Staatskommissar für die Reichshauptstadt, Stadtpräsident und als Heinrich Sahms Nachfolger Oberbürgermeister war, nun aber nur noch Goebbels’ Spott auf sich zog, hatte der Propagandaminister jetzt einen weiteren, viel gefährlicheren Konkurrenten in seinem ureigenen Revier Berlin: »Der Führer spricht mit Speer Baupläne durch. (…) Die Projekte sind wahrhaft grandios. Ausmaße, die für die nächsten 300 Jahre genügen. Damit würde Berlin auch baulich die Weltmetropole. In 20 Jahren soll alles fertig sein. Ob wir das noch erleben? Wenn nicht: Auch an den großen Projekten arbeiten ist

    Geschenk: Modell des Triumphbogens, präsentiert an Hitlers 50. Geburtstag, 20. April 1939

    groß.« Bis zum Ende des Dritten Reiches, noch in den letzten Tagen im Führerbunker, sollte der Konflikt zwischen Goebbels und Speer um Hitlers Gunst andauern.
    Die Entwürfe für die künftige Hauptstadt »Germania« gehören zu den wenigen intensiv erforschten Aspekten der Beziehung zwischen Hitler und Berlin. Mehr als ein halbes Dutzend Bücher beschäftigen sich überwiegend oder ausschließlich mit diesen Plänen, in allen Studien über Albert Speer oder Architektur im Dritten Reich spielen sie eine bedeutende Rolle. Deshalb soll es hier genügen, die wesentlichen Vorhaben zu skizzieren: Grundidee war, ein gigantisches Kreuz aus einer OstWest- und einer Nord-Süd-Achse in die Stadt zu schneiden, mit dem Kreuzungspunkt im Tiergarten, etwas südlich des heutigen Platzes der Republik vor dem Reichstag. Die Ost-West-Achse sollte insgesamt
    12 Kilometer lang sein und vom Adolf-Hitler-Platz (heute Theodor-Heuss
    Platz) bis zum Frankfurter Tor reichen. Teile davon wurden 1938– 1940 realisiert, zum Beispiel die Umsetzung der Siegessäule zum Großen Stern, die Verbreiterung der Charlottenburger Chaussee (heute Straße des 17. Juni) und die einheitliche Ausstattung des Straßenzuges mit Laternen, die Speer selbst entworfen hatte.Viel größer aber war der Eingriff, der für die Nord-Süd-Achse vorgenommen werden sollte: Auf sieben Kilometern Länge, zwischen der gewaltig auszubauenden Ringbahnstation General-Pape-Straße im Süden und einem völlig neuen »Nordbahnhof« zwischen den Ringbahnstationen Westhafen und Wedding wäre eine gigantische Pracht- und Repräsentationsstraße entstanden, gesäumt von riesigen Verwaltungsbauten für alle möglichen Institutionen des Dritten Reiches. Jedes dieser geplanten Gebäude wäre von einschüchternder Größe gewesen, die beiden geplanten Stationen etwa um ein Mehrfaches größer alle anderen Bahnhöfe der Welt, selbst als die Grand Central Station in New York. Im geplanten »Führer-Palast« gegenüber dem möglicherweise zur Bibliothek umgestalteten Reichstagsgebäude sollte ein
    900 Quadratmeter großes »Arbeitszimmer« für

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