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Hitlers Berlin

Hitlers Berlin

Titel: Hitlers Berlin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Felix Kellerhoff
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als Kulisse für Hitler-Ansprachen diente, und dem von Paul Wallot errichteten Reichstagsgebäude. Die deutschen Verteidiger ihrerseits hielten aus schierer Verzweiflung jedes einigermaßen stabile Bauwerk. Am 29. April 1945 begann das gezielte Artilleriebombardement des Reichstags, am Spätnachmittag des 30. April der Sturm. Die Unteroffiziere der zum Angriff ausgewählten Züge drängten sich darum, voranstürmen zu dürfen. Ohne Rücksicht auf das eigene Leben und das ihrer Männer rückten sie vor. Mit Maschinenpistolen und Handgranaten machten sie sich ihren Weg frei, doch die Verteidiger zogen sich taktisch geschickt zurück. Oberst Schintschenko, der das Sturmregiment befehligte, erinnerte sich in seinen pathetischen Memoiren: »Für mich gab es nur einen Befehl: Die Fahne muß auf dem Reichstag gehißt werden. Dreißig Minuten später begab ich mich mit der Führungsgruppe des Regiments zum Reichstag. Um mich herum pfiffen die Kugeln. Endlich waren wir am Ziel angekommen. Aber noch immer wußte ich nicht, wie der Kampf ausgegangen war. Hatten unsere Jungens schon gesiegt? Nein! Der Kampf war ebenso erbittert wie in den Mittagsstunden. Granaten explodierten, MP-Salven dröhnten in den Räumen.« Um 20.50 Uhr schließlich hing zum ersten Mal eine rote Fahne aus einem Fenster der Ruine; symbolträchtig auf der Kuppel wehte sie jedoch noch nicht. Den ganzen 1. Mai über wurde weiter gekämpft, die Untergeschosse waren weiter in der Hand der Verteidiger. In der folgenden Nacht setzten sich die meisten Deutschen durch den Heizungskeller aus dem umkämpften Parlamentsgebäude ab. Erst am Morgen des 2. Mai inszenierte der Armeefotograf Jewgenij Chaldej mit einer selbst genähten Fahne und drei Rotarmisten das weltberühmte Bild von der Flaggenhissung auf dem Reichstag. Wahrscheinlich hat diese letzte Schlacht in Berlin mehrere tausend Menschen das Leben gekostet – dabei hätten Dauerbeschuss und Aushungern binnen zwei oder drei Tagen mit Sicherheit ebenfalls zur Übergabe geführt. Aber Stalin wollte die Kapitulation der Reichshauptstadt pünktlich zum 1.Mai erreichen, dem zweithöchsten Feiertag der Sowjetunion, und schickte deshalb mehr als 10 000 Rotarmisten in diesen furchtbaren Angriff. Einen ähnlichen Befehl gab Hitler im Bunker; am 28.April wies er den Reichsjugendführer Arthur Axmann und seine Ber liner HJ-Division an, die Havelübergänge zu halten und vor allem das Olympiastadion zurückzuerobern. Tatsächlich brachte eine Attacke der fanatisierten Halbwüchsigen einige hundert Rotarmisten dazu, aus dem Stadion abzuziehen. Angeblich 2 000 Hitler-Jungen sollen dabei gefallen sein. Ihr Opfer war umso nutzloser, als zwei sowjetische Regimenter am
    1. Mai das Reichssportfeld erneut überrannten.
    Während um den Reichstag und um das Reichssportfeld erbittert gekämpft wurde, kam unter der Reichskanzlei das Ende vom Ende. Adolf Hitler und seine Frau Eva starben am 30. April 1945 zwischen 15.15 Uhr und 15.50 Uhr von eigener Hand im engen Wohnzimmer im Hauptbunker. Zuvor hatten sie sich von den anderen Bunkerinsassen verabschiedet, Hitler hatte seinem persönlichen Diener Anweisungen über den Umgang mit den Leichen gemacht. Seine engsten Mitarbeiter sorgten dafür, dass beide Körper in einem Granattrichter direkt vor dem Gartenausgang des Führerbunkers mit 200 Litern Benzin so vollständig wie möglich verbrannt wurden. Die Überreste wurden sorgfältig mit Erde bedeckt. Mit dem Doppelselbstmord von Adolf und Eva Hitler war das Sterben der Höhlenbewohner noch nicht zu Ende. Joseph Goebbels, durch Hitlers Testament nunmehr amtierender Reichskanzler, ließ am 1.Mai seine sechs Kinder im Alter von drei bis 14 Jahren von seiner Frau Magda vergiften und beging danach zusammen mit ihr Selbstmord. Hans Krebs, letzter Chef des Generalstabes des Heeres, und der letzte Wehrmachts-Chefadjutant Wilhelm Burgdorf erschossen sich nach einem Gelage im Kartenraum des Hauptbunkers. Franz Schädle, Chef des Führerbegleitkommandos, beging ebenfalls Selbstmord; durch eine Verletzung gehandicapt, traute er sich nicht zu, den Sowjets zu entkommen. Die restlichen Insassen des Bunkers bereiteten nach dieser Selbstmordwelle ihre Flucht vor. In der Nacht vom 1. auf den 2. Mai verließen sie in mehreren Gruppen die Ruinen an der Wilhelmstraße, um sich durch die feindlichen Linien zu schlagen. Mit dabei war Martin Bormann, das eigentliche Haupt der NSDAP-Parteiorganisation. Doch einige hundert Meter vom Führerbunker entfernt starb

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