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Hitzeflimmern

Hitzeflimmern

Titel: Hitzeflimmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthea Bischof
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alles getan, was in meiner Macht steht“, erwiderte Anton und er klang wie im Stimmbruch gegenüber dem sonoren Raunen des Bären.
    „Wie viel haben sie bestellt?“ fragte dieser.
    Anton gab getreulich Auskunft, es lohnte sich nicht zu lügen. Nicht hier. Sie fanden immer alles heraus.
    „Das ist fast nichts. Du musst mehr erreichen. So war es nicht abgesprochen“, sagte der Bär und es klang so täuschend sanft, wie zottiges Fell das Raubtier tarnt.
    „Ich kann nicht mehr machen als…“ , setzte Anton an.
    Doch der andere hob die Pranke und sagte donnernd: „Abgemacht war Hauptlieferant. Das kriegst du hin, verstanden?“
    „Sie haben da jemanden, der sagt, die Qualität sei zu schlecht“, führte Anton ins Feld. Er traute sich selten zu widersprechen, aber er sah keine Möglichkeit, MetalO zum Hauptlieferanten zu machen. Seine Position reichte einfach nicht aus, das zu erreichen.
    „Du dummer Idiot, das hat überhaupt nichts zur Sache, die Qualität! Du kriegst das hin, oder du bist alles los, was du bekommen hast? Verstanden?“
    „Ich habe verstanden“, murmelte Anton blutleer.
    Er durfte gehen und der Bär wiegte den massigen Kopf, als er ihm nachsah.
     
    Karl war der erste, der seine Unterschrift unter die Bestellung für F+M gesetzt hatte. Er hatte versucht, nicht nur an Fayna zu denken, sondern sich ebenso zu versichern, dass die Firma wirklich gut war. Die kleinen Anpassungen in ihrem Angebot hatten sie rasch angepasst gehabt. Nun war der Handel perfekt.
    Er reichte Anna einen ganzen Stapel anderer Aufträge, einen ziemlich ungeordneten Haufen. Dabei bat er sie, ihn am Vormittag zu entschuldigen, denn er wollte zusammen mit dem Projektteam den Aufbau in der neuen Fertigungsstrecke überprüfen. Es hatte für Karl eine wohlige Nostalgie, die wohltemperierte Teppichetage zu verlassen, um in den staubigen, verschmierten Fabrikhallen vor Ort zu sein. Makellose Berichte waren eine Sache, aber eine Automatisierung von der Teststrecke bis hin zur Produktion zu begleiten, das Maschinenöl und den verbrannten Stahl zu riechen war etwas anders. Das war es, was er bei seiner Berufswahl gewollt hatte. Davon war seine heutige Aufgabe weit entfernt. Sein Einfluss und das entsprechende Gehalt trösteten ihn ohne weiteres darüber hinweg. Doch manchmal machten ihm diese Besuche einfach Spass.
    Ein leer stehendes Lagerhaus war angemietet worden und sie fuhren nach dem Industriegebiet östlich des Dnjepr. Im Gegensatz zum grosszügig angelegten Zentrum von Kiew mit seinen glänzend Prospekts und den renovierten  Gebäuden war hier wenig Wert auf Ästhetik gelegt worden. Rost und erodierter Zement prägten das Bild und die Wasserschäden vieler kalter Winter hatten das Pflaster bröckeln lassen. Die Fahrt war die reinste Schüttelpartie, während der Regen niederprasselte.
    Endlich erreichten sie das Lagerhaus und der Projektleiter öffnete das Vorhängeschloss an der Kette. Rasselnd öffneten sie die Türe und traten ein. Auch hier war der Boden uneben, die Fugen zwischen den Platten waren ungleichmässig und Risse durchzogen das Pflaster.
    „Wir müssen den Boden erst herrichten“, sagte Yuri. Er war ein ehrgeiziger Ingenieur, der besonnen und exakt arbeitete und bald seine Promotion zum Projektleiter erreichen würde.
    Karl stimmte zu und der jüngere Ingenieur machte sich Notizen.
    Das Lagerhaus war zweistöckig, wobei der obere Teil nur aus Gittern bestand und für eine derart schwere Anlage ohnehin nicht in Betracht kam. Eine altmodische Fensterfront sorgte für eine gute Beleuchtung, doch in den langen Wintern würde das nicht reichen.
    Sie überprüften die Strom- und Wasserversorgung und besprachen die Entsorgung. Einige Fenster waren nicht mehr dicht und eine anständige Beleuchtung musste eingerichtet werden.
    „Rechnen Sie das mal“, wies Karl den Projektleiter an. „Damit wir wissen, was wir investieren müssen.“
    „Ein paar Anpassungen für die Sicherheitsauflagen brauchen wir“, sprach er weiter.
    „Das mit den Sicherheitsauflagen wird nicht so streng überprüft“, meinte Yuri mit einem Grinsen.
    „Mag sein, aber ich will nicht, dass hier jemand verunglückt. Ich habe da persönlich was dagegen“, sagte Karl.
    Der Projektleiter nickte und öffnete ein knirschendes Fenster. Ein Windstoss kam herein und der Staub stob über sie. Der jüngere Techniker musste niesen und sie beschlossen, dass sie genug gesehen hatten.
    Den Nachmittag würde Karl in verschiedenen Meetings verbringen und

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