Hitzeflimmern
auf Gerechtigkeit pochen konnte.
Karl stellte sicher, dass Zoya das Haus verliess, ehe er die Kinder zu Bett brachte und ignorierte ihre Bemerkung, die Kinder würden immer anstrengender.
Als Karl anderntags bei einem Kaffee seine neuen Nachrichten durchging, kam Anna herein und schloss die Türe hinter sich. Mit gesenktem Blick trat sie näher und sagte:
„Herr Graf, ich muss Ihnen sagen…“, sie brach ab.
„Was ist denn Anna?“, fragte er erstaunt.
„Sehen Sie, ich bin gerne Ihre Assistentin und mein Beruf ist dadurch sehr interessant. Aber verstehen Sie auch, ich sehe es eigentlich nicht als meine Aufgabe, wie ein Laufbursche Ihre Sachen in die Reinigung zu bringen…“
Karl unterbrach sie: „Anna, das war ein Ausnahmefall, das wird sich nicht häufen. Sie können heute Nachmittag frei machen, wenn Sie wollen.“
„Das war nicht mein Anliegen, Herr Graf“, sagte sie fest. „Ich finde es gut, private von beruflichen Dingen zu trennen. Das ist mein Anliegen.“
„Ich werde darauf achten“, sagte Karl erstaunt. Was war so privat gewesen?
Anna blickte ihn einige Sekunden stumm an. Dann nickte sie, bedankte sich und verliess mit respektvoll gesenktem Blick sein Büro.
Er gab derzeit eine Menge Anlass zu Beschwerden, dachte Karl bei sich.
Zoya hatte die Kinder nach Zürich zurück gebracht und diesmal musste Karl eingestehen, dass die Kleinen durch den Wind waren. Er hatte sich redliche Mühe gegeben, so viel Zeit wie möglich mit ihnen zu verbringen, doch abgesehen vom Wochenende war es nicht einfach gewesen. Die meiste Zeit hatte er sie wegen irgendeiner Sache trösten müssen, sie weinten viel und vor dem Schlafen fragten sie regelmässig nach ihrer Mama. Karl hatte ein schlechtes Gewissen und versuchte ihnen die Situation zu erklären, doch seine Ausführungen interessierten die beiden wenig. Sie wollten einfach einen anderen Zustand haben.
Nun erwartete er buchstäblich Christelles erbosten Anruf und überlegte, wie er das Problem Zoya lösen sollte. Denn das Problem Zoya war nicht unerheblich mit ihm verbunden. Karl fragte sich, ob er Zoya eigentlich mochte oder nicht. Es war nicht leicht zu sagen. Sie ging ihm regelmässig auf die Nerven. Sie benahm sich grauenvoll und sie war unglaublich faul. Gleichzeitig machte es ihren Reiz aus, dass sie sich nicht an Regeln hielt. Ihre Art, ihn zu verführen, war so betörend. Sie war eine der wenigen Frauen, die nicht voraussetzte, dass er sich um sie bemühen musste. Sie verführte ganz einfach und es war wie Balsam für sein angeschlagenes Ego. Selbst ihre Art, Sex gegen materielle Vorteile zu tauschen gab ihm ein genüssliches Gefühl von Macht. Selbst nun, da er an den herben Umgangston zwischen ihnen und die eigentlich unwürdige Rollenverteilung dachte, erregte ihn der Gedanke. Mehr noch als Zoyas offenkundige Vorzüge. Zoya war eine derartige Nervensäge, gestand er sich ein, dass man auf ihre Gefühle keine besondere Rücksicht zu nehmen brauchte. Sie war einfach und sie war egoistisch. Das gab ihm das zweifelhafte Recht, ebenso egoistisch zu sein.
Erwog er nun, sie um des lieben Friedens willen aus seinem Leben zu entfernen, so kratzte gerade dieses Zugeständnis an seiner Selbstgerechtigkeit. Warum sollte er auf einen Vorteil verzichten, nur weil seine Haushälterin und seine Exfrau es so wollten? Würde er den einfach erhältlichen, schön verruchten Sex mit der leicht versauten Zoya nicht vermissen?
Karl dachte an Fayna. Diese vermisste er wirklich. Aber sie bekam er nicht so einfach wie Zoya.
Er rief sie an und verlangte ein Treffen.
Die kleinen Umbauten in der Halle für die Teststrecke gingen rasch vor sich. Yuri brachte immer wieder vor, dass die Sicherheitsvorkehrungen übertrieben seien und manchmal sperrte er sich geradezu gegen Karls Anweisungen. Karl musste ihm klar und deutlich sowohl seinen Standpunkt als auch seine Entscheidungsgewalt vorhalten.
Schliesslich sagte Yuri: „Wenn man immer für Sicherheit sorgt, passen die Leute nicht mehr auf. Das ist eine beschissene Sache, vollkommen unnötig. Sollen die doch einfach aufpassen, wenn sie arbeiten!“
„Yuri, passen Sie jetzt mal auf: Sie führen die Umbauten so durch, wie ich es sage. Sonst können Sie eine Abrissbirne kaufen und sich selbständig machen. Verstehen wir uns?“ rief Karl ungehalten.
Yuri holte tief Luft und trollte sich. Karl schüttelte den Kopf als er ihm nachsah und beschloss, sich die Halle vor dem Aufbau der Teststrecke nochmals
Weitere Kostenlose Bücher