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Hitzschlag: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition)

Hitzschlag: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition)

Titel: Hitzschlag: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
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hatte sogar ihre Sonnenbrille abgenommen und sie in den Ausschnitt ihres Kostüms geschoben. Winnie dachte an die Reflexion, die die junge Russin gesehen haben wollte, dort, wo Juhl und seine Leute den Abdruck einer Ferse in einer der Rabatten gefunden hatten.
    Was, wenn Irina Portner an diesem Abend tatsächlich den Erpresser ihres Vergewaltigers gesehen hatte? Den mutmaßlichen Mörder ihres Mannes?
    Oder war am Ende doch alles ganz anders?
    Um sie herum wurden die Trauernden allmählich unruhig. Kein Zweifel, die Leute stießen an ihre Grenzen. Zu heiß, zu lange, zu anstrengend. Vielleicht dachte der eine oder andere auch an den Swimmingpool, an dem er jetzt liegen könnte. Und das kühle Bier, das er sich genehmigen würde, wenn das hier endlich vorbei war, er der Pflicht, dem guten Ton Genüge
getan hätte. Winnies Finger spielten mit den Stängeln ihres Buketts, während ihre Augen über die Gesichter der Umstehenden glitten. Trotz ihrer vermeintlichen Konzentration auf die Rede des Obergastronomen achtete sie auf jedes Detail. Wer sich umsah. Wer zuhörte. Wer nicht. Wessen Langeweile nur vorgetäuscht war …
    Nach wie vor war sie sicher, dass der Mann, den sie suchten, hier war. Irgendwo, ganz in ihrer Nähe, verborgen in der Masse der Trauernden.
    Es ist seine große Chance, demjenigen, der ihn erpresst hat, auf die Spur zu kommen, dachte sie. Vielleicht die einzige, die er hat. Nie wieder wird er alle Menschen, die in Jan Portners Leben eine Rolle gespielt haben, so auf dem Silbertablett präsentiert bekommen. So dicht beieinander. So gut zu beobachten …
    Ihre Augen kehrten zu Irina Portner zurück, die in die entgegengesetzte Richtung blickte und irgendetwas entdeckt zu haben schien. Die Haltung der jungen Russin veränderte sich, und die kurze Irritation in ihren Augen wich einem Ausdruck von Erkennen. Einen Moment lang sah sie erfreut aus, fast so, als wolle sie grüßend die Hand heben. Doch die erwartete Reaktion schien auszubleiben, denn die freudige Überraschung verwandelte sich unter Winnie Hellers Augen in Verunsicherung. Und dann weiter in blanke Verständnislosigkeit. Winnie reckte den Kopf, um zu sehen, wen oder was die junge Witwe angeschaut hatte, doch im selben Moment registrierte sie irgendwo links von sich etwas, das sofort ihre gesamte Aufmerksamkeit absorbierte …
    Was war das? Eine Person?
    Eine Bewegung?
    Winnie hielt atemlos inne. Nein, etwas anderes! Etwas, das sich nicht fassen ließ und das trotzdem tief in ihr augenblicklich sämtliche Alarmglocken zum Schrillen brachte.
    Während die Muskeln in ihrem Nacken hart wurden, tasteten
sich ihre Augen vorsichtig nach links. Sie glitten über die wabernde Masse der Trauernden, streiften Gesichter, verwarfen sie wieder und wandten sich neuen Gesichtern zu. Neuen Profilen. Dann plötzlich ein Hut. Nicht der mit dem Schleier, sondern ein anderer, schlichterer. Ein Frauenkopf, der sich senkt. Dahinter ein anderes Gesicht. Ganz kurz nur. Wie ein Spotlight. Ein Mann. Dunkles Haar. Vor der Brust eine Kamera. Ein flüchtiges Stirnrunzeln, so als ob er etwas beobachtete, das er nicht verstand …Winnie Heller hielt den Atem an. Die ebenfalls dunklen Augen des Mannes waren auf etwas gerichtet, das sich irgendwo rechts von ihr befinden musste, gegenüber, auf der anderen Seite der Grube. Im selben Moment richtete sich der Hut wieder auf, und das Gesicht war verschwunden. Winnie stellte sich auf die Zehenspitzen und versuchte, die ungefähre Richtung auszumachen, in die der Mann geschaut hatte. Dabei blieb ihr Blick an Merle Olsen hängen.
    Aber konnte das möglich sein?
    Wenn das dort drüben unser Mann ist, versuchte sie die Sache mit Logik anzugehen, dann kennt er Merle Olsen. Schließlich hat er sie erst vor kurzem vergewaltigt. Aber er ist offenbar überrascht, sie hier zu sehen. Er hat nicht erwartet, dass sie kommt. Deshalb das Stirnrunzeln. Deshalb die Irritation.
    Aber er ist es! 
    Er muss es sein …
    Ihr Kopf ruckte zurück, doch der Mann mit der Kamera wurde noch immer von der Hutträgerin verdeckt. Schnell sah sie wieder zu Verhoeven hinüber und versuchte, seinen Blick zu erhaschen, doch ihr Vorgesetzter bemerkte sie nicht.
    Na gut, dann eben allein!
    Um nicht noch unnötig Aufmerksamkeit zu erregen, senkte sie den Kopf und schob sich langsam Richtung Hauptweg, dorthin, wo sie sich besser bewegen konnte. Freier. Schwarze Schultern glitten bereitwillig zur Seite. Vielleicht dachten die
Leute, dass sie die Hitze

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