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Hitzschlag: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition)

Hitzschlag: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition)

Titel: Hitzschlag: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
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gelang es ihr in der Zwischenzeit ja sogar, ein Telefon zu finden. Oder einen
Computer, von dem aus sie einen Hilferuf absetzen konnte. Sie musste einfach durchhalten und verhindern, dass Kender sie noch einmal überraschte. Denn eins hatte sie in ihrem Job wirklich gelernt: Wenn du feuern willst, musst du aus der Deckung kommen!
    Alles, was sie tun musste, war, gewappnet sein.
    Sie straffte sich.
    Geh einfach weiter! 
    Er ist allein. So wie du. Selbst wenn das hier eine Treibjagd  sein soll, denk daran: Es gibt keine Jagdhelfer. Keine Komplizen.  Nur ihn und dich. 
    Also geh! Es ist die einzige Chance, die du hast  …

13
    Er hatte sie beinahe gehabt, aber die Frau war stark und wendig. Und so hatte er nur ihren Ärmel zu fas-und wendig. Und so hatte er nur ihren Ärmel zu fassen bekommen. Ein paar flüchtige Sekunden lang. Dann war sie ihm wieder entglitten.
    Aber wenigstens hatte sie ihr iPhone eingebüßt!
    Es war ihr hingefallen, als sie sich ruckartig losgerissen hatte, und er hatte sofort gewusst, dass er erst einmal von ihr ablassen musste. Heutzutage ortete ein Fachmann so ein Ding in null Komma nichts, und er konnte es sich nicht leisten, dass sie mit diesem Ort in Verbindung gebracht wurde. Mit seinem Revier …
    Seine Fingerknöchel hatten geknackt, als er fest auf den Aus-Schalter gedrückt hatte. Dann hatte er das Gerät gegen die nächste Mauer geworfen, voller Wut, dass sie die Dreistigkeit besessen hatte, zu telefonieren, während sie vor ihm flüchtete. Das iPhone war auf den Boden geklatscht und noch ein paar Meter weit geschlittert, und inzwischen war ihm auch klar, dass er es so schnell wie möglich holen und vernichten
musste. Wenn es ihr nämlich tatsächlich gelungen war, jemanden auf ihre Lage aufmerksam zu machen, wenn also die Polizei im Spiel war, bestand durchaus die Möglichkeit, dass sie über den Akku herfanden!
    Er verschloss den Sicherungskasten und nahm das Nachtsichtgerät aus der Hülle, die es schützte.
    Auf den Monitoren, die Gänge und Gehege überwachten, hatte er ihren Weg verfolgt. Er wusste, wo sie sich im Augenblick aufhielt. Und an ihren Bewegungen hatte er ablesen können, dass sie vorhatte, sich in Richtung Ausgang durchzuschlagen. Wahrscheinlich hatte sie es bis vor ein paar Sekunden auch für eine gute Idee gehalten, sich in ein Gebäude geflüchtet zu haben. Aber diesen Zahn hatte er ihr definitiv gezogen! So, wie er sie einschätzte, war sie sich durchaus darüber im Klaren, dass die Sache gewissermaßen fünfzig zu fünfzig stand. Es gab einen Eingang. Es gab einen Ausgang. Und wenn sie die richtige Tür wählte, würde sie davonkommen. Vielleicht rechnete sie sogar damit, dass er eine oder gar beide Türen verschloss, und stellte sich auf ein längeres Katz-und-Maus-Spiel ein. Doch leider, leider, leider hatte er keine Zeit, die Herausforderung anzunehmen. Irgendwo da draußen tickte nämlich eine Zeitbombe in Form eines ziemlich verschrammten iPhones …
    Tja, Schätzchen, Pech gehabt! 
    Er stieß sich vom Türrahmen ab und machte sich auf ihre Fährte.
    Mit Hilfe des Nachtsichtgeräts bewegte er sich lautlos und schnell. Hinter den Glasscheiben links huschten Tierschatten. Zwergaguti. Tamarin. Rechts die rennende Figur auf den Notausgangsschildern. Der Anblick der Uhr, hinter der die Instruktionen des Erpressers gesteckt hatten, machte ihn noch immer wütend. Doch er hielt sich nicht auf. Neben ihm stimmte einer der Nachaffen urplötzlich das für diese Spezies typische mächtige Gebrüll an. Die Lufttaschen in der Kehle
des Tieres füllten sich, und nach und nach fielen die Artgenossen ein. Das kam ihm entgegen, weil es seine Schritte in einem Kokon aus Lärm verbarg.
    Und dann auf einmal sah er sie vor sich!
    Sie hielt sich dicht an der Wand und wirkte – zumindest rein äußerlich  – noch immer cool, fast unerschrocken. Als Frau war sie so reizvoll wie ein Käsebrötchen. Aber ihr Blick hatte ihm sofort gefallen. Schon vorhin, als sie zum ersten Mal in sein Revier gekommen war. Bei Tageslicht. Im Hellen …
    Sie hatte nicht bemerkt, dass er sie bemerkt hatte, obwohl sie wirklich über gute Instinkte verfügte. Ihm gefiel auch die Entschlossenheit, mit der sie der Welt und ihren Gefahren entgegensah. Auf dass ja niemand wage, sich ihr in den Weg zu stellen.
    Er ging langsamer, während sein Blick mit gnadenloser Penetranz an ihrem Rücken klebte. Fast so, als sei dort ein imaginäres Fadenkreuz aufgemalt.

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