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Hitzschlag: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition)

Hitzschlag: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition)

Titel: Hitzschlag: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
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aufs Grundstück gekommen?«
    »Wir vermuten, dass er von der Straße die Einfahrt hoch und von da aus hinter der Garage lang ist«, antwortete der Ermittler vom K 12. »Der Zaun zum Nachbargrundstück beginnt erst ein paar Meter weiter rechts. Das Haus links von uns hat zwar eine Mauer als Einfriedung, aber zur Straße hin liegt die Portner-Villa bis auf die Bambushecken vollkommen frei.« Er schürzte die Lippen. »Übrigens hübsch gemacht. Und leicht zu pflegen.«
    Winnie Heller lächelte. Bei »leicht zu pflegen« musste sie unwillkürlich an Lübkes Laube denken, ein buckliges kleines Haus mit einem hoch eingefriedeten, verwunschenen Garten, um den sie sich seit ein paar Wochen mit stetig wachsender Inbrunst kümmerte und in dem alles Mögliche blühte und wuchs.
    »Mir persönlich wäre das hier alles viel zu sehr auf dem Präsentierteller«, bemerkte in diesem Augenblick Verhoeven, und Winnie dachte, dass diese Bemerkung wieder einmal typisch für ihn war. Es gab Menschen, die Sinn für Privatsphäre hatten. Und Menschen, die eine gewisse Verschlossenheit aufwiesen. Die erst warm werden mussten, bevor sie jemanden näher an sich heranließen. Tja, und dann gab es Menschen, die eine hermetisch abgedichtete Mauer um sich und ihre Familien zogen. Eine Mauer, an der sie täglich Streife liefen, um auch ja jeden potenziellen Eindringling bereits im Anflug zu verscheuchen …
    »Das Haus wirkt nur von der Straße aus so offen«, widersprach
unterdessen Wieczorek. »Der eigentliche Garten ist praktisch uneinsehbar.«
    »Hat der Artist eigentlich jemals zuvor eine Schusswaffe benutzt?«, fragte Verhoeven, als sie zum Schlafzimmer der Portners zurückkehrten.
    »Nein.«
    »Damit gedroht?«
    »Auch nicht.« Wieczorek zuckte die Achseln. »Keins seiner Opfer hat je was anderes zu sehen bekommen als einen maskierten Mann mit einem Messer.«
    Verhoeven spähte an ihm vorbei. Zur Treppe, wo in diesem Augenblick Dr. Gutzkows markante Silhouette erschien. Die Gerichtsmedizinerin trug eine helle Leinenhose und ein schwarzes T-Shirt mit dreiviertellangen Armen.
    »Schneller ging’s nicht«, schnaufte sie, indem sie sich mit erstaunlicher Behändigkeit ein paar Überschuhe aus Papier überstreifte und dabei Verhoeven und seiner Partnerin grüßend zuzwinkerte. »Is aber ooch ’ne verdammt unchristliche Zeit, nebenbei bemerkt.«
    Wieczorek grinste und wies mit dem Kinn auf die Schlafzimmertür. »Er gehört Ihnen, Madame.«
    »Na, tausend Dank auch«, versetzte Dr. Gutzkow, der ein paar Spaßvögel des Präsidiums den zweifelhaften Beinamen »Potemkin« verpasst hatten, wobei die Betreffenden immer wieder gern betonten, dass dieser sich auf den Panzerkreuzer beziehe und nicht etwa auf den durchaus nicht unattraktiven Geliebten Katharinas der Großen.
    Verhoeven drehte sich zu Winnie um. »Auch wenn wir nicht wissen, wie schwer Frau Portner tatsächlich verletzt wurde, sollte einer von uns so schnell wie möglich in die Klinik fahren und sehen, ob sie ansprechbar ist.« Er zögerte und sah sie an.
    Einer von uns  …
    »Würden Sie das bitte übernehmen?«
    »Ich?« Winnie merkte, wie sie rot anlief. Einerseits war es natürlich durchaus eine verantwortungsvolle Aufgabe, mit der ihr Boss sie da gerade betraute. Andererseits hegte sie den dringenden Verdacht, dass er ihr die Sache einzig und allein deshalb übertrug, weil sie eine Frau war. Ein Umstand, aus dem sie selbst nicht unbedingt eine besondere Kompetenz für diese Art von Gesprächen abgeleitet hätte. Mehr noch: Im Grunde war sie der festen Überzeugung, dass ihr Vorgesetzter in solchen Dingen das größere Einfühlungsvermögen besaß.
    »Je schneller wir mehr wissen, desto besser«, sagte Verhoeven, der ihr Zögern offenbar als Aufforderung begriff.
    »Und Sie sind sicher, dass Sie nicht lieber selbst …«
    »Ja«, unterbrach er sie mit einem Lächeln. »Sie machen das schon.«
    Gott, wie herablassend das wieder klang! Sie machen das  schon  …
    »Na schön«, entgegnete sie. »Ganz wie Sie meinen.«
    »Gut.« Er nickte ihr zu. »Dann bis später.«
    »Ja«, sagte sie. »Bis dann.«

2
    Irina Portner hatte bereits vor einigen Jahren beide Eltern verloren. Ihre Mutter, eine ungelernte Verkäuferin und Gelegenheitsprostituierte, war an einem zu spät diagnostizierten Darmkrebs gestorben, der Vater bereits ein paar Jahre zuvor in Russland unter nicht genau geklärten Umständen zu Tode gekommen. Manche behaupteten, er habe über das Wodkatrinken schlicht und

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