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Hitzschlag: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition)

Hitzschlag: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition)

Titel: Hitzschlag: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
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tun wollen. Folglich wird eine Prostituierte immer erst mal versuchen, einen solchen Kerl zu beruhigen, indem sie  – zumindest zum Schein  – auf seine Wünsche eingeht. Etwas, das Ihr Täter auf gar keinen Fall möchte.«
    »Was können Sie uns hinsichtlich seiner Vorgeschichte verraten? «, fragte Verhoeven, der genau wie Hinnrichs noch immer skeptisch aussah.
    Winnie Heller rechnete fest mit irgendeinem unverfänglichen Allgemeinplatz, doch sie lag daneben.
    »Ich tippe darauf, dass Ihr Mann vor Sarah Endecke bereits mindestens ein Mal als Vergewaltiger in Erscheinung getreten und damit durchgekommen ist«, antwortete Kolmar ohne Zögern. »Dass der Datenabgleich keine Ergebnisse gebracht hat, spricht dafür, dass das damalige Opfer entweder keine Anzeige erstattet hat oder tot ist.«
    Genauso hat Wieczorek auch argumentiert, dachte Winnie Heller. »Und was glauben Sie ?«, fragte sie frech heraus.
    Hinnrichs’ Brauen schnellten in die Höhe, und er sah Kolmar an. Wie er reagierte. Ob er reagieren würde.
    Der Profiler legte den Kopf schief und überlegte einen Moment.
Natürlich musste er über seine Antwort nicht nachdenken. Aber er wollte offenbar auch nichts überstürzen. »Es ist anzunehmen, dass damals weniger Gewalt im Spiel gewesen ist als bei den aktuellen Fällen«, antwortete er schließlich.
    »Und das heißt im Klartext?«
    Kolmars Augen zwinkerten amüsiert. »Das heißt im Klartext, dass ich davon ausgehe, dass das damalige Opfer den Übergriff überlebt und sich bewusst dafür entschieden hat, seinen Vergewaltiger nicht anzuzeigen.«
    »Um sich die Tortur eines Prozesses zu ersparen?«
    »Zum Beispiel.«
    »Oder?«
    »Was meinen Sie?«
    »Was sonst?« Winnie Heller richtete sich in ihrem Stuhl auf. »Sie halten doch auch noch eine andere Erklärung für denkbar, oder?«
    »Es gibt tausend denkbare Erklärungen«, entgegnete Kolmar, nun doch sichtlich ums Ausweichen bemüht.
    »Vielleicht hat die Frau damals gar nicht gewusst, wer sie vergewaltigt hat«, schlug Bredeney an seiner Stelle vor. »Vielleicht hat er es immer schon verstanden, seine Opfer nichts von seinem Gesicht sehen zu lassen.«
    Ja, dachte Winnie Heller, das wäre die eine Möglichkeit …
    »Und was ist, wenn unser Mann damals noch gar nicht vorsichtig war?«, fragte sie, indem sie Marc Kolmars Reaktion auf diese Frage genau beobachtete. »Wäre es nicht genauso denkbar, dass die betreffende Frau ihn sehr wohl kannte und ihn vielleicht sogar gerade aus diesem Grund nicht angezeigt hat? Aus Einschüchterung oder weil sie befürchtete, dass man die Tat von vornherein nicht allzu ernst nimmt, wenn herauskommt, dass sie mit dem Täter … zum Beispiel befreundet war?«
    Kolmar schob ein paar Fotos herum. »Zum Beispiel.«
    »Wie wahrscheinlich ist es denn, dass sich die erste Tat einer
solchen Serie im näheren persönlichen Umfeld des Vergewaltigers abspielt?«, fragte Verhoeven.
    »Unserer Erfahrung nach werden die Kreise solcher Täter mit der Zeit immer größer«, antwortete der Profiler. »Es ist, wie bereits erwähnt, auch für den Vergewaltiger eine Form von Lernprozess. Eine Entwicklung. Und genau wie der Wolfswelpe, der jagen lernt, zunächst die engere Umgebung rund um den Bau erkundet, bevor er sich weiter hinaus wagt, begehen solche Täter ihre ersten Delikte nicht selten in ihrem engeren persönlichen Umfeld, um den Radius dann langsam, aber sicher auszuweiten.«
    »Wenn eine mögliche erste Tat nicht zur Anzeige gebracht wurde, bringt uns diese Information weniger als nichts«, befand Hinnrichs trocken.
    »Stimmt«, entgegnete Kolmar nicht minder prosaisch.
    Winnie Heller musterte den OFA-Mann eindringlich. Sie fand es schwer zu beurteilen, was er dachte, auch wenn einige seiner Ausführungen auf den ersten Blick durchaus wie persönliche Stellungnahmen klangen.
    »Wie lange könnte eine solche erste Tat her sein?«, fragte sie, weil die Antwort auf diese Frage sie brennend interessierte.
    »Schwer zu sagen«, brummte Kolmar.
    »Ein Jahr, zehn Jahre?« Hinnrichs trommelte entnervt auf seinen Unterlagen herum. »Sagen Sie uns was.«
    Der Profiler schüttelte den Kopf. »Es wäre absolut unseriös, hierzu eine Prognose abzugeben.«
    »Ha!«, machte Hinnrichs. »Wenn mich nicht alles täuscht, ist genau das Ihr Job!«
    »Unser Job ist die Auswertung des Datenmaterials.« Kolmar blickte geradewegs durch ihn hindurch. »Nicht mehr und nicht weniger.«
    »Können Sie uns dann wenigstens sagen, ob ein mögliches

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