Hitzschlag: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition)
stolz. »Es handelt sich um einen Sportschuh Marke Nike, genauer gesagt um einen Laufschuh Modell Lunarglide. Vermutlich Größe sieben.«
»Das entspricht etwa der deutschen Größe vierzig, oder?«
»Richtig«, bestätigte Juhl.
»Ist das nicht eher klein für einen Mann von eins achtzig?«
»Nehmen Sie die Größe bitte nur als Richtwert«, bat Juhl.
»Bei einem Teilabdruck sind solche Dinge unmöglich genau zu bestimmen.«
»Sicher.« Winnie Heller sah zu Verhoeven hinüber, der sich taktvoll abgewandt hatte.
»Das genannte Modell gibt es übrigens für Damen und Herren«, sagte Juhl.
»Aber es war ein regelrechter Laufschuh?«, hakte Winnie noch einmal nach, während sie sich Merle Olsens Bemerkungen über das Outfit des Artisten ins Gedächtnis rief. »Also nichts Spezielles, ein Kletterschuh zum Beispiel?«
»Nein«, antwortete Juhl. »Das Modell ist zum Joggen und absolut gängig.« Er machte eine kurze Pause, bevor er hinzusetzte: »Besonders interessant ist in diesem Zusammenhang übrigens die Tatsache, dass am Tag des Überfalls ein paar Leute von der Gärtnerei da gewesen sind.«
Winnie Heller schüttelte verwirrt den Kopf. »Was für eine Gärtnerei?«
»Die, die das Portner’sche Anwesen in Ordnung hält. Nach Angaben des Chefs waren sie mit drei Leuten vor Ort, und zwar nachmittags zwischen dreizehn und siebzehn Uhr. Sie haben die Büsche und Rabatten rund um das Gästehaus in Ordnung gebracht und vorn beim Haupthaus ein paar eingegangene Ziergräser ausgetauscht.«
»Und hat einer von denen Sportschuhe dieses Typs getragen? «, fragte Winnie Heller, die inzwischen mitgekriegt hatte, worauf Lübkes Stellvertreter hinauswollte.
»Nein«, entgegnete dieser. »Definitiv nicht. Wir haben das bereits recherchiert. Angesichts der Hitze trugen zwei der Männer offene Slipper, Sie wissen schon, solche Outdoor-Teile, die man problemlos in die Waschmaschine stecken kann, wenn sie dreckig sind. Und der dritte trägt immer und überall Arbeitsstiefel in Größe fünfundvierzig.«
»Das bedeutet also, dass jemand anders zwischen siebzehn Uhr und dem Tatzeitpunkt dort gewesen ist?«
»Ganz genau.«
»Angesichts der Zeit kann es nicht Portner gewesen sein«, folgerte Winnie, aber das schien Juhl bereits zu wissen. Er war von Haus aus gründlich und hatte von Lübke gelernt, immer und überall seine Hausaufgaben zu machen. »Er ist seit dem späten Vormittag unterwegs gewesen.«
»Einmal das. Und außerdem sind seine Füße größer.« Irgendwo im Hintergrund wurden Stimmen laut, während Juhl irgendwo die genaue Größe nachsah. Winnie Heller hörte ein ärgerliches »Ach, leck mich doch«, dann herrschte wieder Ruhe. »Portner war einen Meter neunundachtzig groß und hatte Schuhgröße vierundvierzig«, meldete sich Lübkes Stellvertreter gleich darauf zurück.
»Vielleicht stammt der Abdruck von der Hausherrin«, schlug Winnie vor, während sie überlegte, ob sie Irina Portner Schuhgröße vierzig oder einundvierzig zutraute. Sie selbst trug Größe siebenunddreißig, doch die junge Russin war immerhin ein ganzes Stück größer als sie. »Sie ist vielleicht irgendwann an diesem Abend hinausgegangen, um die Arbeit der Gärtner zu begutachten. Oder sie ist eine Runde geschwommen. Immerhin ist dort beim Gästehaus auch der Pool und …«
»Das glaube ich nicht«, unterbrach sie Juhl.
»Wieso nicht?«
»Weil der Abdruck, den wir gefunden haben, von einer Ferse stammt.«
Winnie stöhnte. »Muss ich das jetzt verstehen?«
»Es sieht ganz danach aus, als sei dort jemand rückwärts gegangen und dabei versehentlich in diese Rabatte getreten«, ließ Juhl sich herab zu erklären. »Es ist ein sehr trendiger Garten, passend zum Haus, und die bewusste Rabatte hat keine Kante, sondern ist – im Gegenteil – direkt in den Boden eingelassen. Davor führt ein mit Granitplatten ausgelegter Weg über die Terrasse zum Eingang des Gästehauses. Ist verdammt
gut gemacht, das Ganze. Im japanischen Stil, alles auf einer Ebene.«
»Moment«, rief Winnie, die nach wie vor Mühe hatte, ihm zu folgen. »Wollen Sie damit sagen, dass sich jemand rückwärts auf das Gästehaus zubewegt hat?«
»Genau.«
Sie sah, wie Verhoeven aufhorchte. »Und wieso?«
Juhls Stimme verriet ein Lächeln. »Die Stelle bietet einen guten und zugleich geschützten Blick auf das Wohnhaus.«
»Sie meinen, der Artist könnte dort gestanden und zum Haus der Portners hinübergeschaut haben?«
»Das wäre eine
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